Gebaute Markenidentität
Mit der Eröffnung des neuen Firmengebäudes „Laces“ in Herzogenaurach am 10. Juni 2011 hat adidas eines der größten Bauprojekte in seiner Geschichte abgeschlossen. Mit einer Gesamtgeschossfläche von rund 62.000 Quadratmetern wird der von kadawittfeldarchitektur geplante 7-stöckige Neubau rund 1.700 Mitarbeitern der adidas Gruppe Platz bieten. Materialforscher, Biomechaniker, Designer, Ingenieure, Produktentwickler und Marketing-Spezialisten arbeiten hier in einem maßgeschneiderten Bürointerieur, das vom Berliner Designbüro Kinzo entworfen und von Planmöbel gefertigt wurde. Für den Büromöbelhersteller aus Espelkamp war es das größte Projekt in seiner Firmengeschichte.
Herzogenaurach, der Ort, an dem Adi Dassler in den 1920er Jahren seine ersten Schuhe fertigte, ist heute der Hauptsitz eines global operierenden Unternehmens. Der Standort gehört zur Identität von adidas ebenso wie die drei Streifen und das Dreiblatt. Kontinuierlich baut adidas seine „World of Sports“ weiter aus. Auf dem Campusgelände befinden sich neben Bürogebäuden auch Sport- und Grünanlagen, das von querkraft architekten, Wien, geplante adidas Brand Center sowie das im Jahr 2000 vom BDA preisgekrönte Mitarbeiterrestaurant „Stripes“ des Stuttgarter Architekturbüros Kauffmann Theilig & Partner – und nun das „Laces“ von kadawittfeldarchitektur aus Aachen. Als weißes, volumenfüllendes Pendant zum schwarzen, flachen Baukörper des adidas Brand Centers fügt es sich in das bestehende Gebäudeensemble fließend ein. Maßgeblich geprägt wird das Gebäude von seinen namensgebenden „Laces“ (Englisch für Schnürsenkel), die den Baukörper gleichsam zu einem vielschichtig beziehungsreichen Bürogebäude „zusammenschnüren“. Als freischwebende, gläserne Stege und zugleich Kommunikationswege überspannen Sie das Atrium und verbinden die einzelnen Abteilungen miteinander.
Individuelle Maßanfertigung
Für das kommunikationsfördernde Architekturkonzept hat das Berliner Designbüro Kinzo ein maßgeschneidertes, multifunktionales Raum- und Möbelsystem entwickelt, das in Zusammenarbeit mit dem westfälischen Büromöbelhersteller Planmöbel realisiert wurde.
„Workout“ – so der Arbeitstitel des Konzeptes – ist ein umfassendes, aus 46 Elementen bestehendes Modulsystem, aus dem alle Raumund Arbeitsplatzkonfigurationen generiert werden. Weil sich aus dem System nicht nur Arbeitsplätze und Stauraum, sondern auch ganze Teambereiche zonieren und strukturieren lassen, konnte adidas auf die ursprünglich geplanten starren Trennwände verzichten. Stattdessen bilden semi-transparente Lochblech-Elemente die Trennung und zugleich die Verbindung der Arbeitszonen, die mit Zusatzelementen individualisiert werden können.
Die Formensprache greift die Hochbauarchitektur von kadawittfeldarchitektur auf, zeigt aber auch den typischen Stil von Kinzo: Markante rhomboide Seitenflügel an den Raummodulen gliedern die Arbeitsbereiche und erzeugen den Eindruck eines wabenförmigen „Raum im Raum“, der leicht und transparent wirkt, aber den Mitarbeitern dennoch Privatheit vermittelt. Konstruktive Partnerschaft Ausschlaggebend für die konstruktive Partnerschaft von Kinzo und Planmöbel ist die Flexibilität des Unternehmens, individuelle Kundenanforderungen und spezifische Produktlösungen schnell, präzise und kompetent zu verwirklichen. Im Fall von adidas bedeutete dies, u. a. innerhalb kürzester Zeit 1.700 Arbeitsplätze neu zu entwickeln, zu konstruieren und zu fertigen, da nicht ein einziges Serienprodukt zum Einsatz kam. Aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung von Planmöbel in der Entwicklung und Produktion von hochwertiger Büromöblierung konnte Kinzo zum einen von der technischen Umsetzung seiner Ideen, zum anderen von dem fertigungstechnischen Know-how des Unternehmens profitieren.
Darüber hinaus ist es die Kenntnis um spezielle Materialien und Herstellungstechniken sowie der besonders hohe Qualitätsanspruch,
durch den sich Planmöbel auszeichnet. Seit dem Jahr 2009 ist das Unternehmen Mitglied der Metrica Gruppe, die sich auf die Gestaltung und den Innenausbau von Luxus-Jachten, Privatjets und Residenzen spezialisiert hat. In kaum einem anderen Bereich werden so hohe Ansprüche an die Material- und Fertigungsqualität gestellt. So wird zum Beispiel in der Oberflächenbearbeitung von „Workout“ ein neuer Weg eingeschlagen, der zu einem Finish führt, das üblicherweise bei Metalloberflächen zum Einsatz kommt: die komplette Möbelserie wird mit der lösemittelfreien, umweltschonenden Pulverbeschichtung veredelt. Eine automatische Konturenerkennung ermöglicht, dass jedes Möbel rundum mit einer robusten monolithischen Oberfläche umschlossen wird. Dabei sind die Kanten als solche nicht mehr eindeutig definierbar sondern verschmelzen optisch mit dem Objekt – was dem „Workout“ Programm seine ästhetische Anmutung und unverwechselbare Haptik verleiht.
Anfang des Jahres in einem Interview in der „Welt am Sonntag“ gefragt, wie der Laufschuh der Zukunft aussehe, antwortete adidas Vorstandschef Herbert Heiner: „Der Laufschuh der Zukunft wird nicht nur leichter, er wird maßgeschneidert sein. Was früher nur Superathleten vorbehalten war, wird es für die Masse geben. Man geht ins Sportgeschäft und lässt sich den Schuh exakt anpassen.“ Eine Entwicklung, die in der Büromöbelindustrie gar nicht mehr so fern ist – und die, was umso erfreulicher ist, wie bei adidas nicht mit höheren Kosten im Vergleich zu einem adäquaten Serienprogramm verbunden ist.
Work-out-Elemente
1.750 Tische, 4.500 Container, 1.100 Schränke, 860 Raumtrenner, 360 Besprechungstische, 780 Kleiderständer, 300 Schuhregale und weit über 5.000 Zubehörteile – so die beeindruckende Summe der „Workout“-Elemente, die von Planmöbel für adidas hergestellt, ausgeliefert, vor Ort montiert und aufgestellt wurden.
Projekt: adidas „Laces“, Herzogenaurach
Bauherr: adidas Group, Herzogenaurach
Architekt: kadawittfeldarchitektur, Aachen
Kommunikationsdesign: Büro Uebele, Stuttgart
Möbeldesigner „Workout“: Kinzo, Berlin
Hersteller „Workout“: Planmöbel, Espelkamp