Bericht • 01.11.2012
Zutrittskontrolle: Wer darf rein und wer nicht?
Integrierte Lösungen werden immer wichtiger
Ein wichtiger Aspekt der Gebäudesicherheit ist die Zutrittskontrolle. Die Aufgabe hat viele Aspekte. Gefragt sind Lösungen aus einem Guss. Viele Unternehmen kooperieren mit weiteren Partnern oder erweitern ihr Portfolio aus eigener Kraft. Mechanische und elektronische Zutrittskontrolle wachsen zusammen, Software wird bei Management und Analyse immer wichtiger. Wichtig sind auch gut geschulte Kontrolleure vor Ort.
Je mehr Türen, Gebäude und Standorte in eine zentrale Steuerung einbezogen werden, desto komplexer wird das System. Expansion im Handel ist daher eine große Herausforderung. Ist die alte Technik erweiterbar? Wie entwickeln sich die Kosten? Sind die sensiblen Zugänge in den Filialen online steuerbar? Dabei geht es nicht nur um zusätzliche Gebäude und zusätzliche Türen, sondern auch um zusätzliche Berechtigungen. Geheimnisträger, einfache Mitarbeiter, Lieferanten – viele Nutzer haben unterschiedliche Befugnisse. Diese zu steuern, verursacht später Betriebskosten.
Die früher gewohnten Grenzen zwischen Anbietern mechanischer und elektronischer Zugangskontrollen verschwimmen immer mehr. Software-Firmen, Tür- und Gerätehersteller kooperieren, um Leistungen aus einer Hand anbieten zu können. Sie werden dabei immer mehr zu Sicherheitsberatern, wissend, dass ein Sicherheitskonzept nur so gut ist wie seine schwächste Stelle. Auch Wach- und Schließdienste erweitern ihr Angebot. Sie beraten, installieren Überwachungstechnik – und stellen das Kontroll-Personal.
Ganzheitliche Lösungen sind gefragt
Es zeigt sich, wie die Unternehmens ihr Angebot erweitern. Ein Beispiel dafür ist Bosch Sicherheitssysteme. Die Bosch-Tochter aus Grasbrunn bei München hat ihr Portfolio in der Zutrittskontrolle erweitert. „Bosch geht diesen Schritt, um auch auf dem stark wachsenden Markt der Mechatronik seine Position weiter auszubauen“, heißt es in der Kundenzeitschrift „Safety“. Voraussetzung für die reibungslose und verlässliche Funktionsfähigkeit von Türlösungen sei die nahtlose Integration von Mechatronik, Zutrittskontrolle, Zeiterfassung und Fluchttürsteuerung. Deshalb bietet Bosch unter dem Markennamen „Matrix“ eine komplette und abgestimmte Zutrittskontroll-Lösung mit elektronischen Schließzylindern und Türbeschlägen sowie Lesern, Terminals, Controllern und Software.
Von „intelligenter Sicherheit“ spricht ADT. Der langjährige deutsche EuroCIS-Aussteller gehört inzwischen zum internationalen Mischkonzern Tyco. In diesem Verbund bemüht man sich um integrierte Lösungen und Dienstleistungen rund um Sicherheit, Brandschutz und Rettungswesen. Den Kunden will man Synergien bieten durch übergreifende Gebäude- und Managementsysteme für mehr Sicherheit und eine Verbesserung von Prozessabläufen.
Schlüssel haben viele Nachteile
Der Klassiker in der Zutrittskontrolle sind Sicherheitsschlösser und spezielle Schlüssel. Die Ausgabe und Rückgabe sind bei häufiger wechselndem Personal mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden. Die Anfertigung zusätzlicher Schlüssel ist teuer. Noch viel kostspieliger wird es, wenn ein Schlüssel verloren geht oder gar gestohlen wird. Dann müssen alle Schlösser und Schlüssel ausgetauscht werden Viele Beschäftigte mit Firmenschlüsseln fühlen sich unwohl, wenn sie an diese Gefahr denken. Außerdem besteht das Risiko, dass Kriminelle einen Schlüssel nachmachen.
