Nachdem die Energiekosten im Einzelhandel in den zurückliegenden Jahren nur einen Weg kannten, nämlich den nach oben, konnte die Mehrheit der Händler 2012 im Vergleich zum Vorjahr stabile Energiekosten verzeichnen.
Das geht aus einer Studie des EHI Retail Institute zum Energiemanagement im Einzelhandel aus dem letzten Jahr vor. Die Händler schreiben diesen Umstand insbesondere der nur minimalen Erhöhung der EEG-Umlage von 3,53 Cent/kWh im Jahr 2011 auf 3,59 Cent/kWh im Jahr 2012 zu. Ein weiterer Faktor, der die Situation vorteilhaft beeinflusste, war der sehr günstige Einkaufspreis für Strom in 2012.
Aufgrund der stabilen Entwicklung sind auch die Energiekosten pro Quadratmeter Verkaufsfläche nur minimal gestiegen und befinden sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Betrachtet man die Energiekosten allerdings im Zeitverlauf, so fällt ein allmählicher jährlicher Anstieg auf. Aktuelle Aussagen über die globale Entwicklung der Energiepreise sowie die institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen lassen vermuten, dass sich diese Steigerung auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird.
Die jährlichen Energiekosten (Strom, Gas, Heizöl etc.) belaufen sich bei den befragten Nonfood-Händlern gegenwärtig im Schnitt auf 32,95 Euro je Quadratmeter Verkaufsfläche (qm VKF) und sind somit seit 2009, seitdem die Zahlen erhoben werden, um 2,11 Euro/qm VKF gestiegen. Im Food-Handel liegen die jährlichen Energiekosten bei 56,25 Euro/qm VKF und sind somit seit 2009 um 4,65 Euro/qm VKF gestiegen.
Kältetechnik im Lebensmittelhandel
Die Kosten zu senken und die Wirtschaftlichkeit zu steigern, ist auch im Lebensmittelhandel von entscheidender Bedeutung. Bei den vom EHI befragten Lebensmittelhändlern stehen insbesondere Maßnahmen zur Energieoptimierung im Bereich Kältetechnik im Fokus, da dieser Bereich mit 41 Prozent den größten Energieverbraucher darstellt. Die Erweiterung von Bedienungsbereichen einschließlich wachsender Angebote bei kühlpflichtiger Prepack-Ware und Convenience-Produkten sowie eine fortgesetzte Ausweitung von Molkerei- und Tiefkühlsortimenten haben bei vielen Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel zu einer Vergrößerung der Kühlflächen in den Geschäften geführt. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft weiter fortsetzen, sodass insbesondere Energiesparprojekte im Bereich der Kältetechnik an Bedeutung gewinnen werden.
Um die Energiekosten beim Betrieb der Kältetechnik zu senken, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, angefangen bei jenen, die sich mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen erreichen lassen, wie dem richtigen Beladen der Kühlmöbel, regelmäßiger Wartung sowie dem richtigen Aufstellen der Möbel im Raum, bis hin zu kostenintensiveren Maßnahmen wie dem Abdecken der Kühlmöbel.
Kühlmöbelabdeckungen
Nach verschiedenen Berechnungen verbrauchen Tiefkühltruhen mit Glasabdeckungen bis zu 50 Prozent weniger Energie, bei Kühlregalen in der Normalkühlung können Glasabdeckungen bis zu 35 Prozent an Energie einsparen. Demnach sollte man meinen, dass Händler bereit sind, in die Abdeckungen zu investieren. Bei allen befragten Unternehmen ist der Einsatz geschlossener Kühlstrecken (Decken, Türen, Nachtrollos etc.) in der Tiefkühlung tatsächlich Standard. Hingegen sind Abdeckungen bei der Normalkühlung nur bei gut über der Hälfte der befragten Händler im Einsatz – allerdings nicht bei allen Unternehmen flächendeckend, sondern teilweise nur in einigen Pilotmärkten.
