Interview • 01.07.2011
"Herzlich willkommen" im Land der Fassaden-Möglichkeiten
Interview mit Thomas Tennagels, Geschäftsführer curveLED, Düsseldorf
Das erste, was die Besucher von der EuroShop 2008 sahen, war ein großer Vorhang aus Leuchtdioden. „Herzlich willkommen“ und „Bienvenue“ schrieben die Dioden auch dieses Jahr wieder in der Eingangshalle. LEDs waren ein wichtiges Messethema. Sie sind langlebig und vielseitig einsetzbar, sowohl im Shop-Design als auch außen an der Fassade. curveLED ist einer von mehreren Ausstellern, die solche Installationen anbieten. Im Interview erläutert Geschäftsführer Thomas Tennagels, was sich in Sachen Medienfassaden tut.
Die LED-Werbefläche am Eingang zur EuroShop 2008 war von Ihnen. Was hat sich seitdem getan?
Wir haben das curveLED-System, das bis dato einen Pixelabstand von 40 Millimetern hatte, auf 20 Millimeter verkleinert. Gleichzeitig sind die curveLED-Stäbe von 16 auf 12 Millimeter Außendurchmesser reduziert worden. Damit haben wir noch immer eine hohe Transparenz von über 70 Prozent und erreichen trotzdem die vierfache Auflösung, so dass wir auch hochauflösende Inhalte wiedergeben können. Das zweite Novum ist, dass wir die LED-Stränge auch doppelseitig bespielen können und dadurch die Möglichkeit haben, dreidimensional im Raum zu bauen. Desweitern haben wir einige Sonderlösungen für den Outdoor-Bereich.
Wie kann man die filigrane Werbefläche auch im rauen Außenbereich nutzen?
Wir haben ein neues Outdoor-Aluminium Profil entwickelt. In diesem Profil sind die SMD LEDs in einem 20 Millimeter Pixelabstand angeordnet und komplett gegen Außeneinflüsse vergossen. Das Profil ist nur 9,5 Millimeter breit, so dass es auch vor Glasfassaden montiert werden kann, ohne die Sicht des Betrachters von innen zu beschränken. Bei einer Anordnung der Profile mit 40 Millimetern Rasterabstand erreicht man eine Transparenz von über 80 Prozent und hat trotzdem eine hohe videofähige Auflösung.
LEDs waren dieses Jahr ein großes Messethema bei der EuroShop. Was spricht für die leuchtenden Dioden?
Die LED hat einen riesigen Vorteil in der langen Lebensdauer, so dass sie auch klassische Energiesparlampen um das 5-fache der Lebenszeit übertrifft. Desweiteren ist sie – was die Farbmischung betrifft – für den Architekturbereich durch ihre intensiven Farben unschlagbar.
Haben die guten alten Neonröhren jetzt in der Außenwerbung ausgedient?
Das glaube ich schon, zumal man auch klassische Neon-Reklamen inzwischen sehr gut mit LED nachbauen kann. Die Verarbeitung der LED-Systeme in Buchstaben und Schriften ist wesentlich einfacher und schneller. Auch die LED-Module werden immer preiswerter und leistungsfähiger.
Welche Beschränkungen gibt es in den Städten beim Einsatz von Werbeflächen mit wechselnden Lichteffekten?
Das ist in jeder Stadt unterschiedlich. Städte wie Berlin sind bei temporären Anwendungen viel liberaler als andere Kommunen. Zum Beispiel hat Düsseldorf seine Lichtsatzung vor einigen Jahren extrem verschärft, um der „Lichtvermüllung“ – wie sie in asiatischen Städten Gang und Gebe ist – vorzubeugen. Viele Städte auch im Ausland haben das Problem bereits erkannt und versuchen der unkontrollierten LED-Wall-Vermehrung gegenzusteuern. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man intelligente und sich in das Umfeld anpassende LED-Systeme entwickelt – sowohl videofähige Systeme sowie auch klassische LED-Beleuchtung. Wie zum Beispiel die Installation am U-Turm in Dortmund.
Wie aufwändig ist die Steuerung von Bewegtbildern auf Fassaden? Lässt sich Video-Content einfach abspielen?
Die Zuspielung ist sehr einfach. Die Ansteuerung erfolgt wie bei einem klassischen Monitor mit DVI oder HDMI Anschluss, so dass jeder Medienerfahrene Inhalte selber zuspielen kann.
Firmen legen großen Wert auf ihr Corporate Design. Können LEDs alle Firmenfarben gleich gut abbilden?
Natürlich – eigentlich genauso gut wie auf einem guten LCD- oder Plasma-Display. Die natürliche Wiedergabe hängt auch von meiner Umgebung ab, vom Umgebungslicht, vom Kontrastverhältnis und der Farbe anderer Objekte wie eine dahinter liegenden Glasfassade. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die LED-Systeme eine hohe Farbtiefe von mindestens 32 Bit haben. Das kennt man ja vom Monitor. Darüber hinaus muss ich mindestens 7 Bit (128 Schritte) für die Dimmung haben, um die LEDs beispielswise an Tag- und Nachtstimmungen anzupassen, ohne an Farbtiefe zu verlieren. Das haben leider die wenigsten Systeme, so dass eine optimale Farbwiedergabe nicht immer gewährleistet ist.
Ein Blick von außen nach innen: Sehen Sie auch einen Markt für große Werbeflächen im Innenbereich beim Handel?
Ich glaube im Innenbereich werden sich zunehmend steglose LCD-Displays als Werbeträger durchsetzen, da sie bezüglich Preis und Auflösung gerade bei Nahbetrachtung unschlagbar sind. Unsere LED-Systeme sind im Innenbereich bei 3-dimensionalen und organischen Formen natürlich einzigartig und finden dadurch auch eine Vielzahl von Anwendungen.
Welche Messeneuheiten haben Sie den Besuchern der EuroShop 2011 gezeigt?
Wie bereits gesagt, bieten wir einige Lösungen für den Outdoor-Bereich an, die vor Glasfassaden oder an Gittergeweben montiert werden können. Außerdem haben wir unser hochauflösendes Flex-System gezeigt, sowie eine unterwassertaugliche Version.
Welchen Trend sehen Sie bei den Leuchtmitteln? Was erwarten Sie zum Beispiel in Sachen OLEDs in den nächsten Jahren?
Leider stecke ich nicht so tief in dem klassischen Leuchten-Markt drin. Ich sehe aber auf allen Messen, dass die LEDs immer leistungsstärker werden – teilweise über 80 Watt pro LED – und dass auch die Effizienz der LEDs weiter zunimmt. Das heißt: Es werden immer mehr Leuchtmittel auch im Hochleistungsbereich durch LEDs ersetzt, zum Beispiel Gasentladungslampen in Straßenleuchten und Ladenbeleuchtungen. Immer häufiger sehe ich auch OLEDs als Flächenleuchten; diese scheinen aber in der Herstellung noch zu teuer zu sein.
Interview: René Schellbach, iXtenso.com