Arbeitsschutz: Sicherheit hat viele Gesichter

Im nächsten Jahr wird Arbeitsschutz besonders groß geschrieben

An der Kasse ist die Belastung doppelt: Dauerndes Lächeln kann zu psychischen...
An der Kasse ist die Belastung doppelt: Dauerndes Lächeln kann zu psychischen Beschwerden führen und die Arbeitshaltung je nach Arbeitsplatzgestaltung eine sehr einseitige Belastung darstellen.
Quelle: panthermedia.net/Arne Trautmann

Die „Arbeitsschutz Aktuell 2014“ steht vor der Tür und ist nicht allein. Zusammen mit dem „XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit: Globales Forum Prävention“ steht der August 2014 gänzlich unter einem sicheren Stern. Psychische Gesundheit, ein ergonomischer Arbeitsplatz und Betriebliches Gesundheitsmanagement sind hierbei nur einige Themen der Arbeitswelt von morgen.

In wenigen Tagen startet in Düsseldorf die A+A. Auch 2013 stehen die Themen persönlicher Schutz, betriebliche Sicherheit, Gesundheit bei der Arbeit und Ausrüstung für den Katastrophenschutz im Mittelpunkt. Aber auch Sonderschauen wie „Workplace Design“ oder „Wearable Technologies“ zeigen, was sich im Arbeitsschutz seit der letzten A+A 2011 so alles getan hat.

Auch Frankfurt hat sich 2014 die Sicherheit auf die Fahnen geschrieben. Auf der „Arbeitsschutz Aktuell“ informieren interessante Foren wie „ErgonomieLive“ oder das „Trend und Medien Forum“ über das aktuelle Geschehen in der Branche. Prof. Dr. Rainer von Kiparski ist unter anderem Präsident der Fachvereinigung Arbeitssicherheit: „Die Messemetropole Frankfurt wird so zum internationalen Kompetenzzentrum des modernen Arbeits- und Gesundheitsschutzes und zum weltweit wichtigsten Branchentreffpunkt – für Präventionsexperten der ideale Ort, um sich global zu vernetzen und sich über die neuesten Produkte zu informieren", kündigt er die Veranstaltung in einer Pressemitteilung an.

Gesund im Einzelhandel

Ergonomische Arbeitsplätze sind dem Handel längst nicht mehr neu. Ob einseitige Belastung in der Kassenzone oder dauernde Steharbeit hinter der Präsentationstheke: Die unter anderem daraus resultierenden Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen mit 22,4 Prozent deutschlandweit immer noch die meisten AU-Tage. Dies geht aus der aktuellen Broschüre „Arbeitswelt im Wandel“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hervor.

Hautkrankheiten hingegen gehören besonders im Lebensmittel- und Blumenhandel zu den häufigsten Berufskrankheiten. 2011 wurden knapp 25.500 Verdachtsfälle gemeldet, von denen rund 580 anerkannt wurden. Sowohl der ständige Kontakt mit Reinigungsmitteln als auch die Arbeit mit vermeintlich hygienischen Gummihandschuhen belasten die Haut dauerhaft. Hautschutzmittel, geeignete Schutzhandschuhe sowie milde Reinigungsmittel und Hautpflegemittel nach der Arbeit können helfen und bereits eingetretene Beschwerden lindern.

Ein weiterer potentieller Gefahrenherd sind verkaufsfördernde Maßnahmen im Einzelhandel. Duftmarketing, funktionale Musik und spezielle Warenbeleuchtung können die Gesundheit der Mitarbeiter, die sich im Gegensatz zu den Kunden sehr lange im Ladengeschäft aufhalten, auch gefährden. Bevor ein Laden derlei Maßnahmen installiert, muss anhand einer Gefährdungsbeurteilung ausgeschlossen werden, dass diese die Mitarbeiter schädigen.

Wachsende psychische Belastung

Auch psychische Belastungen im Handel nehmen zu. Jörg Feldmann von der BAuA weiß: „Eine Studie im Handel ergab, dass permanentes Lächeln und der Zwang, immer gut gelaunt und freundlich zu sein, das Personal ebenfalls stark beansprucht. Zudem zeigen Statistiken, dass das Arbeitsklima im Handel rauer geworden ist. Mitarbeiter müssen zunehmend mit unfreundlichen Kunden und verbalen Attacken umgehen können. Durch steigende Technisierung erhalten sie außerdem das Gefühl, ständig beobachtet zu sein, und dass jeder Fehler sofort entdeckt und gerügt werden kann. Solche Faktoren können Ursachen für Stress und Krankheit sein. “

Auch Dr. Arno Weber vom Verband deutscher Sicherheitsingenieure (VDSI) weiß um die wachsenden psychischen Anforderungen im Handel. Gerade in kleineren Unternehmen im Einzelhandel steckt der Arbeitsschutz noch in den Kinderschuhen. Dabei liegt es nicht an mangelndem Engagement, sondern vielmehr daran, dass das Thema in kleineren Betrieben weniger präsent ist. Denn egal ob die Firma groß oder klein ist, Arbeitsschutz und die Gesundheit am Arbeitsplatz sind in erster Linie Aufgaben der Führungskraft. Dabei reicht es nicht nur, physische Gefahrenquellen zu minimieren. Auch das Unternehmens- und Arbeitsklima muss berücksichtigt werden. Das Verhalten der Führungskraft ist hierbei für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter wichtig. Ein dauernd meckernder Chef bekommt unzufriedene Mitarbeiter, die im besten Fall Dienst nach Vorschrift machen und im schlimmsten Fall wegen Krankheit ausfallen. Daher müssen auch Führungskräfte ihr Verhalten den Mitarbeitern gegenüber reflektieren und gegebenenfalls anpassen. Ein freundlicher Umgangston, Anerkennung und kein unnötig aufgebauter Stress helfen dabei, das Arbeitsklima für beide Parteien zu verbessern.

Arbeit für alt und jung: Neue Herausforderung an Arbeitgeber

Die Gesellschaft altert – und mit ihr auch die Arbeitnehmer. Fachkräftemangel ist schon lange ein Thema. Für Unternehmen ist es inzwischen wichtiger denn je, seine Mitarbeiter gesund zu erhalten und gleichzeitig für neue Mitarbeiter attraktiv zu sein. Bewegungspausen, ergonomische Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Tischen oder Gesundheitstage sind einfache Mittel, den Mitarbeitern das Thema Gesundheit und Arbeitsschutz näher zu bringen. Auch Ergonomieberater oder Physiotherapeuten können bei der mitarbeiterfreundlichen Arbeitsplatzgestaltung helfen.

Natürlich gehört es ebenso dazu, den eigenen Mitarbeitern die Entlastungsmaßnahmen und gesundheitsfördernden Aktionen aktiv anzubieten und sie zu motivieren, selbst etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Wer gern Sport treibt, nutzt auch den Rabatt im Fitnessstudio, den das Unternehmen anbieten kann.

Dr. Weber vom VDSI vermutet, dass es in Zukunft ein ganzheitliches Sicherheitsdenken – eine Sicherheitskultur – in Unternehmen geben wird: „Hierbei geht es darum, nicht nur die Technik zu verbessern. Es bedeutet vielmehr, beständig den Ist-Zustand zu kontrollieren und zu reflektieren und die Mitarbeiter im richtigen Umgang mit Arbeit, Arbeitsumgebung und der eigenen Gesundheit zu schulen“

Andre Löckenhoff; iXtenso.com

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