SOA macht Supermarkt-Waage zum flexiblen Daten- und Informationszentrum

Funktionen folgen dem technologischen Trend

Die neuesten Waagen im Supermarkt entwickeln sich immer mehr zu wiegenden und druckenden Endstationen der Computernetze. Die jüngste Generation verlangt nicht einmal mehr einen Tastendruck, sondern kann dank optischer Bildverarbeitung Äpfel und Birnen selbst unterscheiden. Und wenn es gilt, Tomaten mit und ohne Stiel vom Strauch zu unterscheiden, dann fragt so eine Waage eben beim Kunden mit knapper Menüauswahl zurück. Früher war eine Ladenwaage lediglich im Einsatz, um das Gewicht eines Verkaufsartikels zu bestimmen. Heute mutet diese Vorstellung geradezu antiquiert an. Waagen sind nicht nur mit Bon- und Kassensystemen verschmolzen; sie liefern dem Verkäufer umfangreiche Artikelinformationen und empfehlen dem Kunden das Rezept zum Produkt oder einen passenden Wein. Das alles funktioniert natürlich nur, wenn die Waage an das Datennetz angeschlossen wird und selbst mit passender Software bestückt ist. Doch genau da beginnt das Problem, weiß Tudor Andronic aus dem Leitungsteam des Bereichs Retail Systems Development bei Bizerba http://www.bizerba-openworld.de: „In dem Moment, wenn es das ist, was wir von einer Waage verlangen, dann muss eine Waage die Sprache lernen, die die anderen Systeme in dem Gebiet reden. Und das ist SOA."

 

SOA ist allerdings keine Programmiersprache im eigentlichen Sinne. Es ist ein Konstruktionsprinzip für IT-Netzwerke. Die drei Buchstaben stehen für serviceorientierte Architektur. Der zentrale Gedanke ist bestechend einfach: Das, was eine bestimmte Einheit für das Gesamtnetz leistet, wird als Dienst, als Service, fest definiert. Jede andere Einheit des Systems kann über eine Schnittstelle diesen Service aufrufen und auf die entsprechenden Informationen zugreifen. „In einem bestimmten Status verlange ich nach einem Service, und ich bekomme ihn: Ich habe Durst, ich verlange etwas, und ich bekomme ein Glas Wasser“, so Andronic. Die Grundidee sei dabei nicht neu. „Es war immer so, dass Applikationen versucht haben, vernünftig miteinander zu reden. Es waren aber die technischen Mittel noch nicht da, so einen Traum auch realisieren zu können – also Geschwindigkeit, Größe, Unabhängigkeit von Betriebssystemen und Plattformen“, erläutert Bizerba-Manager Andronic.

 

Das sei das Revolutionäre an SOA. Ein Gesamtsystem könne aus völlig unterschiedlichen Bausteinen und trotzdem könnten sie plattformübergreifend miteinander kommunizieren. Man müsse sich das sich vorstellen wie einen großen Highway, auf dem die Autos in alle Richtungen unterwegs sind, bemerkt Richard Mader, Executive Director der Association for Retail Technology Standards (ARTS) http://www.nrf-arts.org, die mit Sitz in Washington weltweite Standards für Einzelhandelstechnologie erarbeitet. SOA sei nach Erfahrungen von Mader eine tolle Sache, allerdings müssten einige Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden: „Es ist kein Produkt, das man so im Geschäft bekommt. Sie bauen eine SOA aus einzelnen Komponenten zusammen.“ Für den Endnutzer habe dieses Bauprinzip von IT-Netzwerken ganz handfeste Vorteile: „Lösungen, die den SOA-Richtlinien folgen, sind außerordentlich flexibel. Wann immer sich Geschäftsprozesse ändern, hält die Software damit Schritt, ohne das gleich die ganze IT-Landschaft umgebaut werden muss“, betont Mader.

 

Eine multimediale Ladenwaage, die in einem Fleischerfachgeschäft steht, erfülle vielleicht ganz andere Aufgaben als eine Waage, die mit den weltweiten Datenströmen einer großen Handelskette vernetzt ist. „Unsere Kunde haben durch die SOA-Architektur einen Investitionsschutz. Die Funktionen folgen dem technologischen Trend. So profitieren alle von SOA, kleinere wie größere Kunden. Allerdings gilt auch: Nicht überall, wo SOA draufsteht, ist wirklich SOA drin“, warnt Bernd Hoffmann, Entwicklungsleiter Retail Systems bei Bizerba. Für sein Unternehmen wiege SOA so schwer, dass es sich strikt an den Vorgaben des ARTS-Komitees für Einzelhandelsstandards ausrichtet.

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