Firmennachricht • 14.01.2013

Zalando testet Metail

Virtuelle Umkleidekabinen werden eingeführt

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Die Test-Artikel sind mit einem “Jetzt anprobieren”-Button auf der Artikeldetailseite ausgestattet.
Quelle: Zalando

Retouren gehörten zu den heißesten E-Commerce-Themen im letzten Jahr. Jeder Onlinehändler, insbesondere im Mode-Bereich, ist dazu gezwungen immer mehr Ressourcen in die Senkung der eigenen Retourenquote zu investieren.

Zwei große Hoffnungsträger in diesem Bereich sind virtuelle Umkleidekabinen und Körpervermessung. Auch Zalando testet nun zusammen mit einem britischen Startup, das im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt ist.

Dank virtueller Umkleidekabinen zur passenden Größe

Der letzte Schrei in den Laboren der Mode-Onlineshops sind virtuelle Umkleidekabinen und Körpervermessung. Die Zahl der Anbieter wächst und auch ihre Methoden sind vielfältig. Ihnen ist gemein, dass der Nutzer letztendlich eine Empfehlung erhalten soll, in welcher Größe ihm das gewünschte Kleidungsstück am besten passt.

Da dies teilweise sogar in Form von dreidimensionalen Ansichten passiert, wird meist von “Virtual Fitting Room” (z. Dt. “virtuelle Umkleidekabine”) gesprochen. Häufiger konzentrieren sich Anbieter jedoch noch auf die Körpervermessung.

Der wahrscheinlich bekannteste Anbieter in diesem Bereich ist UPcload. Das Berliner Startup konnte bereits namenhafte Onlineshops als Kunden gewinnen und Aufmerksamkeit zahlreicher Fach- und Onlinemedien genießen.

UPcload setzt zur Vermessung auf eine Kombination aus Webcam und standardisierter CD, wie sie jeder zu Hause hat. Im körperbetonten Outfit stellt sich der Nutzer mit der CD in der Hand vor seine Webcam. UPcload macht anschließend mehrere Aufnahmen, ermittelt so die Maße des Nutzers und speichert sie in ein persönliches Profil. Dieses kann er zukünftig bei teilnehmenden Onlineshops zur Bestimmung seiner Größe verwenden:

Neben UPcload gibt es zahlreiche weitere Anbieter, die mit unterschiedlichen Methoden Nutzer von ihrer “echten” Seite einfangen möchten. Hierzu zählen beispielsweise My Virtual Model, mifitto für Schuhe, Fits.me mit aufwendiger Robotertechnik und Mipso mit einigen weiteren Nutzerpräferenzen und Social Sharing.
Zalando setzt auf Metail bei Eigenmarken

Neben dem spezialisierten Retouren-Think-Tank Team investiert Zalando nunmehr auch in Tests der virtuellen Umkleidekabinen. Dabei setzt der Berliner Senkrechtstarter aktuell auf das 2008 gegründete UK-Startup Metail. Letzten November hörte Techcrunch erstmals von einer möglichen Kooperation.

Metail fokkussiert sich im Gegensatz zu UPcload nicht auf die Vermessung des Nutzers, sondern dessen Modellierung als Avatar. Dafür lädt er Fotos von sich hoch oder wählt ein vorgefertigtes Gesicht aus und gibt seine Maße ein. Anschließend kann er zwischen verschiedenen Frisuren wählen. Ist das Model fertig, kann der Nutzer bei teilnehmenden Händlern in der virtuellen Umkleidekabine das gewünschte Kleidungsstück anprobieren. Metail hat sich die selbstentwickelte Technologie zur Digitalisierung der Kleidung und Modellierung des Avatars bereits patentieren lassen.

Zalando testet Metails virtuelle Umkleidekabine aktuell bei schätzungsweise 200 Artikeln der Eigenmarken Zalando Collection, Zalando Essentials, Even&Odd und mind&berry.

Überzeugende Integration, Avatar mit Verbesserungspotenzial

Die Test-Artikel sind mit einem “Jetzt anprobieren”-Button auf der Artikeldetailseite im Bereich der Größenauswahl ausgestattet.

Nach einem Klick öffnet sich die virtuelle Umkleidekabine von Metail als Layer. Im Beispiel des Even&Odd Cocktailkleides wird die Nutzerin gebeten Körpergröße, Gewicht und BH-Größe anzugeben. Durch “Fortsetzen” sieht sie sich anschließend direkt im gewünschten Kleidungsstück. Auch eine Registrierung ist möglich – selbstverständlich komfortabel via Facebook.

Die Folgeseite ist zweigeteilt: Auf der linken Seite befindet sich der Avatar mit weiteren Einstellungsmöglichkeiten und auf der rechten Seite sind die wichtigsten Produktinfos, eine Größenempfehlung und der unerlässliche Warenkorb-Button in bekannter Optik.

