Im Handel lohnt sich der Einsatz von Business-Intelligence-Software. Viele Lieferanten, viele Produkte, viele Filialen und viele Kunden – also viele Datenquellen und Terabyte im so genannten Data Warehouse. Die Einsatzgebiete für intelligente Software sind entsprechend vielfältig – von der Abverkaufsprognose im Kampf gegen leere Regale bis hin zur gezielten Kundenansprache im Direktmarketing.
Business Intelligence, kurz BI, ist ein schillernder Begriff – ein Modewort im IT-Business mit vielfältigen Bedeutungen. Genau genommen geht es um die Sammlung, Auswertung und Darstellung aller in einem Unternehmen vorhandenen Geschäftsdaten. Betriebswirtschaftlich gesehen ist das nichts Neues. Seit jeher ziehen Unternehmen aus ihren Geschäftsprozessen Rückschlüsse für ihr Geschäft.
Doch bei den vielen Informationen verliert man rasch den Überblick. Was ist wichtig? Wo läuft etwas aus dem Ruder? Wie entwickeln sich die Zahlen? Deshalb haben sich IT-gestützte BI-Systeme in Unternehmen etabliert. Diese BI-Plattformen führen die relevanten Daten aus allen Unternehmensbereichen zusammen – ergänzt mit weiteren wichtigen Datenquellen wie zum Beispiel Markt- und Konjunkturdaten. BI stellt alle Daten automatisch zusammen und strukturiert sie, auf Wunsch auch graphisch aufbereitet. Kurven, Diagramme und Ampeln zeigen auf einen Blick, ob alles „im grünen Bereich“ läuft.
Unternehmenssteuerung ohne BI
Will sich die Unternehmensspitze ohne BI einen vollständigen Überblick verschaffen, inwieweit die Geschäftsziele in einem bestimmten Zeitraum erreicht wurden, setzt sich ein gigantisches Räderwerk in Gang. Jeder Unternehmensbereich mit all seinen Untergliederungen muss seine womöglich unterschiedlich aktuelle Zahlen und Fakten liefern. Diese werden „per Hand“ aus den verschiedenen IT-Systemen – CRM, Warenwirtschaft, Finanzbuchhaltung etc. – zusammengetragen. Die Angaben werden von den Mitarbeiter dann in der Hierarchie immer weiter nach oben gereicht, jedes Mal erneut zusammengeführt und vergleichbar gemacht. Wie bei der „Reise nach Jerusalem“ treten Fehler auf, also eine Verschwendung von Zeit und Personal.
BI macht Daten transparent
Hingegen werden bei einer modernen computergestützten BI-Lösung die Geschäftsdaten und -zahlen eines Unternehmens aus den vielen verschiedenen Datenbeständen und Unternehmensbereiche direkt in einem typischerweise als „Data Warehouse“ bezeichneten Datenlager zusammengezogen und gespeichert. Alle Unternehmensteile – von der Beschaffung über den Vertrieb bis hin zur Geschäftsleitung haben selektiv Zugriff darauf und können die Daten individuell nach Informationsbedarf in der für sie gewünschten Präsentationsform abrufen.
Ein weiterer Schritt kann nun noch sein, die ausgewählten Daten nach nicht offensichtlich
erkennbaren Zusammenhängen zu durchforsten. Dies geschieht beim so genannten „Data
Mining“, einer Methode, die häufig genutzt wird, um die Qualität der Kundenbeziehungen zu optimieren. Praktisch läuft das so ab: Das Data-Mining-System analysiert sämtliche Kundendaten systematisch nach Zusammenhängen und klassifiziert verschiedene Kundengruppen nach Aspekten wie Einkommensschicht oder Altersgruppe. Anschließend werden die Daten gezielt ausgewertet und typische Verhaltensmuster aufgedeckt. Künftiges Kundenverhalten kann so prognostiziert werden. Darauf aufbauend kann man im Idealfall kundenspezifischere Produkte entwickeln; die Servicequalität wird gesteigert.
Für diese Aufgaben schon vielerlei Programme im Einsatz. Das heißt zwar oft nicht Business Intelligence, sondern Filialsteuerung oder CRM. Zum Zuge kommen auch kleinere Anbieter mit guter Branchenkenntnis – selbst wenn sie nicht die allumfassende Software für die vielen Einsatzgebiete der BI bieten. Die Großen wie SAP, IBM, SAS oder Oracle müssen beweisen, dass ihre Standardprodukte ausreichend anpassbar sind an die Bedürfnisse in den verschiedenen Handelsunternehmen. Die Anforderungen sind unterschiedlich von Metro oder Wal-Mart über Aldi oder Kik bis hin zu inhabergeführten Fachgeschäften.
René Schellbach
euroshop.de