Bericht • 01.12.2014

Kleine Gastroinsel ‒ großer Ausblick

Über das langjährige Gastrokonzept inmitten des Knauber Freizeitmarktes

Er zählt zu den Vorreitern der Gastroangebote mitten im Verkaufsraum zumindest, was den Bereich der Hobbymärkte angeht. Schon seit 14 Jahren bietet der Knauber Freizeitmarkt in Bonn-Endenich seinen Kunden an einer kleinen Bar im Herzen des Ladens Erfrischungen an. iXtenso war vor Ort, um zu sehen, wie das einfache aber erfolgreiche Konzept funktioniert.

"In den Neunzigern war ein Gastrobereich innerhalb der Verkaufsfläche noch nicht üblich", erinnert sich Kurt Schlesiger, der seit dreißig Jahren für die Ladengestaltung in der Filiale zuständig ist und die Entwicklung selbst miterlebt hat. "Wir haben uns damals vom bereits bestehenden Gastronomiebereich im Modehaus Leffers inspirieren lassen, der uns gut gefiel", erinnert er sich. Das Ziel: eine angenehme Atmosphäre schaffen, die Kunden dazu bringen sollte, länger im Laden zu verweilen. Und das Konzept ging auf.

Von der Kampagnen-Aktion zum Dauerbrenner

Bereits 1968 wurde Knauber als erster Hobbymarkt eröffnet. Damals diente der zentrale Punkt, an dem sich heute die sogenannte Saftbar befindet, als Ruheplatz. Lediglich einige Bänke standen hier, um dem Kunden eine Verschnaufpause zu gönnen. Bis 1990 der gesamte Laden neu konzipiert wurde. Nun sollte der Platz zunächst mit einem Waffelverkauf innerhalb einer Kampagne genutzt werden und damit das Motto des Hauses "Zu Gast bei Knauber" transportieren. Den Kunden gefiel es und so wurde aus der Aktion eine feste eigene Fläche mit einer Theke und einigen wenigen Barhockern.

Zunächst wurden vor allem frisch gepresster Saft und Obst angeboten. Schnell kamen Kaffee, Tee und bis heute kleine Obstsalate, Jogurts und Kleingebäck hinzu. "Das Angebot ist gewollt klein gehalten, denn mehr wünschen die Kunden während ihres Einkaufs nicht", erklärt Schlesiger. "Wer komplette Speisen bestellen möchte, beispielsweise zum Mittagstisch, kann unser separates Restaurant außerhalb des Verkaufsraums besuchen."

Wenig Aufwand ‒ messbarer Effekt

Die Vorschläge für den Umbau hatte Knauber selbst entworfen, dessen Planung etwa drei Monate dauerte. Ein Trockenbauer errichtete daraufhin eine halbmondförmige Rückwand und die Theke wurde von einem Ladenbauer innerhalb von anderthalb Wochen installiert. Die örtlichen Voraussetzungen für die Bar waren ohnehin bereits gegeben, genügend Platz vorhanden, auch um beispielsweise die Einkaufswagen der Kunden zu platzieren.

"Bei der technischen Umsetzung gab es eigentlich nur einen Knackpunkt", erinnert sich Schlesiger. "Die Theke brauchte einen eigenen Abfluss für das Abwasser aus der Spüle. Hierzu wurde eine Pumpe installiert, die das Wasser über die Decke ableitet. Diese Installation war somit auch das Teuerste der Einrichtung. Kosten, die bei einem Neubau natürlich entfallen." Eine zusätzliche Belüftungsanlage war nicht erforderlich.

Die Ausstattung ist vom Umfang her überschaubar: Um stets frische Waren bieten zu können, sind mehrere Kühlschränke im Einsatz. Die Glasvitrine ist gefüllt mit frischem Obst und beispielhaft aufgestellten Getränkeflaschen. Das Waffeleisen steht zum Einsatz bereit und die stylische Espresso-Kaffeemaschine ist im ständigen Einsatz. Überschaubar, aber effektiv.

