Interview • 01.11.2014

„Ein Geschäft im Handel sollte wie ein lebendiger Organismus begriffen werden“

Interview mit Pablo Theux, Geschäftsführer der KMLS GmbH

Pablo Theux: Wichtig ist, dass technische Anlagen genügend Flexibilität...
Pablo Theux: "Wichtig ist, dass technische Anlagen genügend Flexibilität bieten, um auch nach eventuell notwendig gewordenen Anpassungen des Stores energieeffizient zu funktionieren".
Quelle: KMLS GmbH

Vor vier Jahren entschlossen sich die beiden Diplom-Kaufleute Pablo Theux und Alpaslan Yildirim für den Start als Dienstleister mit Spezialisierung auf Themen rund um Technik und Energieeffizienz im Einzelhandel mit der KMLS GmbH. Hintergrund war schon damals die Feststellung, dass viele Handelsunternehmen einen großen Bedarf an qualifizierten Dienstleistungen in diesem Bereich hatten. Auch heute ist der Beratungsbedarf oft noch groß. Pablo Theux erläutert im Interview, was Händler in der eigenen Filiale für die Energieoptimierung tun können.

Herr Theux, der Handel verfügt inzwischen über eine Vielzahl an Optionen für die Energieoptimierung. Welche Maßnahmen bieten sich bei Neubauten an?

Der Einzelhandel hat beim Neubau stationärer Geschäfte in Sachen Energiemanagement viele Möglichkeiten, um die Energieeffizienz zu optimieren und damit Energieverbrauch und Kosten zu minimieren. Der intelligente Einsatz von energieeffizienten Leuchten, energieeffizienten Kälte-  und Wärmesystemen mit Wärmerückgewinnung sowie eine ganzheitliche Steuerung aller Anlagen machen es heutzutage möglich, Energieverschwendung schon mit dem Tag der Geschäftseröffnung zu vermeiden. Ideal ist außerdem ein Fernzugriff, der Fachleuten jederzeit ein Online-Monitoring via Internet ermöglicht.

Die technischen Anlagen in Handelsfilialen sind oft für eine Lebensdauer von acht bis zehn Jahren konzipiert. Ist das ausreichend, oder benötigt der Handel heute nicht flexiblere Systeme?

In der Tat ist eine alleinige Betrachtung der Lebensdauer zu eindimensional. Wichtig ist, dass technische Anlagen genügend Flexibilität bieten, um auch nach eventuell notwendig gewordenen Anpassungen des Stores energieeffizient zu funktionieren. Der Handel sollte Veränderungen innerhalb dieses Zeitraumes bedenken und bei den Planungen und Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Das können sogar Veränderungen sein, die das angebotene Sortiment betreffen.

Meine Empfehlung ist, ein Geschäft im Handel wie einen lebendigen Organismus zu begreifen, bei dem alle zum Einsatz kommenden Systeme flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren  bzw. entsprechend eingestellt werden können. Wichtig ist dabei auch, dass der Umgang mit einem Energiemanagement-System so einfach wie möglich sein sollte. Damit wird sichergestellt, dass auch wenig technik-affine Mitarbeiter mit einem simplen Knopfdruck etwa die Frischluftzufuhr in Gang setzen können. Idealerweise schaltet sich das System dann automatisch ab, wenn die Zielwerte erreicht sind.

Welche Maßnahmen kann ein Händler ergreifen, um Optimierungspotentiale in Bestandsanlagen zu identifizieren?

Es macht Sinn, sich der eigenen Realität in einer Ist-Analyse zu stellen. Diese liefert Informationen zum aktuellen Energieverbrauch je Anlage und gleichzeitig wichtige Ansatzpunkte für Optimierungsmaßnahmen. Im Idealfall arbeitet der Einzelhandel zwar mit gewarteten Anlagen, die alle gut aufeinander abgestimmt sind. Alle Bestandsunterlagen liegen vor und jedem Verantwortlichen ist klar, wo und was verbaut wurde.

Die Realität ist aber anders. Da gibt es im Laufe der Zeit Personalwechsel oder aber Filialübernahmen durch andere Unternehmen sowie Umbauten der Geschäftsräume. Auch technische Anlagen werden nicht selten verändert, und die technischen Informationen liegen nicht immer komplett vor. Es kann auch Systeme geben, die ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr miteinander funktioniert haben. Da wird dann gerne eine Notlösung eingeführt, die eigentlich nur vorübergehend zum Einsatz kommen sollte, dann aber doch über Jahre bestehen bleibt und die Energieeffizienz stark beeinträchtigt. Aber genau deshalb ist das Verbesserungs- und Einsparpotenzials in Euro und Cent groß. Vor allem aber lässt es sich mit vergleichsweise geringem Aufwand realisieren.

Welche Möglichkeiten hat der Händler bei der Optimierung von Bestandsanlagen, und wie groß ist der Aufwand, der hier betrieben werden muss?

Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer Kaskadierung von Handlungsoptionen. Damit meine ich etwa das Abstellen von Nutzerfehlverhalten, Maßnahmen, die ein konkurrierendes Funktionieren der Anlagen vermeiden, oder ein ganzheitlich optimierter Betrieb der Anlagen im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten. Der Aufwand unterscheidet sich je nach Ladentyp und Ladengröße. Erfahrungsgemäß kann für den Großteil der Maßnahmen von einem pay off der Investition von zwei bis vier Jahren ausgegangen werden.

Wie hoch schätzen Sie das durchschnittliche Einsparpotenzial ein, das ein Händler so erreichen kann?

Natürlich ist der Startpunkt jedes einzelnen Händlers ausschlaggebend zur Ermittlung der spezifischen Einsparmöglichkeiten. Wir sehen in mehrere tausend durchgeführten Energieeffizienzmaßnahmen häufig eine Ersparnis im Bereich Strom von 20% bis 25%. Im Bereich  Heizenergie sind die erzielbaren Einsparungen unserer Erfahrung nach etwas höher.

Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com

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