Im gesamten deutschen Einzelhandel summieren sich die Inventurdifferenzen in 2012 auf 3,8 Milliarden Euro. Diebstähle durch unehrliche Kunden sind mit rund 1,9 Milliarden Euro nach wie vor für gut die Hälfte der Schäden verantwortlich. Den eigenen Mitarbeitern werden immerhin 800 Millionen angelastet. Der Rest entfällt auf Lieferanten und Servicekräfte (knapp 400 Millionen Euro) sowie organisatorische Fehler.
Statistisch betrachtet, stiehlt jeder deutsche Haushalt jährlich Waren im Wert von rund 50 Euro im Einzelhandel. Die kompletten Ergebnisse der Studie Inventurdifferenzen 2013 werden heute auf dem EHI Sicherheitskongress 2013 in Köln vorgestellt.
Damit sind die Verlustraten stabil auf hohem Niveau und das obwohl der Handel jährlich rund 1,2 Milliarden Euro in Präventiv- und Sicherungsmaßnahmen investiert, um seine Waren vor Diebstählen zu schützen. Insgesamt entgehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Sicherheitsmaßnahmen rund 1,3 Prozent seines Umsatzes. Im Fokus der Sicherheitsaufwendungen stehen erweiterte Kameraausstattungen, Schulungen zur Steigerung der Aufmerksamkeit von Mitarbeitern sowie verbesserte Warensicherungen.
Ehrliche Kunden zahlen mit
Die Gesamtkosten für Inventurverluste und deren Vermeidung betragen jährlich 5 Milliarden Euro, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren muss: Jeder ehrliche Kunde wird also bei jedem Kauf mit über 1 Prozent des Kaufpreises an den Schäden der Ladendiebstähle beteiligt!
Handel widerspricht Kriminalstatistik
„Die aktuelle Kriminalstatistik 2012 zeichnet mit einem Rückgang der angezeigten Ladendiebstähle von über 6 Prozent ein falsches Bild. Der Schein geringer Kriminalität trügt, Entwarnung ist nicht angebracht“, kommentiert Frank Horst, Leiter des Forschungsbereiches „Inventurdifferenzen/Sicherheit“ beim EHI. Ertappt werden nur weniger als 2 Prozent der Ladendiebe. Daraus ergibt sich eine hohe Dunkelziffer von über 98 Prozent – das sind rund 30.000.000 Delikte jährlich mit einem durchschnittlichen Wert von 70 Euro, die nicht entdeckt und angezeigt werden. Die Einschätzung der Handelsunternehmen zeichnet aber ein anderes Bild. Es sind primär Täter mit „professionellem“ Hintergrund oder Personen, die ihren Lebensunterhalt durch Straftaten bestreiten, die im Handel große Schäden verursachen. Ein Indiz: Während die angezeigten einfachen Ladendiebstähle kontinuierlich zurückgehen, haben sich die angezeigten schweren Ladendiebstähle in den letzten fünf Jahren verdoppelt!
Hitliste häufig geklauter Artikel
Zu den am häufigsten geklauten Artikeln gehören im Lebensmittelhandel nach wie vor kleine, teure Waren wie Parfüm und Kosmetik, Rasierklingen, Spirituosen sowie Tabakwaren. Im Bekleidungshandel werden vor allem hochwertige Marken bevorzugt, aber auch modische Artikel und Accessoires (Brillen, Tücher, Modeschmuck etc.) werden oft nicht bezahlt. Speichermedien, Konsolenspiele, Smartphones und LED-Leuchtmittel gehören zu den „Klaurennern“ im Elektronikhandel.
An der aktuellen Untersuchung haben sich 86 Unternehmen mit 17.014 Betrieben beteiligt, die einen Umsatz von rund 68,4 Mrd. € erwirtschaftet haben.