Firmennachricht • 09.11.2011
Ladendiebstahl: Kriminalität mit hoher Dunkelziffer
EuroCIS 2012 präsentiert vielfältige Lösung an elektronischen Sicherheitssystemen
Die kommende EuroCIS, vom 28. Februar bis 01. März 2012, bietet ein umfassendes Spektrum an Kommunikations-, IT- und Sicherheitslösungen speziell für den Handel. Die Angebotspalette reicht von Waagen über Kassenhard- und software, Zahlungssysteme, Warenwirtschaft und CRM, Multi-Channel Lösungen, Mobile Devices, Workforce Management, Leergutrücknahme bis hin zur Warensicherung, der nach wie vor eine große Bedeutung im Handel zukommt.
Die neuesten Zahlen des EHI Retail Institute zur Entwicklung der Inventurdifferenzen 2011 belegen zwar einen Rückgang um fast 5 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro. Ebenso registriert die polizeiliche Kriminalstatistik einen Rückgang der angezeigten Ladendiebstähle von 1,6 Prozent. Aber heißt das, die Präventionsmaßnahmen des Handels sind wirkungsvoll und es herrscht Entspannung bei der Einzelhandelskriminalität auf breiter Front? – Wohl kaum, denn die Einschätzungen der Händler und Detailanalysen sehen anders aus...
Von einer entspannten Lage der Kriminalität zu sprechen, wäre angesichts des enormen Dunkelfeldes völlig fatal. Trotz rückläufiger Statistiken wird im Handel nach wie vor gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Zunächst muss man wissen, dass die Kriminalstatistik nur angezeigte Fälle berücksichtigt, die in Summe weniger als 2 Prozent des Gesamtschadens ausmachen. Es bleiben aber jährlich rund 30.000.000 Ladendiebstähle unentdeckt. Das sind 100.000 Delikte je Verkaufstag mit einem durchschnittlichen Schaden von über 60 Euro. Hinzu kommt, dass jeder der rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Einzelhandel einen „durchschnittlichen statistischen Schaden“ von 350 Euro im Jahr verursacht. Dadurch wird sehr schnell deutlich, dass nur wenige unehrliche Mitarbeiter enorme Schäden verursachen, in Summe 800 Mio. Euro, während bei Kundendiebstählen die Häufigkeit der Taten zum deutlich höheren Schaden in Höhe von 1,9 Mrd. Euro führt. Angesichts dieser Zahlen wird das Problemausmaß recht plastisch.
Nach den aktuellen Einschätzungen der Studienteilnehmer rechnet der Handel mit einer Zunahme in allen Bereichen der Einzelhandelskriminalität – sicher geprägt durch die alltägliche Erfahrung mit Ladendieben. Im Fokus steht vor allem der organisierte Ladendiebstahl im Sinne von Bandendiebstählen und Diebstählen auf Bestellung von professionell agierenden Tätergruppen, die bei jedem Zugriff wertmäßig hohe Schäden verursachen. Auch die zunehmende Gewaltbereitschaft potentieller Täter bereitet den Einzelhändlern Sorgen.
Zugegeben, das Niveau der durchschnittlichen Inventurdifferenzen von 0,6 Prozent – berechnet zu Einkaufspreisen in Relation zum Nettoumsatz – stecken die meisten Unternehmen bei ihrer Kalkulation locker weg und manch einer fragt sich, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, noch mehr in Prävention, Personalschulung und Sicherheitstechnik zu investieren. Würde ein Sparen an Detektiveinsätzen, an Testkäufen, an Warensicherungen und Kameraüberwachungen sowie an Loss-Prevention-Tools am Ende nicht zu mehr Ertrag führen? Mitnichten, denn die Reduzierung der Sicherheit würde sofort mit Verlagerungseffekten der Diebstähle bestraft – Ladendiebe lernen eben schnell. Hinzu kommt, dass begehrte Produkte heute schon gar nicht mehr in offener Präsentation und Selbstbedienung verkauft werden können, nur umfassende Sicherungsmaßnahmen verhindern Verluste.
„Bloße Abschreckung vor Diebstahl ist nicht mehr ausreichend“, konstatiert Timo Krauss, Geschäftsführer Gebit Solutions GmbH. „Der Trend geht daher eindeutig zur RFID-basierten Artikelsicherung.
Mit ihr weiß der Händler, welcher Artikel wegen Diebstahls auf der Fläche fehlt. Präsenzlücke und Bestandsdifferenz im Warenwirtschaftssystem können korrigiert werden“, so Krauss weiter.
Die Zusammenarbeit mit der Polizei bei der Bekämpfung des Ladendiebstahls bewerten die meisten Handelsunternehmen als gut. Allerdings wird die anschließende Strafverfolgung als vollkommen unzureichend bemängelt. Eine breitere öffentliche und politische Diskussion der Problematik des Ladendiebstahls könnte zu einem stärkeren Unrechtsbewusstsein und einer größeren gesellschaftlichen Ächtung dieser vermeintlichen „Bagatelldelikte“ beitragen. Der Entkriminalisierung des Ladendiebstahls muss vehement widersprochen werden, Strafverfahren müssen schnell und konsequent geführt werden.
