Von der Weltleitmesse für den Handel in New York erwartet sich die Branche jedes Jahr wieder innovative Impulse. Für 2018 scheint sich der Handel neu zu erfinden. Und so lautete auch das Credo bei den Ausstellern „Reinvent Retail“, mit der man Umsatzrückgang und Geschäftesterben - gerade im klassischen stationären Handel - den Kampf ansagt. Diskutierte man in den vergangenen Jahren auf dem Event noch Konzepte, geht es jetzt mit konkreten Lösungen an die Umsetzung.
Das Angebot für den Kunden erlebbar machen
Wenn der Kunde zurück in den Store kommen soll, muss der Store sich grundlegend ändern. Er muss begeistern: im Design und der Sortimentspräsentation, durch das Markenversprechen und mit einem Storepersonal, das den Kunden mit Erlebnis und durch Technik unterstützt emotional einfängt. Produkte werden über künstliche Intelligenz für den Konsumenten erfahr- und erlebbar. Kameras erfassen direkt am Regal das Geschlecht der Shopper (Gender Recognition), um gezielt Artikel auf großen Screens anzuzeigen. Digital Signage wird zum zentralen Inszenierungselement der Marke. Auch die multisensorische Konsumentenansprache durch Soundduschen oder visualisierte Anproben bei Brillen oder Modeartikeln bieten zum einen die Chance des schnellen Produktvergleichs, sollen aber auch die Kaufentscheidung unterstützen. Bilder direkt aus dem Store können mit der eigenen Social Community geteilt werden. So ein Einkaufserlebnis bleibt in Erinnerung.
Operational Excellence im Store: Single Stock View
Operational Excellence bedeutet: Filialen mit einer hohen Warenverfügbarkeit – vergleichbar einem Mini-Distributionszentrum. Im Omnichannel Business müssen Händler über ihre eigenen Stores, den Großhandel und die Franchise-Partner, den Single Stock View für ein effizientes Bestandsmanagement in den Griff bekommen, denn der Kunde zieht keine Channel-Grenzen.
Exakte Bestände werden als zwingend notwendige Basis für funktionierendes Omnichannel Retailing und den zufriedenen Kunden nicht mehr in Frage gestellt. Auch nicht, dass RFID die Technologie zur exakten Bestandserfassung und -führung ist. Vielmehr verlangen Händler jetzt nach Lösungen, die schnell, ohne große Projektimplementierung und zu einem vernünftigen Budget umsetzbar sind. Am besten für eine Filiale im Test - ausrollbar auf das komplette Filialnetz und erweiterbar auf die gesamte Supply-Chain.
Künstliche Intelligenz und Robotic
Der alte Traum des Händlers - den Kunden kennen und erkennen, wenn er den Store betritt - wird wahr. Das Ziel: Ihn mit seinem Namen anzusprechen und ihm seine Lieblingsprodukte anzubieten. Über Loyalty Card Systeme werden Kunden erkannt, ihre Einkaufshistorie dem Verkaufspersonal direkt auf das Tablet ausgegeben, um über eine persönliche Kundenansprache eine Kommunikation aufzubauen. Das alles unterstützt von künstlicher Intelligenz als Instrument für Consumer Engagement.
An Roboter in den Filialen wird man sich zumindest in USA schon gewöhnen müssen. Bei Walmart bewegen sich die autonomen Helfer schon durch 50 Stores. Ein Trend, der auch nach Europa schwappen und über einzelne Pilotierungen hinausgehen wird: Gegen Out-of-Stock, für mehr Effizienz im Replenishment und einen zufriedenen Kunden.
Über den Tellerrand
Während viele Anwendungen für den Store heute deutlich konkreter erscheinen als noch vor 12 Monaten, wurden auch in diesem Jahr wieder spannende und durchaus auch innovative Konzepte für den Online-Handel und die Supply Chain gezeigt und diskutiert. Gemeinsam ist all diesen Konzepten, dass sich durch künstliche Intelligenz tatsächlich neue Anwendungsfälle herauskristallisieren, die bislang so einfach nicht umsetzbar waren. Hingegen wurde man beim aktuellen Hype-Thema Blockchain noch immer das Gefühl nicht los, dass dies aktuell – von Kryptowährungen einmal abgesehen – eine technologische Lösung auf der Suche nach ihrem Problem ist.