Interview • 01.04.2012

LED ist eine Punktlichtquelle, OLED ist gut für leuchtende Flächen

iXtenso-Interview mit Dr. Armin Wedel, Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung, Potsdam

Versuchsaufbau: Das Faunhofer-Institut leistet Grundlagenforschung und muss...
Versuchsaufbau: Das Faunhofer-Institut leistet Grundlagenforschung und muss dabei die Industrie als Partner gewinnen. © Fraunhofer IAP

Nach der LED wird jetzt die OLED entwickelt, die organische Leuchtdiode – englisch organic light emitting diode. Was ist jetzt schon machbar, was sind die Vorzüge der leuchtenden dünnen Bauelemente? Unsere Fragen beantwortet Dr. Armin Wedel, der die technischen Bedingungen für OLED in der Beleuchtung erforscht. Er glaubt, dass erst ein kleiner Teil der Einsatzmöglichkeiten bekannt ist.


Welche Anwendungsfelder sehen Sie für OLEDs?

Grundsätzlich sehen wir drei Anwendungsfelder: Beleuchtung, Displays und Anzeigen – Signage – mit OLEDs. Deutschland und Europa haben sich auf die OLED-Beleuchtung fokussiert, weil hier auch die großen „Player“ wie Osram und Philips sind. Die OLEDs werden herkömmliche Leuchtmittel nicht ablösen, sondern ergänzen, wie jetzt die LED-Beleuchtung. Interaktives Licht wird es mit OLEDs geben, weil man hier ideal Sensorfunktionalitäten miteinander kombinieren kann.

Was sind die Unterschiede zwischen LED und OLED?

Der größte Unterschied besteht in der Art der Lichtabstrahlung. Die LED ist eine Punktlichtquelle, die OLED eine Flächenlichtquelle. Die LED wird durch optische Hilfsmittel wie zum Beispiel Linsenstrukturen aufgeweitet. Die OLED benötigt keinen Reflektor mehr, weil sie über der gesamten Fläche abstrahlt.

Wann werden organische Leuchtdioden marktreif sein?

Es gibt schon viele Produkte im Bereich Displays auf dem Markt, zum Beispiel für Mobiltelefone, MP3-Player und Digitalkameras. Das Potential ist groß und ist – nach meiner Meinung – noch nicht einmal zu 20 Prozent ausgeschöpft. Bisher gibt es nur wenige OLED-Fernseher auf dem Markt, Hersteller wie etwa Samsung investieren aber gerade in Produktionsanlagen.

Wann erwarten Sie großflächige OLED-Beleuchtung für ganze Wände oder Decken?

Die Realisierung von Leuchttapeten oder leuchtenden Fenstern bei Nacht sind zwar immer noch eine Zukunftsvision, aber OLED ziehen in die Beleuchtung mit Designerprodukten ein. Man sieht das zum Beispiel bei Lampen. Im Augenblick beobachten wir aber noch eine weitere interessante Entwicklung: In den relativ dünnen LCD-Fernsehern sind jetzt LED-Backlights – Hinterleuchtungen – integriert, die sich in hervorragender Weise auch für großflächige Beleuchtung eignen könnten. Es stellt sich die Frage, ob diese Art der Beleuchtung großflächig sogar eher Einzug hält.

Wie effizient sind OLEDs im Moment?

Organische Leuchtdioden erreichen heute Effizienzen, die an die Leuchtstoffröhren heranreichen. Die OLED bleibt aber nach wie vor ein stromgetriebenes Bauelement. Damit unterscheidet sich diese Technologie bei den OLED-Displays grundsätzlich von den LCD-Bildschirmen.

Wie steht es mit der Abstrahlung von Wärme, IR- und UV-Licht?

Für den Handel ist es wichtig, dass die Lichttemperatur von OLEDs bei Warenpräsentationen beeinflusst werden kann. Wichtig ist auch die Frage, ob die Abstrahlung des Lichtes der OLEDs zum Beispiel in Kühltheken oder in unverpackten Lebensmitteln schädlich ist. Da die OLED aber ausschließlich im sichtbaren Spektralbereich Licht aussendet, sind keine Beeinflussungen zu erwarten.

Wie ist die Umweltbilanz bei Produktion und Recycling von OLEDs?

Da ein OLED-Display ein selbstleuchtendes Bauelement ist, benötigt es im Gegensatz zu LCD keine Hintergrundbeleuchtung. Damit fällt die Energiebilanz deutlich besser aus.
OLEDs enthalten keine giftigen Stoffe – im Gegensatz zu den Energiesparlampen. Die OLED bestehen nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und einigen anderen Elementen wie zum Beispiel Sauerstoff oder Schwefel). Außerdem finden Metalle und Oxide Anwendung, beispielsweise Indium oder Zinnoxid, welches heute ebenfalls in den LCD-Fernsehern eingesetzt wird.

Designer entwickeln laufend neue Lichtanwendungen. Was wünschen sich die Gestalter von Ihnen, was ist machbar?

Von den Designern wünschen wir uns eine enge Zusammenarbeit. Wir sind sicher, dass noch nicht alle Möglichkeiten des Einsatzes von OLEDs erkannt oder bekannt sind. Der Gestaltungsspielraum ist sehr groß, da gibt es viele gute Ideenansätze. Wie immer bei einer neuen Technologie, gibt es Randbedingungen, die die Gestaltung natürlich auch begrenzen.

Woran arbeiten Sie gerade? Was sind zurzeit noch die Schwächen der OLEDs?

Wir arbeiten vor allem an der Etablierung von Drucktechnologien für die Materialien, die in einer OLED gebraucht werden. Mit dem Aufdampfen werden zwar im Moment die effizientesten OLEDs hergestellt, die auch bereits in Produkten Anwendung finden, jedoch werden kostengünstigere Verfahren benötigt, vor allem bei größeren Flächen.

Fahren Sie zur light+building nach Frankfurt und was schauen Sie sich an?

Nein, wir fahren noch nicht zur light+building aber wir sind in engem Kontakt mit Designern und Herstellern von Beleuchtung. Wir arbeiten gerade an der Umsetzung einer Demonstrator-Anlage, auf der wir dann für die Anwender Muster fertigen können. Hier erwarten wir entsprechende Aufträge.


Interview: René Schellbach, iXtenso.com

01.04.2012


Linktipp:
www.oled-research.com
http://www.iap.fraunhofer.de/fb2/index.html

 
 

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