Woher kommt die Ware? Wann wurde sie geerntet und verpackt und bis wann ist sie haltbar?
Das sind viele Informationen, die dem Verbraucher zustehen und für ihn möglichst kompakt und einfach bereit gestellt werden sollten. Über einen QR-Code bietet das Blockchain-Projekt von IBM und Carrefour seit 2020 einen benutzerfreundlichen Zugriff auf detaillierte Informationen.
Vertrauen im Lebensmittelhandel schaffen und mittelfristig für mehr Effizienz in der Lieferkette durch besseren Informationsaustausch zwischen Händlern und Lieferanten sorgen – das sind die beiden wesentlichen Ziele, die bei dem französischen Einzelhandelsunternehmen Carrefour den Ausschlag gaben, auf die neue Blockchain-Technologie zu setzen.
Dezentral Informationen sammeln
Die Idee: Die Verbraucher sollen hierbei die Möglichkeit haben, mit ihrem Smartphone und über einen QR-Code auf den Verpackungen unterschiedliche Hintergrundinformationen zu bestimmten Produkten abrufen können, so auch zur Herkunft und zum Ernte- und Verpackungszeitpunkt. Damit das möglich ist, füttern Anbauer, Großhändler und weitere beteiligte Akteure das dezentrale Netzwerk beim jeweiligen Produktionsschritt mit Daten, die in der Blockchain fälschungssicher gespeichert werden.
Filière Qualité hat für Frischware wie Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Fisch seiner Eigenmarke ein eigenes Blockchain-Projekt samt eigenem Blockchain-System gebaut. Derzeit werden 20 Produkte abgedeckt, von Hähnchen über Rohmilch bis zu chinesischen Pomelos.
Parallel dazu kooperiert Carrefour mit Nestlé und IBM, um auf Basis von Food Trust, der IBM-Blockchain-Plattform für die Nahrungsmittelindustrie, einen Standard für die Lieferkette mit vielen Beteiligten zu entwickeln. Dies können beispielsweise Markenartikel sein, die viele Händler führen. So wurde für den ersten Testlauf ein sehr beliebtes und bekanntest prdukt in Frankreich ausgewählt: Kartoffelpüree, genauer gesagt der Maggi-Artikel Mousline.
Der Weg
Der Weg einer jeden Packung, die an einen der 6.000 Märkte von Carrefour in Frankreich geht, wird in der Food Trust-Blockchain gespeichert. Der Vorteil für alle am Projekt beteiligten Partner: Sie müssen keine Daten untereinander tauschen, sondern hinterlegen ihren Teil der Informationen sicher in Food Trust – ein wichtiges Kriterium für die Kooperationsbereitschaft, wie sich in der Praxis herausstellte.
Vier Stationen werden hierbei erfasst und eingespeist: die Kartoffellieferungen von den Bauern am Fabriktor, anschließend die Packungen am Ende der Produktionsstraße, die hier schon mit QR-Code versehen sind. Dieser wiederum ist mit einer EPCIS-Nummer für die Datenverarbeitung verbunden. Punkt drei und vier sind der Warenausgang des Fabriklagers und der Wareneingang in jedem der Distributionszentren von Carrefour. Dank der in der Blockchain fälschungssicher gespeicherten Daten können Nestlé und Carrefour den Kunden etliche Informationen auf ihrem Handy anbieten, etwa die Mischung der kurz zuvor angelieferten Kartoffelsorten in Prozent, die Produktionslinie, den Namen des an dem Tag für Qualitätssicherung zuständigen Mitarbeiters und die Daten von Lager-Aus- und -Eingang. Damit ist die gesamte Supply Chain vom Feld bis in die Carrefour-Filiale nachvollziehbar. Außerdem kann der Verbraucher allgemeine Videos über die Kartoffelernte und die Fabrik sehen.
Carrefour hat sich hier bewusst zunächst für nur ein Produkt entschieden, um den gesamten Prozess aufzusetzen und für eine spätere Expansion zu lernen. In der Tat gehörte die Erfassung aller beteiligten Bauern und der weiteren Lieferanten zu einer der größten Herausforderungen, die bei solchen Projekten nicht unterschätzt werden sollte. Der umfassende Rollout laufe bereits und bis 2022 sollen 400 Produkte in sechs Ländern in der Blockchain erfasst sein.