Elke Moebius: "Digitalisierung und Emotionalisierung sind die absoluten Trends"
Auf das, was war, und das, was sein wird!
Geballte Frauenpower – mit Energie für zehn: Das ist Elke Moebius, Director EuroShop und EuroCIS. Nach unzähligen Gesprächen und etlichen Kilometern durch die Hallen der EuroShop hat sie ihre ganz persönlichen Eindrücke gesammelt, die sie im Interview mit uns teilt. Außerdem wirft Sie einen Blick voraus auf die EuroCIS im nächsten Jahr.
Frau Moebius, die EuroShop 2017 ist vorüber – mit welchen Gefühlen haben Sie sich von dieser grandiosen Veranstaltung verabschiedet?
Irgendwie habe ich immer noch nicht alles gesehen - aber das ist wohl das Los einer so großen Veranstaltung.
Die EuroShop war ein Feuerwerk an Inspirationen. Ich finde es schade, dass so eine tolle Interimsarchitektur, wie sie hier gezeigt wurde, wieder abgerissen wird. Wenn man jetzt durch die Hallen geht, sieht man nichts mehr von der Messe. Diese Schnelllebigkeit macht mich schon ein bisschen wehmütig. Aber auf der anderen Seite habe ich schon wieder so viele Ideen gesammelt, was wir in Zukunft noch mehr machen können.
Was hat Sie während der Veranstaltung besonders beeindruckt?
Besonders beeindruckend finde ich, dass es in unserem gesamten Messeportfolio in Düsseldorf keine andere Messe gibt, die so emotional in Standbauten investiert und sich so darstellt wie die EuroShop. Sie tickt einfach anders und hat eine absolute Sonderstellung. Was man hier sieht, sucht seines Gleichen. Hier können die Standbauer zeigen, was sie können.
Viele einzelne Stände haben mich beeindruckt - wie beispielsweise eine Installation mit kinetischem Licht, die Inszenierungen der Mannequin-Hersteller, der 360 Grad Einblick in den Handel der Ladenbauer oder die Präsentationen der Kühlmöbelhersteller. Hier stand die Emotionalität im Vordergrund. Die Produkte sind für sie nicht nur quadratisch, praktisch, gut, sondern man kann wirklich ihre Statements zu den Visionen dahinter erkennen.
Besonders hervorheben will ich, dass die Hersteller aus allen Dimensionen ihre Entwicklungszyklen dem Rhythmus der EuroShop angepasst und ihre Innovationen hier vorgestellt haben. Das freut uns natürlich sehr!
Welche Trends sehen Sie für die Welt des Einzelhandels?
Der Megatrend ist natürlich die Digitalisierung des Handels in allen Ebenen. Ich glaube aber, dass die Emotionalisierung im stationären Handel ganz wichtig sein wird, um dem Kunden einen Mehrwert zu liefern. Dafür steht ja auch die EuroShop. Auch auf einigen Ständen konnte man die Customer Journey erleben, wie sie auch im Store sein sollte. Bei einigen Ausstellern konnte man die neuesten Lösungen eingebettet in einem realistischen Handelsszenario erleben.
Sowohl Besucher als auch Aussteller nutzten die Messe als Inspirationsquelle. Wie hat das neue Konzept der 7 Dimensionen funktioniert?
Unser Konzept der 7 Dimensionen ist sehr gut aufgegangen, weil wir der Messe hiermit eine viel klarere Struktur gegeben haben. Sie haben die Orientierung für die Besucher erleichtert. Gerade die Aussteller der Dimension Lighting sind sehr zufrieden, dass sie jetzt eine eigene Daseinsberechtigung und Sichtbarkeit haben. Für uns ist das natürlich auch wichtig im Hinblick auf die Wettbewerbsveranstaltung Light&Building, die in manchen Jahren zeitlich sehr nah zur EuroShop stattfindet.
Die Dimensionen zeigen außerdem, dass hier alles unter einem Dach stattfindet. Es gibt nirgendwo sonst ein derart heterogenes, für den Handel relevantes Angebot, das unter dem Dach der 18 Hallen zu finden ist. Dabei sind die Übergänge allerdings fließend – wie im Handel selbst auch. Gerade der Bereich POP-Marketing hat viele fließende Übergänge zum Bereich Retail Technology gezeigt.
2,1 Tage ist die durchschnittliche Verweildauer eines Besuchers der diesjährigen Messe gewesen. Hoffentlich hat der Besucher in diesem Zeitraum die Inspiration und Investitionsmöglichkeiten mitgenommen, denen er sich in den nächsten Jahren auch stellen möchte.
Nach der EuroShop ist vor der EuroCIS: Was erwartet uns im nächsten Jahr in der Retail Technology-Welt?
Ich glaube, dass wir bei der nächsten EuroCIS noch mehr personalisierte Kundenansprache sehen werden, denn der Kunde wird immer anspruchsvoller und will als Individuum wahrgenommen werden. Dabei werden auch Location Based Services, bei denen der Kunde Angebote noch gezielter und personalisierter auf sein Handy erhält, eine zentrale Rolle spielen. Generell werden Lösungen wichtiger, die Produkte individueller und personalisierter gestalten. Das Thema Robotics und künstliche Intelligenz wird zunehmen. Auch wenn der flächendeckende Einsatz von humanoiden Robotern noch visionär ist, so kann er zumindest bei Kommissionierung, Regalbestückung und Inventur gute Dienste leisten. Elektronische Preisetiketten werden sich hoffentlich endlich durchsetzen – gerade hier in Deutschland werden sie zwar noch zögerlich jedoch mit steigendem Interesse eingesetzt.
Wir haben auch einige Anfragen erhalten von Unternehmen, die normalerweise im reinen Lichtgeschäft tätig sind, aber nun mit neuen Komplettlösungen relevanter für weitere Technologiebereiche im Handel werden.
Die kommende EuroCIS wird vom positiven Rückenwind der EuroShop profitieren. Denn nie zuvor hatten wir einen so großen Technologiebereich wie auf dieser EuroShop mit 17.800 Quadratmetern Nettofläche und 540 Unternehmen. Das ist ein absoluter Rekord! Und schon die letzte EuroCIS war wesentlich größer als noch 2015. Das beweist auch: Ohne Technologie geht gar nichts mehr. Das ist der Motor des Handels.