Es stellt sich die Frage, warum dies so ist. Abdeckungen sind nach wie vor ein sensibles Thema, da beim Einsatz geschlossener Kühlmöbel der positive Aspekt der ungehinderten und verkaufsfördernden Warenpräsentation verloren geht. Viele Händler befürchten, dass die Kunden durch Abdeckungen vom Einkauf abgehalten werden. Insbesondere bei den Molkereiprodukten und anderen Schnelldrehern ist diese Angst groß. Die Energieverantwortlichen in den Unternehmen, die eine Erhöhung der Energieeffizienz anstreben, bewegen sich hier in einem Dilemma mit der Vertriebsabteilung, die einen Rückgang des Umsatzes befürchtet. Außerdem sehen die Händler den Nachteil des komplizierteren Handlings, so ist die Beladung der Kühlmöbel für die Mitarbeiter schwieriger.
40 Prozent der vom EHI befragten Unternehmen haben die Entscheidung getroffen, auch die Normalkühlung bei allen Neu- und Umbauten abzudecken. Diese Unternehmen haben Meinungsforschungsinstitute mit Studien beauftragt oder im Rahmen von Diplom-/Masterarbeiten Untersuchungen durchführen lassen, um die Auswirkungen der Abdeckungen zu ermitteln. Im Ergebnis lässt sich sagen, dass die Unternehmen keine Umsatzrückgänge feststellen konnten. Vielmehr ist die Resonanz der Kunden sehr positiv, da aufgrund der geringeren Kälteentwicklung ein längerer Aufenthalt vor den Möbeln möglich ist, die Möbel aufgeräumter sind und durch die Abdeckung der Eindruck einer besseren Warenqualität entsteht.
Aus Sicht der Unternehmen, die sich bei allen Neu- und Umbauten auch für die Abdeckung der Normalkühlung entschieden haben, überwiegen die Vorteile eindeutig. Zusammenfassend wurden die folgenden Vorteile genannt:
- kein Kälteaustritt
- längere Verweildauer vor den Kühlmöbeln
- Kundenwahrnehmung einer besseren Warenqualität/Produktqualität
- keine Unordnung in den Möbeln, da die Ware weniger bewegt wird
- höherwertiges Erscheinungsbild des Ladens
- Signal für umweltbewusstes Handeln des Unternehmens
Als Nachteil wird die schwierigere Handhabung für das Personal beim Einräumen der Möbel gesehen.
Im Vergleich wird deutlich: Offene Kühlmöbel sind immer ein Kompromiss zwischen Kaufanreiz und Energieverbrauch. Damit die Kunden sofort zugreifen können, werden häufig hohe Energieverluste in Kauf genommen. In der Praxis gilt es, eine Balance zu finden zwischen verkaufsaktiver Präsentation, geforderten produktspezifischen Temperaturen und zeitgemäß niedrigem Energiebedarf.
Angesichts der steigenden Energiekosten, des Klimawandels und des sich ändernden Umweltbewusstseins der Kunden wird wohl kein Weg an den Abdeckungen vorbeiführen. Es ist wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit, bis entsprechende gesetzliche Regelungen in Kraft treten. Wenn alle Unternehmen abdecken, wird auch das Argument der Umsatzverschiebung hin zum Wettbewerb obsolet. Es bedarf hier nur einiger mutiger Vorreiter, die ein positives Zeichen setzen und damit die Marschrichtung vorgeben.
Kältemittel
Beim Ersatz von Kälteanlagen entscheiden sich die Händler direkt für solche, die hinsichtlich Energiebilanz und verwendeter Kältemittel modernen Anforderungen entsprechen, da eine umweltfreundliche Kälteerzeugung angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die an der EHI-Studie teilnehmenden Handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich für folgende Kältemittel-Kombinationen als Standard für alle zukünftigen Neu- und Umbauten entschieden:
- 43 Prozent werden R-744 in der Tiefkühlung und R-134a in der Normalkühlung einsetzen.
- 31 Prozent bevorzugen transkritische Anlagen, also den Einsatz von R-744 sowohl für Tief- als auch für Normalkühlung.
- 26 Prozent setzen weiterhin auf konventionelle Kältemittel, insbesondere R-404A und R-134a.
Hierbei ist zu beachten, dass Discounter nicht befragt wurden. Der hohe Anteil an natürlichen Kältemitteln erklärt sich zudem damit, dass die Verwendung von R-744 insbesondere bei Unternehmen aus der Schweiz seit einigen Jahren relativ weit verbreitet ist, während in Deutschland hier noch Zurückhaltung herrscht.
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