Was wären sportliche Großveranstaltungen wie die UEFA EURO 2012 ohne ein Meer von Fahnen – in den Stadien, aber auch auf Fan-Meilen und bei Public Viewings? Bei Fahnen Herold in Wuppertal werden sie hergestellt.
Wenn am 8. Juni 2012 in Warschau und Wrocław die Lichter in den Fußballstadien zum Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2012 angehen, atmet man am Rande von Wuppertal tief aus – geschafft. Bereits Wochen vor der Fußball-Europameisterschaft wurde bei Fahnen Herold, der W. Frauenhoff GmbH & Co. KG, auf Hochtouren produziert: Fahnen aller 16 teilnehmenden Teams werden in ausreichenden Stückzahlen auf Lager gelegt, zum Teil in bis zu 15 verschiedenen Größen und Arten. „Aus jahrelanger Erfahrung wissen wir inzwischen, welche Nationen besonders gut laufen, obwohl das natürlich auch immer etwas vom Turnierverlauf abhängt“, erklärt Geschäftsführer Kai Frauenhoff. In Schwarz-Rot-Gold warten mehrere Kilometer Rollenware im Lager von Fahnen Herold auf die Fans, so dass selbst bei einem Finale mit deutscher Beteiligung nicht von Engpässen auszugehen ist.
Sollte sich jedoch ein krasses Außenseiter-Team qualifizieren, wartet vor dem Endspiel noch einmal ein hartes Stück Arbeit auf die 130 Mitarbeiter: Dank moderner Digitaldruck-Technik können selbst in letzter Minute noch Fahnen nachgedruckt werden. Für das Unternehmen lohnt sich das: „Im Zuge einer sportlichen Großveranstaltung von dem Kaliber einer Fußball-Europameisterschaft steigt der Absatz von Artikeln mit Länderkennzeichnung um bis zu 20 Prozent“, erzählt der Geschäftsführer. Während sich „Deutschland am Ball“, ein geschmacksmuster-geschütztes Design mit einem von Flammen umhüllten Fußball vor schwarz-rot-goldenem Hintergrund, längst zum Klassiker entwickelt hat, ist Frauenhoff noch gespannt, wie sein jüngstes Produkt angenommen werden wird: Erstmals gibt es in diesen Sommer Nationen-Kissen zu kaufen.
65 Jahre textile Kompetenz
Der Textildruck liegt Frauenhoff sozusagen im Blut – schon seine Großeltern gründeten das Unternehmen im Jahre 1947. Zunächst wurden Fahrradwimpel produziert, später kamen Bänder und sogar Schürzen hinzu. Seit den frühen Siebzigern konzentriert man sich jedoch auf große Formate wie Fahnen und Banner, die im Siebdruck-Verfahren und seit knapp einem Jahrzehnt auch digital hergestellt werden. Und das im industriellen Maßstab: Auf den rund 19.000 Quadratmetern Produktionsfläche am Rande von Wuppertal stehen allein vier große Siebdrucklinien mit bis zu zehn Farbwerken. Dazu gibt es eine eigene Wasch- und Trockenstraße. Rund 5,5 Millionen Quadratmeter bedrucktes Textil liefert man so jährlich aus.
Dabei umfasst das Sortiment nicht nur National- und Fan-Fahnen, sondern deckt eine breite Auswahl vom winzigen Tisch- oder Fahrzeugwimpel bis hin zu Werbeplanen, Rahmensystemen und XXL-Beach-Flags ab – der Hauptkatalog des Unternehmens erreicht die Ausmaße eines Telefonbuchs einer kleineren Stadt. Individuelle Werbefahnen, Banner und Displays auf Textil- oder Planenmaterial, sogenannte „Soft Signage“, sowie mit Textilien bespannte Leuchtkästen erlebten in den letzen Jahren eine stark steigende Nachfrage.