Zentraler Ort zum Wohlfühlen und Ideen sammeln

Ein Vorteil der kleinen Bar im Zentrum liegt darin, dass die Kunden dort direkt zahlen können. Schnell mal einen Kaffee zwischendurch trinken, ohne diesen noch an der Hauptkasse zahlen zu müssen, gefällt den Kunden. "Die bis zu 200 Kunden täglich werden von zwei Mitarbeitern bedient; zu Stoßzeiten ‒ wie meist an Samstagen, sind es bis zu drei Personen. Dann kommt auch schon einmal der doppelte Umsatz rein", so Schlesiger. 

Nachdem die Bar zuvor an den Restaurantbesitzer untervermietet war, liegt sie nun in eigener Hand und hat deutlich an Umsatz gewonnen. Und wenngleich auch nicht nachweisbar sei, ob die Kunden tatsächlich nur aufgrund der Saftbar ihren Einkauf bei Knauber tätigen, kann Schlesiger definitv sagen, dass täglich zehn Prozent der Kunden das Angebot nutzen. Bis zu 600 Euro am Tag kommen so ohne großen Aufwand zu den Einnahmen hinzu. Dennoch sind aus Sicht der Betreiber nicht der Umsatz, sondern der Wohlfühlcharakter, der Unterhaltungswert und die längere Verweildauer der Kunden im Hobbymarkt die relevanten Funktionen der Gastroinsel. 

So kamen auf Wunsch der Kunden zu den Barhockern schnell noch einige Tische mit Stühlen hinzu. Gerade die älteren Kunden wünschten sich diese zusätzliche Sitzgelegenheit. Tatsächlich ist die Bar ein wirkungsvoller Punkt, von dem aus sich bequem das Angebot des Hobbymarktes überblicken lässt, denn von hier treffen sternenförmig die Hauptwege des Geschäftes aufeinander - darunter die Hauptachse zwischen den wichtigen Informationstheken. Auf der einen Seite des Platzes befindet sich eine Verkaufsfläche mit einer im Dreiwochentakt wechselnden Aktionsfläche. Auf der gegenüberliegenden Seite zeigt sich der Saisonmarkt, der besonders in der Weihnachtszeit einen weiteren Anlass gibt, das Thekenangebot sogar mit einer zusätzlichen Waffelbar zu erweitern.

Insgesamt ist die Saftbar ein Gastrobereich, der mit einfachen Mitteln seine Wirkung erreicht. Völlig unkompliziert kann sich der Kunde erfrischen und nebenbei vom Warenangebot des Hobbymarktes inspirieren lassen.

Zufriedene Stammkunden und Gelegenheitstäter

"Die Bar ist ein beliebter Treffpunkt für Familien", berichtet Rozalia Schicker, die seit zwei Jahren an der Saftbar bedient. Sie ergänzt: "Viele meiner Kunden kommen regelmäßig hierher." Wie zum Beweis grüßt sie den älteren Herrn an der Theke mit Namen. Herr Emonds stimmt ihr zu und beschreibt schmunzelnd: "Wenn meine Frau durch den Laden bummelt, trinke ich hier in Ruhe meinen Kaffee." Es gibt aber auch Kunden wie Günter Karren. "Ich bin eigentlich nur hier, weil mein Sohn Leon durstig war. Ich gehe sonst oft hier einkaufen, allein bin ich allerdings gar nicht auf die Idee gekommen, hier zu stoppen", fällt ihm beim Trinken des frisch gepressten Orangensaftes auf.

Anette Messdorf dagegen verschnauft häufiger an einem der Tische: "Die Bar ist immer gut besucht ‒ manchmal ist es sogar recht voll. Ich bin froh, dass ich so unkompliziert einen Tee trinken kann." Dann bricht sie auf, um für ihr nächstes Bastelprojekt Sekundenkleber zu besorgen, den sie in der Abteilung hinter ihr zügig findet.  

Natascha Mörs; iXtenso.com

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