Interview • 21.02.2011
Waren-Automaten erreichen den ROI bereits bei der Anschaffung
Interview mit Constantin Joannou-Römer, Deutschland-Geschäftsführer Vensafe
Vensafe aus Norwegen hat 2009 in Europa 1.000 Warenausgabe-Automaten für über 14 Millionen Euro an den Handel verkauft. Nach Angaben von Constantin Joannou-Römer stehen mittlerweile 500 Geräte in Deutschland. Die Verbraucher bekommen die Ware erst nach dem Bezahlen an der Kasse auf ihrem Weg zum Ausgang. Dies dient dem Schutz vor Diebstahl – aber Joannou nennt noch weitere Argumente.
Seit wann sind Sie Aussteller in Düsseldorf und wie hat sich das Geschäft seitdem entwickelt?
Seit 2005 sind wir Aussteller. Seitdem wachsen wir mit einem zweistelligen prozentualem Zuwachs jedes Jahr. In allen Ländern, in denen wir aktiv sind, haben wir externe Servicepartner. Dadurch hat Vensafe europaweit nur 40 Mitarbeiter, davon 10 in Deutschland. Produziert wird mit externen Produktionsstätten in Norwegen und Schweden.
Was spricht für Warenausgabe-Automaten?
An erster Stelle steht die Diebstahlsicherung gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Daneben gibt es noch weitere wichtige Argumente wie die Reduzierung des Warenbestands. Nicht an jeder Kasse muss das volle Sortiment ausgestellt werden. Ein weiterer Punkt ist der offene Kassenbereich: Der Handel braucht keine Aufbauten an der Kasse, etwa für Zigaretten. Dadurch kann man mehr Impulsware am POS präsentieren. Und schließlich dienen unsere Geräte auch dem Jugendschutz: Kinder und Jugendliche gelangen nicht mehr an Zigaretten und Tabakwaren.
Welche Produkte eignen sich besonders für die Automaten?
Zigaretten, Tabak, Rasierklingen, Kondome, Batterien und andere Produkte, Der Ausgabeschacht wäre auch groß genug für Tabakdosen, Stangenware, Handys oder MP3-Player.
Wie reagieren die Kunden auf diese Art der Warensicherung?
Bei dem Argument Jugendschutz reagieren 99 Prozent positiv. Der Schaden, welcher alljährlich dem Handel durch Diebstähle entsteht, ist den Kunden nicht so sehr bewusst.
Sprechen Sie speziell Händler in sozialen Brennpunkten an?
Nein, allerdings ist hier der größte Nutzen für den Betreiber.
Wie wichtig ist der deutsche Markt?
Deutschland steht bei uns im Mittelfeld. Vensafe ist besonders stark in seinem Heimatmarkt Norwegen. Dort ist der öffentliche Verkauf von Zigaretten verboten. Sehr wichtig für uns ist auch Schweden.
Stehen Ihre Automaten eher bei kleinen Einzelhändlern oder bei großen Filialisten?
Der selbstständige Einzelhändler mit 300 bis 6.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sieht den größeren Nutzen, da hier nach Margen gerechnet wird. Ketten erkennen den Mehrwert erst nach intensiverer Betrachtung, da hier nach Umsatz gerechnet wird. Zu unseren großen Kunden in Deutschland zählen Edeka, Rewe, Penny, Reichelt, Wasgau AG, Nahkauf, Tegut. Vensafe finden Sie auch im „Markt der Zukunft“ von Edeka in Hamburg. Wir sind aber auch präsent bei einzelnen Kaufleuten: Edeka Simmel mit Selfscanning-Kassen, Edeka Zurheide, Bonus Stuttgart, verschiedene Nahkauf-Betreiber, Cap-Märkte und andere.
Wie hoch ist der Investitionsaufwand und wann erreicht man den ROI?
Der Handel investiert zwischen 10.000 und 30.000 Euro – je nach Ausstattung und Kassenanzahl. Der sofortige ROI ist über die Reduzierung des Warenbestands zu erzielen, bei Tabakwaren je Kasse rund 5.000 Euro. Wenn man nur an den Einsparungen durch verhinderte Diebstähle misst, liegen wir zwischen 12 und 36 Monaten.
Kunden wollen die Ware in die Hand nehmen, Anschauen führt zu Impulskäufen. Reichen Bilder zum Kauf?
Es stimmt: Im Durchschnitt sinkt der Umsatz um 9 Prozent, die Margen erhöhen sich aber durch die Verhinderung vom Diebstahl. Geschultes Kassenpersonal kann Rückgänge sehr gut kompensieren. Für die Warenpräsentation haben sich Produktkarten sehr bewährt, welche die Kunden in ihren Einkaufswagen legen. Sie kennen die Produkte, und der Ablauf entspricht dem sonstigen Einkaufsprozess. Am Ende scannt die Kassiererin nicht das Produkt, sondern die Karte. Mit der Produktkarte bekommt der Käufer am Ausgabegerät seine Ware. Die Produktkarte kann der Kunde am Gerät einwerfen oder als Kundenbindung mit in die Geldbörse legen. Wer für seinen Partner immer die selben Produkte kauft, muss nicht immer wieder nach der richtigen Marke fragen.
Beteiligen sich Markenhersteller an den Anschaffungskosten?
Ja. So haben wir zum Beispiel mit allen Zigarettenlieferanten Kooperationen im Bereich Stellgebühren und Lieferung von Produktkarten.
Gibt es bei Vensafe Mietlösungen und werden diese nachgefragt?
Leasing ist deutlich interessanter als eine Mietlösung, die wir selbstverständlich in allen Formen anbieten.
Mit dem Bezahlen per Handy oder Karte entfällt das Bargeld-Handling. Gibt es künftig Vensafe-Automaten auch in Fußgängerzonen, Shopping-Centern oder an SB-Tankstellen?
Wir arbeiten netzwerkeingebunden mit dem Warenwirtschaftssystem der Kasse und können somit alle Funktionen wie Fingerabdruck, Karte, Handy, Selfscanning und andere Systeme nutzen. Einige Systeme arbeiten bereits seit Jahren mit einem Vensafe. Schwerpunkt bleibt der Lebensmitteleinzelhandel, DIY und die Discounter.
Wo sehen Sie Wachstumspotenzial für Ihren Markt?
Wir haben bereits den Handelspartner tobaccoland, der in Deutschland ein Vollservicekonzept im Bereich Tabakwaren anbietet. In 2011 wird Deutschland das größte Wachstumspotenzial entwickeln.
Was können die Messe-Besucher bei der nächsten EuroShop von Vensafe erwarten?
Wir haben das Design unserer Automaten überarbeitet und stellen Ideen zur Warenpräsentation vor. Multiticket, neue Software und anderes sollen den Einzelhändlern höhere Profite bei einfacherer Handhabung garantieren. Multiticket bedeutet verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Stückzahlen auf einem Bon.
Interview von René Schellbach, Erstveröffentlichung EuroShop.de
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