Die Unternehmensgruppe Tengelmann wird zum 30. Juni 2015 ihre Supermarkttochter Kaiser’s Tengelmann an EDEKA abgeben. Bereits in der letzten Woche hat die Unternehmensleitung den Aufsichtsrat von Kaiser’s Tengelmann sowie die Beschäftigten über diesen Schritt informiert. Kaiser’s Tengelmann betreibt in Deutschland aktuell 451 Filialen mit 15.958 Mitarbeitern.
Karl-Erivan W. Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, äußerte sich bedauernd zum Verkauf des Traditionsgeschäftsfeldes: „Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen. Mit einem Marktanteil von nur 0,6 Prozent sind wir mit unseren Supermärkten zu klein, um weiterhin im Markt eine Chance zu haben.“ Die Unternehmerfamilie Haub hatte sich schon seit längerer Zeit gegen einen Verkauf gesträubt und immer wieder hohe Verluste ausgeglichen.
Onlinegeschäft bald bei Netto angesiedelt?
EDEKA übernimmt nach aktueller Planung nicht nur die stationären Filialen, sondern auch die Online-Tochter Tengelmann E-Stores GmbH (Plus.de und GartenXXL.de) mit dem Ziel, sie in die Organisation der EDEKA-Tochter Netto Marken-Discount zu integrieren. „Unser Online-Shop hat unter dem Dach von Netto als Multi-Channel-Anbieter deutlich größere Marktchancen als heute als reiner Pure Player“, so Haub.
Bundeskartellamt meldet Bedenken gegen die Übernahme an
Noch ist die Übernahme jedoch nicht unter Dach und Fach, denn das Bundeskartellamt befürchtet eine zu starke Konzentration im deutschen Lebensmittelmarkt. „Schon die jetzige Konzentration ist ein Problem“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt der Berliner Zeitung. „Jede weitere Konzentration wirft schwierige wettbewerbsrechtliche Fragen auf.“
Handelskonzerne verfügen bereits über große Verhandlungsvorteile
Im September erst hatte das Bundeskartellamt in seiner Sektoruntersuchung „Nachfragemacht im Lebensmitteleinzelhandel“ festgestellt, dass die heute bereits hoch konzentrierte Marktstruktur auf den Lebensmitteleinzelhandelsmärkten Gefahr läuft, sich weiter zu verschlechtern. Andreas Mundt: „Die großen Handelskonzerne haben bereits jetzt einen gravierenden Vorsprung gegenüber ihren mittelständischen Konkurrenten und genießen strukturelle Vorteile, die sie in den Verhandlungen mit den Herstellern nutzen können.“
Die Entscheidung liegt beim Bundeskartellamt
Es bleibt also abzuwarten, ob die beiden Unternehmen ihren bisherigen Plan so in die Tat umsetzten können und der Verkauf kartellrechtlich genehmigt wird. Eine Kompromisslösung könnte ein Verkauf nur unter strengen Auflagen durch das Bundeskartellamt sein, der EDEKA zum Beispiel verpflichten könnte, in bestimmten Regionen eine Vielzahl von Filialen abzugeben.
Daniel Stöter, iXtenso.com