Während seines gesamten Wahlkampfes ist Donald Trump recht vage geblieben, was seine tatsächlichen Ziele angeht. Wenn der designierte US-Präsident tatsächlich bestehende Handelsabkommen aufkündigen und neu verhandeln möchte, wird das ein Problem für die Weltwirtschaft – denn gute Handelsbeziehungen sind abhängig von verlässlichen Rahmenbedingungen.
Gerade für die Digitale Wirtschaft ist diese Verlässlichkeit besonders wichtig, weil die Wirtschaftsräume der USA und EU in diesem Bereich eng verflochten sind. Wenn die bisherige Rechtssicherheit nicht mehr gegeben ist, schadet das beiden Seiten. Das kann eigentlich nicht im Interesse der neuen US-Regierung sein.
Für Matthias Wahl, Präsident des BVDW, steht der designierte US-Präsident jetzt in der Pflicht: „Nach seinem Wahlsieg muss Donald Trump Farbe bekennen. Die Digitale Wirtschaft in Deutschland und der gesamten EU erwartet verlässliche Rahmenbedingungen für die bewährte transatlantische Zusammenarbeit. Bestehende Freihandelsbeziehungen dürfen von der neuen US-Regierung unter keinen Umständen in Frage gestellt werden – dies wäre Gift für die Weltwirtschaft.“
Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar fürchtet Handelskonflikte nach dem Ausgang der Wahlen:
„Die USA sind mit Abstand der wichtigste Handelspartner der hessischen Wirtschaft. Nach dem Ausgang der Wahl mache ich mir Sorgen, wie sich diese Beziehungen in den nächsten Jahren entwickeln werden“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. „Wir sind eine Exportregion. Und unsere Unternehmen sind auf verlässliche Spielregeln angewiesen. Deswegen ist es wichtig, dass die protektionistischen Aussagen von Donald Trump Wahlkampfgetöse bleiben. Sonst drohen schwere Handelskonflikte.“
Hessen exportierte im Jahr 2015 Waren im Wert von 7,7 Milliarden Euro in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 12,8 Prozent der bedeutendste Abnehmer hessischer Waren. Seit 2009 haben sich die Exporte dorthin verdoppelt. Auch importseitig sind die USA wichtigster Handelspartner. Importiert wurden Waren und Güter im Wert von 8,7 Milliarden Euro. Das sind 10,6 Prozent aller hessischen Importe.
Insbesondere in den starken südhessischen Branchen Automobilbau, Pharmazie und Chemie sind die Wirtschaftsbeziehungen besonders eng. Über 200 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt haben aktive Wirtschaftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten. Mindestens 31 Unternehmen sind mit einer Niederlassung oder Produktionsstätte in den USA registriert. Mit einem Exportanteil von 60 Prozent liegt die Region Darmstadt Rhein Main Neckar über dem hessischen Durchschnitt.