Bericht • 28.09.2016

Dem Buch einen eigenen Raum geben

Buchhandlungen mit individuellem Design rücken das Buch in den Fokus

Regal an Regal und Buchrücken an Buchrücken – so sieht in der Regel eine deutsche Buchhandlung aus. Für individuelle Produktplatzierungen ist häufig wenig Platz. Auch geschickt auf der Fläche platzierte Büchertische oder Aufsteller können dies nicht ändern. Wir haben uns daher zwei besondere Stores herausgesucht, die durch ein ganz persönliches Konzept die Aufmerksamkeit auf das einzelne Buch richten.

Dem Buch einen Rahmen geben

Ganz anders wird das Buch in der Buchhandlung „stories“ im Hamburger Hanseviertel inszeniert. „Zeit für Geschichten“ lautet dort das Motto und meint hier wirklich jede einzelne Geschichte. Wer den Laden betritt, könnte zunächst glauben, versehentlich in eine Galerie betreten zu haben. Deckenhohe braune und weiße Regale mit flachen, rechteckigen Kästen dominieren den Shop. Jedes einzelne Buch wird in einem dieser Kästen präsentiert – und das für eine Buchhandlung eher untypisch mit dem Buchdeckel nach vorne. Ähnlich eines Bilderrahmens erhält jedes Buch somit eine kleine eigene Bühne.

Foto: Dem Buch einen eigenen Raum geben
Quelle: iXtenso/Günther

Das Besondere: Die Buchhandlung verfügt über 7000 Titel, von denen jeweils 1000 präsentiert werden. Die Auslagen wechseln jeden Tag, sodass der Store in Windeseile ein neues Gesicht erhält und auch für Stammkunden immer wieder eine neue Geschichte bietet. Teilweise werden einige der Regale nach der Farbe des Buchcovers oder Themen wie beispielsweise „Bären“ oder „Fußball“ sortiert. Denn der Anblick einer gleichfarbigen Bücherwand irritiert den Kunden für einen kurzen Moment. Eine klassische Aufteilung nach Genres sucht man hier vergeblich. Hinter einigen Exemplaren stehen außerdem Rezensionen aus Tageszeitungen.

Foto: Dem Buch einen eigenen Raum geben
Quelle: iXtenso/Günther

In der Mitte des Stores befindet sich der Lesesaal. Stühle laden dort an einem langen Lesetisch zum Verweilen und Stöbern ein. In regelmäßigen Abständen findet hier die Veranstaltung „Abendbrot“ statt. Mitarbeiterinnen stellen ihre Lieblingsbücher vor. Dazu werden Snacks und Getränke gereicht. Während er Öffnungszeiten können sich die Kunden im Café-Bereich nahe der Kassenzone einen Cappuccino bestellen und den selbstgemachten Kuchen genießen.

In der Buchhandlung Stories! wird das Buch zum Kunstwerk und erhält seinen ganz eigenen Raum. Das Auge richtet sich immer nur auf ein einzelnes Exemplar, auch wenn dafür schon einmal eine Leiter notwendig ist, um bis unter die Decke vorzudringen.

Photo
Quelle: iXtenso/Günther

Wie im siebten Himmel

Das Belgische Viertel in Köln ist jung und kreativ. Diese Voraussetzung nutzte der Kölner Verlag Bastei Lübbe 2013 und eröffnete in der Brüsseler Straße einen Concept Store. Der „Siebte Himmel“ verbindet Buch und Design zu einem besonderen Einkaufserlebnis. Die Ware besteht zu 60 Prozent aus Büchern, der Rest der Artikel kommt aus den Bereichen Dekoration, Mode und Spiele. In sieben Themenwelten begibt sich der Kunde auf eine Erlebnisreise.

Der 1. Raum befindet sich direkt im Eingangsbereich und dient als Lounge. Die hintere Wand wird komplett von einem Bücherregal bedeckt. Hier finden sich die persönlichen Empfehlungen der Mitarbeiterinnen. Kenntlich gemacht werden diese durch deren Portraitfotos und Rezensionen aus Tageszeitungen.

Foto: Dem Buch einen eigenen Raum geben
Quelle: iXtenso/Günther

Das Schaufenster wird gleichzeitig als multimediale Fläche genutzt. Auf eine kleine Projektionsfolie, die auf dem Fenster angebracht ist, können per Beamer Buchempfehlungen auf das Fenster projiziert werden. Darunter lädt eine Sitzbank innen wie außen zum Verweilen ein.

Im Raum daneben befindet sich die „Geschenkewelt“ inklusive Kassenzone. Im anschließenden „Büdchen“-Bereich lächelt ein freundlicher Kioskverkäufer von einem Foto aus einem Ausgabefenster heraus. Um den Verkäufer herum steht ein Großteil die Bastei Lübbe-Heftchen-Reihe sowie Tageszeitungen und Magazine, aber auch Schokoladenriegel.

Foto: Dem Buch einen eigenen Raum geben
Quelle: iXtenso/Günther

Vorbei an einem langen Büchertisch geht es dann in den Krimi-Raum. Auf dem Boden steht das jeweilige Genre. So können die Kunden beispielsweise zwischen „Regio“, „Nordisch“ oder „Polit-Thriller“ wählen. Auch zwei Hör-Nischen wurden integriert. Hier lässt sich gemütlich in das ein oder andere Hörbuch hinein hören. Die Bücherregale sind einerseits grau-lackiert, was wiederum den Look der Betonwände aufgreift, und auf der anderen Seite in Holztönen gehalten, was dem Raum Wärme spendet. Die „Büdchen-“ und „Krimi-“Bereiche befinden sich jeweils in kleinen in sich geschlossenen Räumen, die durch Fenster und Durchgänge wie ein Raum im Raum wirken.

Foto: Dem Buch einen eigenen Raum geben
Quelle: iXtenso/Günther

Für die Themen Unterhaltung, Mode und Frauenbücher hat Bastei Lübbe den letzten Raum reserviert. Dazu auch eine ein Couch und eine Umkleidekabine. Eine kleine Ausstellung bietet regionalen Künstlern darüber hinaus die Möglichkeit, sich zu präsentieren.

Der Anspruch des Stores liegt im Speziellen, Handverlesenen und Besonderen. Alles ist persönlich ausgewählt und mit viel Knowhow und Liebe zum Detail zusammengestellt.

Autor: Melanie Günther

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