BGA setzt auf außenwirtschaftliche Erholung

„Der Außenhandel wird in den verbleibenden Monaten des Jahres weiter Boden gut machen. Dieser Positivtrend wird sich im nächsten Jahr zunehmend fortsetzen. Eine Rückkehr zu den aus den Boomjahren vor 2008 gewohnten Wachstumsraten ist dies allerdings noch nicht. Vor uns liegt ein langer und beschwerlicher Weg, frühestens im Jahr 2012 werden wir wieder das Export-Niveau von 2008 erreichen.“ Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), anlässlich der heutigen BGAPressekonferenz zur Außenhandelskonjunktur.

Für das Gesamtjahr 2009 prognostiziert der BGA einen deutlichen Rückgang der Exporte um nominal 18 Prozent auf 816 Milliarden Euro. Bei den Importen erwartet der BGA einen Rückgang um 15 Prozent für das Gesamtjahr auf 696 Milliarden Euro.

Im Jahr 2010 können die deutschen Ausfuhren nach Einschätzung des BGA im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung, die insbesondere durch die Schwellenländer induziert ist, dann wieder um bis zu zehn Prozent ansteigen und einen Betrag von 898 Milliarden Euro erreichen, fast genau die Größenordnung des Jahres 2006. Die Einfuhren werden 2010 um sieben Prozent auf 745 Milliarden Euro ansteigen können.

Die Eurostärke, die in Wirklichkeit eine Dollarschwäche ist, stellt die deutsche Exportwirtschaft vor gewisse Probleme. Insbesondere die weitere Gesundung der Branchen Maschinenbau, KFZ, Chemie und Elektrotechnik, die überproportional in den Dollarraum exportieren, könnte dadurch gefährdet werden. Allerdings sollten die wechselkursbedingten Auswirkungen derzeit noch nicht überschätzt werden, da die Unternehmen erstens rund 80 Prozent ihrer Produkte in Euro abrechnen und zweitens neue Märkte wie China - trotz enger Anbindung an den Dollar - zunehmend jenes Geschäft auffangen, das ihnen im transatlantischen Handel wegbricht.

Durch die große Bedeutung des Außenhandels für die gesamte deutsche Wirtschaft führt diese Entwicklung nach BGA-Berechnung zu einer Abnahme der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Höhe von 4,5 Prozent im Jahr 2009, für das Jahr 2010 erwartet der BGA jedoch ein erfreuliches Plus von 1,5 Prozent.

„In Zeiten globaler Produktionsnetzwerke brauchen wir eine Politik, die die Voraussetzungen dafür schafft, dass wir weiter auf den Weltmärkten erfolgreich sein können. Dies bedeutet ein klares Bekenntnis zu einer Politik der offenen Märkte und des Freihandels in dem Bewusstsein, dass Exporte und Importe gleichermaßen Wohlstand und Stabilität weltweit schaffen“, so der BGA-Präsident. Dazu fordert der BGA eine weitere Verbesserung der Rahmenbedingungen, etwa im Bereich der Exportgarantien und der Außenwirtschaftsförderprogramme.

„Jetzt liegt es bei der neuen Bundesregierung, die Weichen so zu stellen, dass wir wieder auf einen anhaltenden Wachstumspfad gelangen, um die zu erwartende Arbeitslosigkeit möglichst schnell wieder abbauen zu können. Steuervereinfachung, weniger Bürokratie und mehr unternehmerische Freiheit sind die zentralen Erwartungen, ohne aus dem Auge zu verlieren, dass angesichts leerer Kassen, der Staat auch nicht überfordert werden darf. Fehlentscheidungen, wie die missglückten Regelungen bei der Unternehmensteuerreform und bei der Ausgestaltung der Erbschaftsteuer brennen unter den Nägeln. Die aktuelle Krise zeigt, dass die ertragsunabhängige Besteuerung den Unternehmen das Leben zusätzlich erschwert und die dringend erforderliche Liquidität entzieht. Deshalb gehören diese Themen ganz nach oben auf der politischen Agenda“, fordert Börner.

Insbesondere müsse die Versorgung der Unternehmen mit Krediten gesichert bleiben. Gerade in der Phase wieder anziehenden wirtschaftlichen Wachstums hätten die Unternehmen einen steigenden Finanzbedarf für Investitionen und Betriebsmittel. Angesichts der von der G20 angestrebten Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung für Banken in Kombination mit einer Konjunktur bedingt erschwerten Kreditfinanzierung, habe sich die Gefahr einer Kreditklemme weiter verschärft. Der einzige schnelle Ausweg aus dieser Sackgasse für die Kreditwirtschaft sei Unternehmenskredite zu verbriefen. Dazu bedürfe es auch klarer Signale seitens der Politik.

„Trotz der jüngsten Einbrüche ist und bleibt der Außenhandel die tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Während des vergangenen Jahres haben die Unternehmen bewiesen, dass sie zur Weltspitze gehören und sich auch in einem äußerst schwierigen Umfeld behaupten können. In der jetzigen Phase mit zahlreichen binnen- und weltwirtschaftlichen Unwägbarkeiten brauchen wir nach wie vor Stabilisierung in der Realökonomie und auch auf den Finanzmärkten. Es wäre falsch, bereits jetzt – bevor wir einen selbsttragenden Aufschwung sehen - anzufangen die ganze Bankenunterstützung zurückzufahren und die Konjunkturprogramme abrupt abzubrechen. Zugleich sollten wir uns international vorbereiten und auf einen Zeitpunkt hin koordinieren, wo viele der jetzigen Maßnahmen möglicherweise die nächste Krise vorprogrammieren“, so Börner abschließend.

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