Supermarkt, Fashion Store oder Baumarkt – für diverse Einzelhandelsformate sind ganz unterschiedliche Kassenarchitekturen und -designs gefragt.
Lisa Beck von atelier 522 gibt einige Tipps.
Frau Beck, nicht alle Materialien eignen sich, um für den Kassenbau verwendet zu werden. Haben Sie Tipps, was die Wahl angeht?
Lisa Beck: Was man bei der Wahl der Materialien beachten sollte ist, dass Im Kassenbereich viel Staub durch Kleidungsstücke produziert wird. Daher sollten die Flächen leicht zu reinigen sein. Außerdem kommt es durch Metalle und schwere Gegenstände die verkauft werden zu Abnutzung und Beschädigung der Oberflächen. Unser Tipp: glatte, kratzfeste Materialien, ohne Einkerbungen.
Wie hat sich der Kassenbau im Zuge der Digitalisierung gewandelt?
Wir beobachten, dass die Geräte die auf der Kasse installiert werden, kleiner werden. Es kommen immer häufiger Handys, Tablets und kleine Monitore zum Einsatz. Das bietet neue Möglichkeiten für den Ladenbau: Die Kassen können eleganter und freier gestaltet werden.
Im Zuge dessen wird auch der Self-Checkout immer beliebter. Was muss eine Kassenzone in diesen Zeiten aus baulicher Sicht leisten?
Sie muss übersichtlich sein. Der Kunde muss auf den ersten Blick erfassen, welche Schritte in welcher Reihenfolge gemacht werden: Wo ist der Scanner? Wo kann ich bezahlen? Wo sind die Tüten um meine Einkäufe einzupacken? Wann scanne ich meine Kundekarte? Um Diebstahl vorzubeugen, sollten die Kassen für Mitarbeiter außerdem gut einsehbar sein.
Supermarkt, kleines Modegeschäft oder großer Baumarkt – vor welchen unterschiedlichen Herausforderungen stehen Händler und Ladenbauer?
Im Supermarkt geht es vor allem um Effizienz und Schnelligkeit. Das Scannen und Wiegen der Waren darf nicht lange dauern. Zu Stoßzeiten wird es hier sehr schnell voll und Warteschlangen können sich bilden, deswegen sollten hier besonders viele Kassen gebaut werden. Optisch muss die Kasse klar als solche erkennbar sein. Der Kunde wünscht sich Präsenz und möchte nach dem Bezahlen seiner Einkäufe so schnell wie möglich den Ausgang finden.
In kleineren Modegeschäften ist der offensichtliche Kassenlook hingegen fehl am Platz. Die Einzelhändler können den Bezahlpunkt elegant gestalten, ihn mehr zur Theke und zum Treffpunkt machen, vielleicht gibt es sogar Kaffee oder Espresso. Hier ist im Gegensatz zur Supermarktkasse die persönliche Begegnung wichtig und nicht die Massenabfertigung. Die Kassen sollten eher defensiv platziert werden, wenige reichen in der Regel.
Anders bei großen Modeketten. Hier sind viele Kassen notwendig, die – wie die Supermarktkassen – hocheffizient sein müssen. Die Kasse sollte nicht nur funktional sein, sondern auch optisch ansprechend und sich in die gesamte Ladengestaltung einfügen – im Vordergrund des Looks steht Eleganz und Modebewusstsein.
Im Baumarkt werden häufig große Gegenstände verkauft, die transportiert und gescannt werden müssen. Die Kassen sollten also geräumig, großzügig und robust gebaut sein. Robust um große, schwere Platten und andere Gegenstände unbeschadet zu überstehen. Sie sollten funktional sein – die angesprochenen Einkäufe effizient abfertigen. Die Kassierer müssen die Kasse verlassen können und brauchen kabellose Scanner. Ikea beispielsweise hat die Abläufe auf ein sehr hohes Niveau geholt und sogar die Kunden dazu erzogen die Pakete mit dem Scancode nach vorn auf den Einkaufswagen zu packen. Trotz aller Zweckmäßigkeit dürfen die Kassenbereiche natürlich auch ansprechend aussehen.
Wie könnte die Kasse der Zukunft aussehen?
Es gibt nicht „die eine Kasse der Zukunft“. Jeder Shop, jedes Café stellt je nach Größe selbst spezifische Anforderungen an eine Kasse. Generell werden sich digitale Kassen weiterentwickeln und Bestellmethoden vereinfachen. Bargeld wird weniger, Kartenzahlung und alternative Bezahlmethoden – zum Beispiel mit dem Handy über eine App – können mehr an Bedeutung gewinnen. In kleinen, persönlichen Läden wird es weiterhin wichtig sein, bediente Kassen einzusetzen. In den großen Ketten der Supermärkte, Modehäuser und Baumärkte wird der Trend verstärkt Richtung Self-Checkout gehen. Dies spart natürlich enorme Personalkosten, die Zukunft wird zeigen, ob sich diese unpersönlichen Methoden dauerhaft durchsetzen werden.