Mit Digitaldruck auf Erfolgskurs
Zunächst war die ab 2003 aufgebaute Digitaldruck-Sparte rein für Einzelstücke und Kleinserien gedacht. Der große Vorteil des Digitaldrucks liegt schließlich darin, dass keine Druckvorlagen erstellt werden müssen. So lassen sich auch vollfarbige Designs in geringen Stückzahlen wirtschaftlich produzieren. Inzwischen produziert man mit mehreren Druckern von Dgen, Mimaki und Roland sowie zwei weiteren industriellen Hochleistungsdruckern mit Stundenleistungen von je rund 140 Quadratmetern durchaus auch größere Partien. Mehrere Kalander, mit denen die Motive auf dem Stoff fixiert werden, sowie ein großformatiger digitaler Cutter der Firma Zünd, der das Rollenmaterial kameragesteuert und automatisch schneidet, runden diese Abteilung ab.
Nähen wie am Fließband
Gegen die Zuschnitt- und Konfektionsabteilungen wirkt dieses Arsenal jedoch fast wie Spielzeug. Schließlich ist ein Stück Textil noch kein Fahne: Erst umsäumt und mit Befestigungsschlaufen oder einem Hohlsaum für den Fahnenstock versehen, wird ein gebrauchsfertiges Fanprodukt daraus. Ein großer Teil dieser aufwendigen Arbeiten wird bei Fahnen Herold automatisiert erledigt. Das Unternehmen besitzt mehrere Linien, die Beschnitt und das Nähen umlaufender Säume praktisch ohne manuelle Arbeit erlauben. Doch auch die rund 30 Näherinnen an Industriemaschinen haben gut zu tun. Schließlich will der Kunde heute nicht mehr Wochen auf sein bestelltes Produkt warten. Auch ist der Wettbewerb, speziell bei National-Fahnen in Großserien, sehr hart - da kommt es auf Minuten und Euro-Cent an. Bei Fahnen Herold wird trotzdem ausschließlich am Standort Deutschland produziert, und das trotz starker, auch asiatischer Konkurrenz. Frauenhoff setzt dabei auf neueste Technik und Innovation, um seinen Wettbewerbern immer ein entscheidendes Stück voraus zu sein. So entwickelte das Unternehmen beispielsweise zusammen mit den Textilspezialisten der Gebrüder Aurich GmbH einen speziellen, sehr reißfesten Fahnenstoff, der Wind und Wetter deutlich länger standhält als bisher übliche Materialien. Dafür wurde Fahnen Herold im vergangenen Jahr auch mit dem renommierten Branchenpreis „viscom Best of Award" ausgezeichnet, den die Internationale Fachmesse für visuelle Kommunikation, Technik und Design jährlich an ihre besten Aussteller vergibt.
Dem Fußballfreund kann das freilich egal sein, denn die meisten Fanfahnen werden nur ein Sommermärchen lang benutzt. Doch auch er profitiert von der Schnelligkeit und Flexibilität des Unternehmens: Direkt beim Firmengebäude gibt es einen kleinen Fabrikverkauf, bei dem man auch in letzter Minute noch das passende Zubehör für die Fußballparty mit Freunden kaufen kann. Selbst wenn etwa die Ukraine ins Finale einziehen sollte.
Digitale Druckverfahren auf den neuesten Stand auf der viscom frankfurt 2012
Sein Portfolio zeigt Fahnen Herold im Herbst auf der viscom rund 11.000 Fachbesuchern. Mit dabei sind dann auch weitere Fahnen-Hersteller wie zum Beispiel Sachsen Fahnen oder Weba Fahnen und Textildrucker wie Multiplot. Zudem sind die führenden nationalen und internationalen Digitaldruck-Aussteller auf der Messe vertreten. Anwendungen im Bereich Digitaldruck gibt es außerdem auf der Sonderfläche viscom World of Inspiration. Die knapp 700m² große Fläche ist ein Marktplatz für Ideen, Best Practice und Networking. Hier zeigt zum Beispiel die Materialschau „Individualdesign meets Materials" ihre innovativsten Materialien und Druckmuster und der Objektbereich „retail design!" anhand von vielfältigen Exponaten die heutigen Möglichkeiten im Digitaldruck, im Digital Signage und am PoS.
2012 findet die viscom, die alternierend in Frankfurt und Düsseldorf veranstaltet wird, vom 25. bis 27. Oktober in Frankfurt statt. Erwartet werden rund 300 Aussteller.