Bericht • 01.06.2010

Green IT“: Thin Clients senken Kosten für Strom und Administration

Auch in der IT bestehen Möglichkeiten nachhaltig Energie zu sparen

Quelle: IGEL Technology
Quelle: IGEL Technology

Der Handel entdeckt vielfältige Möglichkeiten des Energiesparens: Neue Lampen, neue Kältemittel für Tiefkühlprodukte, neue Architektur. Sparen kann man aber auch bei der IT. Vom Lager bis in die Filiale – Computer steuern vielfältige Prozesse. Thin Clients könnten die Energiekosten erheblich senken, sagen die Hersteller. Und sie haben einige gute Argumente.

„Green IT“ wurde in den letzten Jahren zum heiß diskutierten Thema. Auch bei der letzten EucoCIS gab es hierzu einen Schwerpunkt. Wer bei der IT Energie spart, senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern bessert auch sein Image gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit auf. Mit einer Zusammenführung heterogener IT-Systeme kann man die Zahl der Server und Rechenzentren reduzieren. Rechenzentren sind riesige Stromfresser – für Prozessoren, Lüfter und Klimatechnik. Auch eine Virtualisierung – die Bündelung verschiedener Anwendungsprogramme in leistungsfähigen Rechnern – kann den Energieverbrauch senken. Wer jedoch seine IT umstellt, greift tief ein ins Räderwerk des Betriebsablaufs. Revolutionen bergen Risiken, gefragt sind daher schrittweise Änderungen, Modernisierungen mit Augenmaß.

ITK soll ein Schlüssel für einen modernen Klima- und Umweltschutz in Deutschland werden. Dafür hat der IT-Branchenverband Bitkom im Juli 2009 gemeinsam mit IT-Anwendern eine „Green IT Allianz“ gegründet, die Wissenschaft und mehrere Ressorts der Bundesregierung als Partner unterstützen. Gemeinsam will man die politische und wirtschaftliche Agenda für grüne Informationstechnik weiterentwickeln und Klimaschutz-Potentiale durch ITK erschließen. Greifbare Ergebnisse gibt es bislang nicht, Insider kritisieren die Schwerfälligkeit dieses Projektes, weil zu viele Partner unter einen Hut gebracht werden sollen.

Thin Clients im Handel – Beispiel Edeka

Mehr Erfolg versprechen konkrete Anwenderprojekte, die es inzwischen auch im Handel gibt. Zum Beispiel beim Einsatz von Thin Clients, abgespeckten Computern ohne eigene Festplatte und ohne Lüfter. Angeschlossen an ein Rechenzentrum ermöglichen sie die zentrale Fernadministration vieler PC-Arbeitsplätze auf einmal. Neue Software muss nicht mehr auf jeden Rechner einzeln aufgespielt werden, Nutzer können keine, möglicherweise mit Viren verseuchte Software installieren. Und im Handel finden sich PCs nicht nur in den Büros der Handelszentralen. PCs stehen auch in den Lagern und in den Filialen, im Filialbüro ebenso wie an der Kasse. Die Anbindung über Internet ist kein Problem mehr.

Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen hat letztes Jahr seine Desktop-Umgebung mit Thin Clients erweitert. Ohne personellen Mehraufwand konnte man 250 zusätzliche IT-Arbeitsplätze bereitstellen. Gegenüber einem reinen PC-Szenario ist außerdem der Energieverbrauch um 75 Prozent niedriger, berichtet der deutsche Hersteller Igel, der in Sachen Thin Clients zu den größten Anbietern weltweit gehört.

Anlass der Modernisierung bei Edeka war die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems auf SAP-Basis. Dafür mussten die alten Kassensysteme der insgesamt 37 C+C-Großmärkte erneuert werden. Der Kostenvergleich sprach eindeutig für Thin Clients. In jeder Filiale arbeiten zwischen acht und 20 Thin Clients, daneben gibt es pro Filiale maximal zwei PCs für besondere Anwendungen, wie z.B. Temperaturlogger zur Überwachung der Kühlregale. Die zentralen Citrix-Server arbeiten auf einer Blade Server-Infrastruktur in den beiden Rechenzentren Würzburg und Rottendorf. Von dort aus werden nahezu alle Anwendungen für die Filialen bereitgestellt. Ein weiterer Bestandteil der neuen IT-Infrastruktur der Edeka C+C-Märkte sind auch neue Kassensysteme, die nun direkt an das SAP-System angebunden sind. Alle 15 Minuten übertragen sie die Belegdaten an die zentralen SAP-Server. Ein Kassenserver pro Filiale aktualisiert Preisänderungen und andere tagesaktuelle Informationen über Nacht.

Zentralisierung begünstigt Thin Clients

Die Handelszentralen streben zurzeit eine Zentralisierung der Filial- und Kundendaten, der Warenwirtschaftssysteme und Finanzwirtschaft an. IT-Arbeitsplätze sollen standardisiert werden. Dies kommt den Thin Clients entgegen. Weil sie ohne eigene Festplatte arbeiten, spricht man von Server Based Computing (SBC) oder von Hosted Virtual Desktops (HVD). Im Server Based Computing laufen alle grundlegenden Anwendungen zentral auf Terminalservern, auch die Datensicherung erfolgt zentral. Bei der Desktop-Virtualisierung werden komplette PC-Desktops virtuell im Rechenzentrum vorgehalten. Insgesamt steigt die Verfügbarkeit der Anwendungen so auf nahezu 100 Prozent. Server und Client am Arbeitsplatz tauschen lediglich Steuerdaten aus – z.B. von Tastatur, Bildschirm und Peripheriegeräten wie RFID- oder Barcodescannern oder EC-Karten-Lesegereräten.

Nach Angaben von Igel sinken die Gesamtbetriebskosten mit Thin Clients gegenüber klassischen PCs, also Fat Clients, um bis zu 70 Prozent – sowohl durch geringeren Stromverbrauch als auch durch die kostengünstige und standortunabhängige Fernadministration. Dies belegt eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT. Demnach verursacht ein vollständig manuell gepflegter PC Gesamtkosten von ca. 4.600 Euro pro Jahr. 2.800 Euro jährlich kostet ein softwaregestützt verwalteter PC. Für einen Thin Client-Arbeitsplatz fallen jedoch weniger als 1.500 Euro an. Die Fraunhofer-Forscher gingen dabei von nur fünf Jahren Betriebsdauer aus. In Wirklichkeit sind Geräte im Handel viel länger in Betrieb – mit steigendem Administrationsaufwand.

Der Handel kämpft mit knappen Margen bei hohem Wettbewerbsdruck. Grüne Argumente liegen zurzeit im Trend, zumal man beim Verbraucher damit Pluspunkte sammelt. Thin Clients fallen den Kunden jedoch weniger ins Auge als neue Architektur und neue Ladeneinrichtungen. Die Finanzmanager in den Handelszentralen hören daher bei der Abwägung pro und contra Thin Clients vielleicht eher auf die Kostenargumente. Wenn davon jedoch die Umwelt profitiert, wird das sicher auch fürs Marketing genutzt. Bei der nächsten Euroshop bleibt „grün“ ein wichtiges Thema.

René Schellbach

euroshop.de

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