Mitte Juni tagte das BTE-Präsidium unter der Leitung von Steffen Jost in Köln. Dabei wurde konstatiert, dass das Frühjahr 2012 meist sehr durchwachsen verlief. Nach einem oft noch guten Start war die zweite Hälfte deutlich schwieriger, so dass die Branche derzeit aufgelaufen im Schnitt ca. zwei Prozent unter dem Vorjahr liegen dürfte. Ursachen dafür waren das allzu oft unpassende Wetter und die hohe Vorlage aus 2011. Gegenüber 2010 liegen viele Unternehmen daher umsatzmäßig im Plus, allerdings bei zum Teil merklich höheren Kosten für z.B. Energie und Personal.
Vom BTE-Präsidium bemängelt wurde, dass sich die Zusammenarbeit mit etlichen vertikal organisierten Lieferanten verschlechtert hat. Problempunkte sind z.B. Überdistribution, bevorzugte Belieferung der Industrie-eigenen Stores sowie allzu frühzeitige Reduzierungen im Webshop und in den eigenen Stores, welche die Handelspartner zum Nachziehen zwingen. Kritisch gesehen wird auch die Vermarktung von Restanten über FOCs und Online-Shoppingclubs, wo oftmals noch vergleichsweise attraktive Ware mit sehr hohen Abschlägen angeboten wird. Der BTE rät den Vorstufen, eine Vollkostenbetrachtung einer massiven Überhang-Vermarktung vorzunehmen und deren Konsequenzen für die Markenführung zu reflektieren.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt das BTE-Präsidium dem Handel, problematische Marken konsequenter auszulisten und dafür verstärkt alternative Lieferanten aufzunehmen oder attraktive Multilabel-Flächen einzurichten. Noch ist die Bereitschaft zum Wechsel oder zumindest zur Verringerung der betreffenden Markenflächen zu schwach ausgeprägt, weil oftmals keine Alternativen gesehen werden. Allerdings zeigen Beispiele – auch aus dem BTE-Präsidium - , dass sich Markenflächen erfolgreich durch attraktive neue Label oder spannende Multilabel-Flächen ersetzen lassen.
Zudem berichtete das BTE-Präsidium über eine rückläufige Kundenfrequenz, die auch auf ein weiteres Erstarken der Online-Konkurrenz zurückgeführt wird. Zwar fehlt bei diesem Vertriebskanal das haptische Erlebnis, doch verringern zeitgemäße Webshops diesen Nachteil zunehmend durch Steigerung der Convenience. Problematisch ist vor allem der Umstand, dass der Kunde fehlende Größen oft schneller online bekommt als der Handel sie (für den Kunden) per Nachbestellung erhält. Als Gegenmaßnahme empfahl das BTE-Präsidium dem stationären Fachhandel, seine Wettbewerbsvorteile wie Beratung und soziale Interaktion zu pflegen und auszubauen. Gerade auf größeren Flächen fehle es daran mittlerweile zu oft.
Die Errichtung eines erfolgreichen Online-Shops wird dagegen vom BTE-Präsidium als immer schwieriger bewertet, da die Standards durch die Großanbieter und Spezialisten hinsichtlich Service- und Erlebnisgrad immer höher werden und von Mittelständlern kaum noch zu finanzieren sind. Dagegen ist ein zeitgemäßer und immer aktueller Internet-Auftritt heute für Modehäuser wichtig, da sich Kunden dort oft vor dem Besuch informieren.
Eine moderne Website empfiehlt sich auch im Hinblick auf die Nachwuchssuche. Schließlich nehmen die Zahl – und auch die Qualität - der potentiellen Bewerber um einen Ausbildungsplatz künftig immer mehr ab. Der Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte wird sich deshalb weiter verschärfen.
Als Gegenmaßnahme empfiehlt das BTE-Präsidium, sich im Sinne eines „employer branding“ immer wieder als interessanter Arbeitgeber mit attraktivem Tätigkeitsbereich darzustellen. Mögliche Maßnahmen sind Vorträge in Schulen, Infos auf der eigenen Website (idealerweise in Form von Filmen) und die Nutzung von sozialen Netzwerken.