„Karten schaffen prinzipiell mehr Sicherheit und Effizienz“, sagte Stephan Seifert, Geschäftsführer Vertrieb und Service von Gunnebo Deutschland im Frühjahr im EuroCIS-Interview. „Werden sie verloren oder gestohlen, lassen sie sich einfach und zentral sperren.“ Die neue Near-Field-Communication kann man inzwischen auch für die Zutrittskontrolle einsetzen. NFC-basierte Authentifizierung bedeutet mehr Komfort für den Benutzer. Die Karte mit Funkchip muss man nur vor das Gerät halten. Sie muss nicht einmal aus der Brieftasche geholt werden.
Innovationen für die Legitimierung
Karten mit Magnetstreifen können zwar preisgünstig ersetzt werden. Sie bergen allerdings den Nachteil, dass sie leicht zu kopieren sind. „Wer mehr Sicherheit möchte, setzt auf Code-Schlösser“, sagt Stephan Seifert. „Elektronische Hochsicherheitsschlösser auf Zahlenbasis sind gerade für die sensiblen Bereiche im Handel eine sinnvolle Lösung.“ Die Zugänge zu Backoffice und Kassentresor lassen sich damit effizient und sicher managen. Sie arbeiten mit einer persönlichen Kennung – der PIN – und Einmal-Codes. Diese Codes öffnen in einem bestimmten Zeitraum nur einmalig nach Eingabe der PIN das Schloss. Sie werden über eine zentrale Management-Plattform automatisch erzeugt und können beispielsweise via E-Mail oder SMS an den Nutzer versendet werden. So können auch Wert- und Prozessdienstleister sicher Zugang zum Backoffice- und Tresorbereich erhalten.
Immer besser wird die Fingerabdruck-Erkennung. Die Anbieter arbeiten daran, die Fehlerquote noch weiter zu senken. Die Crux: Sicher ist nur, was zu 100 Prozent perfekt ist. Daher wird der Fingerabdruck bisher kaum als alleinige Verifikation genutzt. Aber den Finger hat man immer dabei und er kann nicht gefälscht werden. Wärmesensoren erkennen, wenn Kriminelle künstliche Kopien einsetzen. Komplizierter in der Anwendung sind Augenerkennungssysteme mit Iris-Scan. Sie arbeiten langsamer und Sehbehinderte müssen die Brille absetzen.
Personalwirtschaft und Zutrittskontrolle
Gunda Cassens-Röhrig, Mitglied der Geschäftsleitung der GFOS in Essen, beantwortet im Interview zu diesem Fokus-Thema unsere Fragen zum Thema Zutrittskontrolle. Sie lenkt den Blick auf die Kombination von Zutritt und Zeiterfassung der ankommenden und gehenden Mitarbeiter. GFOS bietet dafür eine Workforce-Software, die mit der Security-Software kombiniert werden kann.
Das zweite Interview wirft einen Blick von außen auf den Handel. Dr. Harald Olschok ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). Olschok erklärt, wie man gute Dienstleister findet und was Detektiv oder Doorman tun dürfen. Er räumt ein, dass die Sicherheitsbranche an ihrem Image arbeiten muss und fordert eine zweijährige Ausbildung für Sicherheitsleute im Handel. Gefragt sind keine Muskelmänner, sondern Leute, die die Tricks von Verbrechern ebenso kennen wie die Möglichkeiten moderner Technik.
Es gibt zahlreiche qualifizierte Anbieter von Zugangskontrollsystemen. Der Bundesverband der Hersteller- und Errichterfirmen von Sicherheitssystemen (BHE) oder auch der Fachverband Sicherheitssysteme im ZVEI geben vielfältige Informationen zu dieser Thematik. Die Bedürfnisse der Kunden und die betrieblichen Bedingungen sind sehr unterschiedlich; dies gilt es zu berücksichtigen.
René Schellbach, iXtenso.com