Sicher wird die Vielzahl der Delikte mit gesellschaftlichen Problemen und damit verbundenem Wertewandel begründet. Dabei fördern Aspekte wie fehlendes familiäres Umfeld, unzureichende Bildung, steigende Armut, mangelnde Integration von Immigranten, zunehmende Verschuldung von Privathaushalten, aber vor allem auch die fehlende Vorbildfunktion in Politik und Wirtschaft das abnehmende Unrechtsbewusstsein beim Ladendiebstahl. Bei der gefühlten „Verschwendung“ in der Verwendung öffentlicher Gelder fristen die kleinen „3,7 Milliarden Inventurdifferenzen“ geradezu ein Schattendasein. Dennoch ist hier vor allem im Bildungssektor die Politik gefordert, für mehr „Rechtsbewusstsein und Anerkennung von Eigentumswerten“ zu sorgen.
Den gesellschaftlichen Werteverfall kann der Handel nicht stoppen, er kann nur weiter in Datenanalysen, Sicherheitstechnik und aufmerksames Personal investieren, um die Verluste durch Ladendiebstähle in einem für ihn erträglichen Rahmen zu halten. Vor allem der Aufmerksamkeit und der Sensibilität von Mitarbeitern kommt dabei eine besondere Schlüsselrolle zu.
Für den Foodbereich erläutert Tudor Andronic, Director Global Retail Solutions bei Bizerba) die aktuelle Lage wie folgt: „Es gibt prinzipiell zwei Bereiche: verpackte CPG-Güter und frische Güter, die Händler im Laden selbst verarbeiten und verpacken. Bei den CPG-Gütern ist sicherlich mit der Einführung von Self-Scanning- und Self-Checkout-Systemen ein neues Paradigma entstanden. Ich glaube, dass der Ladendiebstahl rückläufig sein wird, wenn der Kunde selbst die Verantwortung trägt. Heute begünstigt das Personal 30 Prozent direkt oder indirekt. Bessere Technologien im Bereich Video-Analytik und Quellensicherung werden auch viel beitragen können.“ Und Andronic ergänzt: „Mit der Einführung des automatisierten Scanning, Tunnel oder Self-Checkout, und des bargeldlosen Transaktionsabschlusses werden auch diese Bereiche besser gegen Manipulation gesichert sein.“
Generell steht der Handel vor dem Problem, dass Verlängerte Öffnungszeiten bei geringerer Personalbesetzung es zunehmend erschweren, eine „Flächenaufsicht“ zu gewährleisten. Dies erfordert zum Ausgleich effektive Warensicherungen und Überwachungsmaßnahmen mittels Kameratechnik. Doch gerade hier blockiert Politik und Datenschutz.
Überall dort, wo Kameras deutlich sichtbar installiert sind, muss ein Straftäter immer damit rechnen, dass er sofort oder auch noch im Nachhinein identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden kann. Auch für die Polizei sind Kamerabilder nach Straftaten oft das einzig wirksame Instrument zur nachträglichen Täteridentifizierung. Sie gibt sogar Empfehlungen zur optimalen Kamerapositionierung ab, damit im Ernstfall Bilder der Tat mit bestehenden Bilddatenbanken der Polizei abgeglichen werden können.
Tatsache ist aber, dass verschiedene Datenschutzbehörden der Bundesländer schon derzeit die bestehenden Gesetze unterschiedlich auslegen. Dies erschwert die Bestrebungen bundesweit agierender Unternehmen, den Anforderungen überall gerecht zu werden. Auch die zurzeit in Diskussion stehenden Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz werfen mehr Fragen auf als sie Klarheit schaffen. Der Handel wünscht daher glasklare bundeseinheitliche gesetzliche Regelungen, die den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte seiner Mitarbeiter und Kunden in gebührender Weise berücksichtigen, aber keineswegs den Eigentumsschutz und die Kriminalitätsbekämpfung einschränken. Dies gilt auch für die Zulässigkeit der verdeckten Videoüberwachung als ultima ratio.
Sicheres Bargeld Handling nicht vergessen!
Klaus Schmid, Bereichsleiter Distribution Sektor bei Gunnebo, ist es wichtig, dass beim Thema Sicherheit das Augenmerk nicht nur auf die Warensicherung gelegt wird: „Das Thema Sicherheit muss man hier eventuell von der Waresicherung trennen. Während Warensicherung ein fester Bestandteil in der Strategie vieler Handelsunternehmen ist, fristet das Thema Sicherheit im Allgemeinen eher eine untergeordnete Rolle. Dies wird besonders bei der Sicherheit im Bereich Bargeld deutlich.“ Gunnebo wird deshalb seinen Schwerpunkt bei der EuroCIS 2012 auch in diesem Bereich setzen. Dazu Schmid: „Für uns ist die Sicherheit von Werten und Menschen das Hauptaugenmerk auf der EuroCIS. Lösungen für sicheres und manipulationsfreies Bargeldhandling gemeinsam mit einem positiven wirtschaftlichen Aspekt werden für uns im Mittelpunkt stehen.“
Die EuroCIS in Halle 9 des Düsseldorfer Messegeländes ist für Fachbesucher von Dienstag, 28.02.2012, bis Donnerstag, 01.03.2012, täglich von 10.00 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 22,- Euro (15 Euro im Online-Vorverkauf), das Zwei-Tages-Ticket 38,- Euro (27 Euro im OVV). Studenten und Auszubildende zahlen 10,- Euro. Alle Eintrittskarten beinhalten die kostenlose Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln des Personennahverkehrs (VRR). Weitere Informationen rund um die EuroCIS im Internet unter www.eurocis.com.
Dr. Cornelia Jokisch
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