Der Avatar lässt sich nach links und rechts drehen, um sehen zu können wie das Kleidungsstück sitzt. Außerdem können nun Gesicht (eigenes Foto), Figur (zusätzlich Maße von Hüfte und Taille), Frisur und Hintergrund weiter angepasst werden.

Besonders interessant ist letztlich die Größenempfehlung. Die passende Größe wird nach Eingabe der Körpermaße automatisch ermittelt und voreingestellt. Für jedes Maß erfolgt individuell auf Basis des Kleidungsstückes eine Einschätzung wie z.B. “guter Sitz”, “eng anliegend” oder “zu groß”. Dadurch bekommt die Nutzerin einen besseren Eindruck, wo die Problemstellen sein könnten.

Andere Größen können ebenfalls ausgewählt werden, um vergleichen zu können. Ob das Kleid allerdings tatsächlich an der einen oder anderen Stelle “zu klein” ist, konnte ich bei dem Avatar nicht erkennen. Hier sollte aktuell noch auf die textuelle Empfehlung vertraut werden. (Das Beispiel-Kleid hat Zalandos zLabels, wie man sehen kann, für eine Frau mit durchschnittlichen Maßen in Größe L angefertigt.)

Abgerundet wird die virtuelle Umkleidekabine durch eine kompakte Hilfe und die Möglichkeit seinen Avatar für die Zukunft speichern zu können. Zudem können Nutzer Feedback über eine kurze Umfrage geben.

Zahlreiche Onlineshops und Marken testen ebenfalls

Neben Zalando, die laut Berliner Morgenpost auch mit UPcload im Gespräch waren, testen einige weitere Unternehmen virtuelle Umkleidekabinen und Körpervermessung. So zählen zu den weiteren Metail-Kunden F&F (Tesco), Warehouse (UK), Very (UK) und ITV’s This Morning (Fernsehsendung in UK).

Auch OTTO hat bereits offiziell bekanntgegeben UPcload und Fits.me zu testen. WebZapper wurde jedoch verraten, dass letzterer recht kostenintensiv ist. Auch der Outdoorausrüster The North Face arbeitet mit UPcload zusammen, sodass OTTO diese Daten ebenfalls nutzt.

Macy’s wiederrum setzt auf True Fit, die auf Basis verschiedener Angaben des Nutzers und vorhandener Kleidungsstücke eine Empfehlung aussprechen. Und bei Bonobos (USA), die sich der perfekten Passform verschrieben haben, kommt Clothes Horse zum Einsatz.

Die Hoffnung auf sinkende Retouren

Alle vereint die Hoffnung durch diese Tools Auswahlbestellungen und Fehlkäufe ihrer Kunden zu verhindern und so die Retouren zu senken. Denn virtuelle Umkleidekabinen und Körpervermessung sollen den Spiegel im Laden bestmöglich ersetzen, damit Kunden zukünftig auch den Onlineshop nur mit der passenden Größe verlassen.

Vorteile haben hier natürlich Onlinehändler mit schneller Lieferung und kostenlosem Versand. Dort riskieren Kunden keine doppelten Versandkosten und können dennoch schnell umtauschen, falls die Umkleidekabine doch mal daneben lag. Kommunizierte Zufriedenheitsgarantien mit entsprechender Leistung könnten in solchen Fällen das angeschlagene Kundenerlebnis zusätzlich auffangen.

Eines können sich Onlinehändler heute aber schon sicher sein: Die Minderheit ihrer Kunden retourniert freiwillig. Die Barriere ist und bleibt vorerst die Ungewissheit. Auswahlbestellungen drastisch zu reduzieren ist aufgrund dessen selbstverständlich ein ambitioniertes Ziel. Und doch ist es nicht unrealistisch, sofern die Technologie immer besser und einfacher wird und notwendige Daten zunehmend zur Verfügung stehen.

Das Problem sind die Daten

Doch genau diese sind noch das Problem: Die Maße der Kleidungsstücke müssen detailliert und standardisiert vorliegen. Das ist gerade bei Fremdmarken meistens nicht der Fall. The North Face ist noch die Ausnahme. Noch heikler wird es bei der 3D-Modellierung. Daher liegt das Potenzial auf Händlerseite aktuell vor allem im Bereich der Eigenmarken, wie es auch Zalando macht.

Für Startups bleibt das Thema weiter spannend. Es könnte sich beispielsweise ein findiges Team als Datenlieferant hervorheben, der technologieunabhängig die Maße aller Markenartikel einsammelt, standardisiert und anschließend per Schnittstelle zur Verfügung stellt. So spart sich der Onlinehändler diese aufwendige Arbeit und kann trotzdem die Vorteile virtueller Umkleidekabinen und der Körpervermessung nutzen. Cliplister und Milo haben es mit Produktvideos bzw. lokalen Einzelhändler-Daten bereits vorgemacht.


 

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