DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann zum DIHK-Mittelstandsreport Jahresbeginn 2012:
"Kleine und mittlere Unternehmen (KMU, bis 500 Mitarbeiter) bewerten ihre Wirtschaftslage zu Jahresbeginn 2012 so positiv wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Zur tragenden Säule wird die Binnenwirtschaft. Eine niedrige Arbeitslosigkeit und gestiegene Arbeitsplatzsicherheit stärken nochmals die private Kaufkraft. Davon profitieren personenbezogene Dienstleister und Konsumgüterhersteller. Auch der industrielle Mittelstand erwartet unter dem Strich weiterhin Zuwächse. Der DIHK rechnet im laufenden Jahr mit 200.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Mittelstand.
Allerdings bestehen die fragilen politischen Rahmenbedingungen in Europa fort und verunsichern die Unternehmen. Als größtes Risiko sieht der Mittelstand die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen. Zudem wird der Fachkräftemangel für immer mehr KMU zu einem Problem. Besonders IT-Dienstleister, aber auch KMU in anderen Branchen wie dem Gastgewerbe sehen bei der Suche nach qualifiziertem Personal immer größere Schwierigkeiten. Überdies nennen immer mehr mittelständische Unternehmen die Wirtschaftspolitik als Risiko für ihre Geschäftsentwicklung.
Dass der Mittelstand das derzeit schwierige Umfeld so gut meistert, ist das Ergebnis harter Arbeit. Auch während der Krise 2008/2009 hat der Mittelstand bei Innovationen nicht nachgelassen, auf qualifizierte Stammbelegschaften gesetzt und Personal gehalten - auch Dank der Erleichterung der Kurzarbeit und jahrelanger moderater Lohnpolitik der Tarifparteien. Insbesondere die skeptischen Einschätzungen des Mittelstands zur Wirtschaftspolitik zeigen: Wachstum ist kein Selbstläufer, sondern braucht vertrauensbildende Maßnahmen:
- Wir brauchen ein besseres und einfacheres Steuersystem. Der Verzicht auf Substanzbesteuerung sowie die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung würde Investitionen befördern. Zudem müssen die Bemühungen zum Bürokratieabbau weiter gehen.
- Um den Fachkräftemangel abzubauen, ist gemeinsames Handeln von Bund und Ländern gefragt. Außerdem müssen Politik, Unternehmen und Bürger gemeinsam an einer besseren Willkommenskultur in Deutschland arbeiten, denn zukünftig brauchen wir mehr und gut ausgebildete Zuwanderer.
- Damit die Energiewende gelingt, müssen wir die öffentliche Akzeptanz des Netzausbaus stärken. Und: Wir brauchen professionelles, hocheffizientes und effektives Projektmanagement innerhalb der Bundesregierung. Unter den Ministerien müssen die Arbeiten klar und eindeutig abgestimmt sein."