Interview • 31.07.2015
„Erlebnis über den reinen Einkauf hinaus“
Interview mit Ulrich Wölfer, Chief Development Officer, mfi management für immobilien GmbH
Die mfi GmbH will mit einem vielfältigen gastronomischen Angebot, umfangreichen Services und konsequenter Kundenorientierung das Einkaufen in ihren Centern zum Erlebnis machen. Zum Beispiel im Palais Vest in Recklinghausen, das im letzten Jahr eröffnet wurde. Im Interview erläutert Ulrich Wölfer, warum heute jedes Shopping-Center individuell geplant werden sollte.Herr Wölfer, viele Ihrer neuen Shoppingcenter entstehen in Innenstadtlagen, wie zum Beispiel das „Palais Vest“ in Recklinghausen und das „Minto“ in Mönchengladbach. Was spricht für die Citylagen verglichen mit Standorten „auf der grünen Wiese“?
Wir suchen für unsere Projekte immer häufiger integrierte Standorte. Die Idee dahinter ist, dass die durch das Shoppingcenter generierte Kundenfrequenz natürlich auch für den Rest der Innenstadt positive Auswirkungen hat. Im Umkehrschluss profitiert aber auch das Center selbst von den Kunden, die den Rest der Innenstadt besuchen. Beide benötigen die entsprechende Kundenfrequenz, um erfolgreich zu sein, warum also diese Chance nicht nutzen?
Das Palais Vest zum Beispiel ist ein Shopping-Center mit einem ganzheitlichen Designkonzept. Wie spiegelt sich die Idee dahinter in der Architektur wieder?
Auch Shopping-Center unterliegen natürlich einem steten Wandel und im Palais Vest wollten wir eine neue Idee umsetzen, nämlich mehr zu gestalten als „nur“ einen reinen Shopping-Tempel. Im Gegensatz zur traditionellen Kaufhausarchitektur, die eher nach außen hin abgeschottet wirkt, wurde hier auf eine offene und einladende Wirkung geachtet. Daher verfügt das Center zum Beispiel über einen großzügigen Innenhof und mehrere Zugänge von der Stadtseite aus.
Wir sehen das Center eher als eine Erlebniswelt, weshalb es auch gerade von der Innenarchitektur her deutlich anspruchsvoller gestaltet ist, als man es von früher kennt. Zur Architektur gehören dabei heute auch künstlerische Elemente und verschiedene Entertainment-Angebote, das „gewisse Etwas“, das die Besucher überzeugt und beeindruckt und dem Shoppingcenter sowie der Innenstadt die entsprechenden Frequenzen bringt.
Sowohl beim Palais Vest als auch Minto haben wir nach nur kurzer Zeit die zwei Millionen Besucher-Marke geknackt. Wir freuen uns natürlich sehr über den großen Zuspruch. Für uns sind die Besucherzahlen ein Beleg dafür, dass wir mit unserem serviceorientierten Ansatz im Palais Vest sowie mit der Positionierung des Mintos als „Ort des Genusses“ den jeweils für den Standort richtigen Weg eingeschlagen sind.
Muss man als Shoppingcenter-Betreiber heute das Angebot jedes neuen Centers speziell an den jeweiligen Standort anpassen?
Das individuelle Angebot an jedem Standort ist gerade in Zeiten des immer erfolgreicheren Onlinehandels ein immens wichtiges Thema, das auch für den Erfolg eines Centers entscheidend ist. Wir haben zum Beispiel versucht, im Palais Vest genau die Händler anzusiedeln, die bisher noch nicht in Recklinghausen und der Region vertreten waren. Das heißt, es gibt hier keinen Kannibalisierungseffekt, sondern stattdessen einen Additionseffekt. Daher haben wir in diesem Center insgesamt 76 Händler, die bisher mit ihren Shops noch nicht in der Stadt vertreten waren.
Wir als Betreiber versuchen aber auch, gerade den Händlern, die bisher noch nicht in Deutschland vertreten sind, eine Plattform zu bieten. Dazu gehört zum Beispiel der Fashion-Händler Reserved, der im Palais Vest seine erste Deutschland-Filiale eröffnet hat. Solchen Händlern wollen wir dabei helfen, ihre Shops auch bundesweit auszurollen.
Heute muss man als Betreiber sehr individuell auf den Standort eingehen und darf dabei auch die Rahmenbedingungen wie die Käuferstruktur und die Wettbewerbssituation, aber auch städtebauliche Themen, nicht außer Acht lassen. Ein Betreiber darf heute nicht mehr den Fehler machen, Shopping-Center als isolierte Elemente in der Stadt zu platzieren, sondern muss auf eine möglichst starke Integration achten.
Das ist auch ein ganz wesentliches Thema für mfi. Das Center Minto, das wir in Mönchengladbach eröffnet haben, ist zum Beispiel so direkt ins Stadtbild integriert wie wenige andere. Das hat auch positive Effekte für die restliche Innenstadt: Viele ansässige Händler passen sich an und führen umfangreiche Renovierungsarbeiten durch. Sie nutzen also die Chance durch das neue Center, sich auch selbst zu erneuern und besser darzustellen. So können auch diese Händler von der erhöhten Kundenfrequenz profitieren. In Ihren Centern gibt es ein sehr umfangreiches gastronomisches Angebot. Welche Rolle spielt die Integration von Gastronomie heute für ein Shopping-Center?
Die Gastronomie ist natürlich ein wichtiger Bestandteil des Erlebnisfaktors. Wenn ein Kunde ein Shopping-Center besucht, verlangt er heute ein qualitativ hochwertiges gastronomisches Angebot und eine gewisse Vielfalt. Das gehört zur Aufenthaltsqualität im Shopping-Center dazu und hat eigentlich gar nichts mehr mit den klassischen Food-Courts und ihren Fastfood-Angeboten zu tun. Zwar sind die ersten Reaktionen auf diese Angebote oft eher verhalten, denn für den deutschen Kunden ist es immer noch nicht wirklich üblich, zum Essen in ein Shopping-Center zu gehen. Aber auch das ändert sich gerade und die Angebote werden immer besser angenommen. Daher bildet die Gastronomie einen wichtigen Faktor, der zur Frequenzsteigerung beiträgt, genauso wie die Integration von Spieleecken für Kinder oder auch die Organisation verschiedener Events und Kunstveranstaltungen. Alle diese Dinge tragen dazu bei, den Besuch in einem Shopping-Center auch über den reinen Einkauf hinaus zum Erlebnis zu machen.
Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com
Themenkanäle: Beratung, Shoppingcenter