Nach einer aktuellen Untersuchung des EHI entfallen über 45 Prozent der gesamten Stromkosten im Lebensmittelhandel auf die Kältetechnik. Um die Energiekosten beim Betrieb der Kältetechnik zu senken, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten - angefangen bei den verhältnismäßig einfach zu realisierenden wie das richtige Beladen, die regelmäßige Wartung sowie die optimale Platzierung der Möbel bis hin zu kostenintensiveren Maßnahmen wie das Abdecken der Kühlmöbel. Nach verschiedenen Berechnungen verbrauchen Tiefkühltruhen mit Glasabdeckungen bis zu 50 Prozent weniger Energie. Bei Kühlregalen in der Normalkühlung können Glasabdeckungen bis zu 35 Prozent an Energie einsparen.
Demnach sollte man meinen, dass Händler bereit sind in die Abdeckungen zu investieren. Laut der jüngsten Befragung des EHI zum Thema Energiemanagement ist bei der Tiefkühlung der Einsatz von geschlossenen Kühlstrecken (Decken, Türen, Nachtrollos etc.) tatsächlich bei allen befragten Unternehmen Standard. Hingegen sind Abdeckungen bei der Normalkühlung nur bei gut über der Hälfte der befragten Händler im Einsatz – allerdings nicht bei allen Unternehmen flächendeckend, sondern nur in einigen Pilotmärkten.
Weniger Energie = weniger Absatz?
Abdeckungen sind nach wie vor ein sensibles Thema, da beim Einsatz von geschlossenen Kühlmöbeln der positive Aspekt der ungehinderten Warenpräsentation beeinträchtigt wird. Viele Händler befürchten, dass die Kunden durch Abdeckungen vom Einkauf abgehalten werden. Das gilt Insbesondere für Molkereiprodukten und andere Schnelldreher. Die Energieverantwortlichen in den Unternehmen, die eine Erhöhung der Energieeffizienz anstreben, bewegen sich hier in einem Dilemma mit der Vertriebsabteilung, die einen Rückgang des Umsatzes befürchtet. Außerdem sehen die Händler den Nachteil des komplizierteren Handlings, so ist die Beladung der Kühlmöbel durch die Mitarbeiter schwieriger.
Längere Verweildauer + besserer Eindruck.
Die in der Studie befragten Unternehmen, die eine Entscheidung zugunsten der Abdeckungen getroffen haben und diese standardmäßig einsetzen, berichten jedoch nicht von Umsatzrückgang. Vielmehr ist die Resonanz der Kunden sehr positiv, da man sich aufgrund der geringeren Kälteentwicklung länger vor den Möbeln aufhalten kann, die Möbel aufgeräumter sind und durch die Abdeckung der Eindruck von besserer Warenqualität entsteht. In der Praxis gilt es, eine Balance zu finden zwischen verkaufsaktiver Präsentation, geforderten produktspezifischen Temperaturen und zeitgemäß niedrigem Energiebedarf.
Angesichts der steigenden Energiekosten und des Klimawandels wird kein Weg an den Abdeckungen vorbei führen. Es ist wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit, bis entsprechende gesetzliche Regelungen in Kraft treten. Wenn alle Unternehmen abdecken, wird auch das Argument der Umsatzverschiebung hin zum Wettbewerb obsolet werden. Es bedarf hier nur einiger mutiger Vorreiter, die ein positives Zeichen setzen und damit die Marschrichtung vorgeben.
Die Studie Energie-Monitor 2012, die auf persönlichen Interviews mit Händlern aus Deutschland, Schweiz und Österreich basiert, kann ab November über den EHI Verlag bezogen werden. Weitere Ergebnisse der Studie werden am 16. Oktober beim EHI Fachkongress zum Thema Energiemanagement im Einzelhandel in Köln vorgestellt.
Autorin: Ljiljana Rakita, Projektleiterin Energiemanagement, EHI Retail Institute GmbH