Digital Signage wird zum vielseitigen Außerhaus-Medium

Quelle: Wagner Visuell
Quelle: Wagner Visuell

Der Markt für Digital Signage verdoppelt sich jedes Jahr – typisch für eine Innovation, die am Anfang ihrer praktische Anwendung steht. Und typisch sind auch die Hürden beim Start. Hohen Investitionskosten stehen Skepsis, unrealistische Erwartungen und unerwartete technische Probleme gegenüber. Vorreiter sind Korea und Japan. In Deutschland steht der Boom erst noch bevor. aber es gibt bereits zahlreiche Anwendungsbeispiele, welche die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten verdeutlichen.

Solange die Technik noch neu ist, fällt sie den Verbrauchern auf. Entsprechend verzeichnet der Handel bei Tests oft Umsatzsteigerungen deutlich über zehn Prozent. Wie jedoch geht es weiter? Werden sich die Konsumenten daran gewöhnen? Werden sie die Technik akzeptieren oder die Reizüberflutung beklagen? Die Hersteller, die sich alljährlich Ende Februar auf der EuoCIS in Düsseldorf oder im Juni auf der Digital Signage und Kiosk Expo in Essen versammeln, verbreiten Optimismus.

,Digital Signage entwickelt sich zu einem neuartiges Out-of-Home-Informationsmedium mit vielen Einsatzgebieten. Funktechnik und Batterien ermöglicht die kabellose Anbindung an einen zentralen Server. Die Inhalte werden mittels Redaktionssystemen und Abspiellisten gesteuert. Die Nutzer sehen in der Regel nur das Public Display, den speziellen Monitor.

Handel: Auszeichnung für Projekt bei s.Oliver

Bei der diesjährigen EuroCIS hat das EHI Retail Institute die Erweiterung der Digital- Signage-Anwendung in den Filialen von s.Oliver  mit einem Innovationspreis ausgezeichnet. Die Jury aus europäischen und amerikanischen Einzelhandels-Experten lobte die POS-Werbung mit geschlechterspezifischen Einspielungen, die durch die Software „Prestige“ (Online Software AG) und eine interaktive Gesichtserkennung (Vis-à-pix) realisiert wurde. Frauen und Männer bekommen unterschiedliche Kleidungsstücke aus der aktuellen Kollektion zu sehen. Jetzt arbeiten die Entwickler daran, außer dem Geschlecht der Betrachter vor dem Display auch deren Alter zu erkennen.

Instore TV: Edeka Nordbayern startet Projekt

Viewento baut die Partnerschaft mit Edeka in Sachen Digital Signage aus. Im Mai hat Edeka Nordbayern mit der 40-Mann-Firma aus Hamburg einen Rahmenvertrag  für die selbständigen Edeka-Kaufleute abgeschlossen, die ihren Kunden Ladenfernsehen bieten wollen. Viewento übernimmt Beratung, Projektierung, Systemintegration, Content-Produktion sowie Betrieb, Supporting und Reporting. Für die Werbe-Vermarktung ist exklusiv die Agentur Poscomm verantwortlich, die von zwei ehemaligen Spar-Managern geleitet wird. Schon in den bisherigen Märkten habe man mit der Nielsen-Marktforschung Umsatzsteigerungen von durchschnittlich 15 Prozent nachgewiesen.

Hotels: Displays als Wegweiser und Konferenzmedium

Immer öfter werden in den Eingangshallen öffentlicher Gebäude oder Hotels elektronische Anzeigetafeln eingesetzt. Sie empfangen Besuchergruppen mit Namen und zeigen die aktuelle Raumbelegung oder Veranstaltungstermine. Auch elektronische Türschilder sind im Angebot. Oft gibt es Schnittstellen zu den gängigen Datenbanken, so dass Doppelerfassungen vermieden werden. Public Displays kommen auch in Vortragsräumen zum Einsatz. Hier ersetzt Digital Signage den Beamer und bietet wesentlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Die Hersteller versprechen einfach zu bedienende Software die sich an die geläufigen Programme von Microsoft – „PowerPoint“ und „Word“ – anlehnt.

Fitnessstudios: Ablenkung beim Training

Viele Fitness-Studios wollen mehr bieten als moderne Trainingsgeräte. Die Übungen sind gesund, aber auf die Dauer auch langweilig. Deshalb setzen Studios auf Unterhaltung mit Bildschirmen. So bekam das 2009 eröffnete V-itness in Poing bei München zwei 42 Zoll große Flachbildschirme von NEC Display Solutions mit der passenden Software. V-itness informiert seine Kunden damit über die eigenen Sportkurse, Veranstaltungen oder Angebote. Per RSS-Feed sollen die Abfahrtszeiten der S-Bahnstation vor dem Haus eingeblendet werden. Drei 32-Zöller geben Videos und das TV-Programm wieder. Julian Merkl, Geschäftsführer des Systemhauses Merkl, das die IT-Ausstattung verantwortet, erläutert die Entscheidung für spezielle Displays: „Ein Fernseher mag zwar in der Anschaffung günstiger sein als ein LCD-Public Display. Langfristig entstehen durch Stromverbrauch, Wartungskosten und letztlich geringere Lebensdauer jedoch höhere Kosten.“

Taxi: Fahrgast-TV mit Werbung

Taxi-Ad aus Hamburg startet voraussichtlich im Spätsommer mit dem digitalem Medium „TaxiTV“. Der Test in 100 Taxen sei erfolgreich verlaufen, teilt das Unternehmen  mit, das Taxen auch mit Werbung auf dem Dach oder auf den Türen ausstattet und damit Werbekunden anspricht. Für Taxi-Ad lässt in der Kopfstütze des Beifahrersitzes Bildschirme installieren, welche über das Mobilfunknetz 3G eine Mischung aus Werbung und Nachrichten zeigen. Für die Technik und den Betrieb sorgt der Telekommunikationsausrüster Alcatel-Lucent, die Nachrichten kommen vom Sender n-tv, die Werbung vermarktet Taxi-Ad. Damit will man insbesondere zu Messezeiten Business-Kunden erreichen.

Autovermietung: TV am Flughafen

Parallel zum Relaunch der Corporate Identity präsentiert die Hertz Autovermietung ihr neues interaktives Stations-TV. Sukzessive werden die Stationen umgestaltet und mit dem neuen interaktiven Fernsehen ausgestattet. An Deutschlands größter Station, am Frankfurter Flughafen, ist der neue Auftritt bereits sichtbar. Hertz zeigt in seinem TV neben aktuelle Miet-Angeboten unter anderem Nachrichten, Veranstaltungshinweise und die Wettervorhersage. Abgewickelt wird das Fernsehprogramm von iPOS mit der hauseigenen Software „Ariane“, deren Redaktionssystem alle Inhalte zentral und in Echtzeit an den Point of Sale bringt. Die Hertz-Vermietstationen können lokale Angebote erstellen. iPOS stellt Nachrichten aus den Bereichen Politik, Sport, Wetter und Kultur regional sortiert zur Verfügung. Ein ähnliches System betreibt iPOS auch für Avis.


René Schellbach, iXtenso

 

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