Energie- und Rohstoffsicherung: Sorgenkinder der Unternehmen

Steigende Preise und eine sinkende Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen belasten zunehmend die Unternehmen. Insbesondere die Preise sind aus Sicht der Betriebe ein Top-Risiko. Das zeigt das jüngste DIHK-Unternehmensbarometer „Energie und Rohstoffe für morgen". Die Preisentwicklung ist für 86 Prozent der Unternehmen bei Energie und für 76 Prozent bei Rohstoffen ein Problem. Sorge bereitet zudem die Versorgung: 58 Prozent der Betriebe befürchten eine Zunahme von Spannungsschwankungen und Stromausfällen. Und das nicht ohne Grund: Seit dem Moratorium haben sich Eingriffe zur Stabilisierung des Stromnetzes mehr als verdoppelt. Dabei war der Winter bislang ungewöhnlich mild – der Lackmustest für die Versorgungssicherheit steht also noch aus. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist längst nicht mehr selbstverständlich. Binnen eines Jahres hat sich die Zahl der Unternehmen, die Schwierigkeiten bei der Beschaffung sehen, von 26 auf 47 Prozent nahezu verdoppelt. Die Gründe: Die Rohstoffnachfrage steigt, zugleich wächst die Abhängigkeit von einzelnen Exportländern. Folge: Das unternehmerische Risiko nimmt auch hier zu.

Industriestandort Deutschland verliert an Attraktivität

Wie wichtig Energie und Rohstoffe für Unternehmen sind, zeigt die Umfrage ebenfalls: Jeder fünfte Industriebetrieb hat aufgrund der unsichereren Versorgungslage bereits Aktivitäten ins Ausland verlagert oder plant einen solchen Schritt – und das, obwohl die Unternehmen die Standortqualität insgesamt noch als gut bewerten. Offenbar schätzen die Unternehmen aber die entscheidenden Wettbewerbsfaktoren – die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Energieversorgung – in anderen Ländern inzwischen als günstiger ein. Das ist auch deshalb ein alarmierendes Zeichen, weil im Umkehrschluss Deutschland für ausländische Investitionen an Attraktivität zu verlieren droht.

Mit den richtigen Maßnahmen gegensteuern

Ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Um die Sorgen der Unternehmen bei der Energie- und Rohstoffversorgung zu mindern, sind folgende Maßnahmen notwendig:

  • Der Erfolg der Energiewende steht und fällt mit ihrer europäischen Einbindung. Drei von vier Unternehmen kritisieren den deutschen Sonderweg und fordern beispielsweise einen Ausbau des grenzüberschreitenden Stromhandels.
  • Die Stromnetze sind derzeit der Flaschenhals. Damit ihr Ausbau nicht am Widerstand der Bürger vor Ort scheitert, gilt es, die öffentliche Akzeptanz zu stärken. Dies ist eine vordringliche Aufgabe der Politik, sagen 92 Prozent der Unternehmen.
  •  Knapp die Hälfte des Strompreises setzt sich aus staatlichen Abgaben zusammen. Daher lautet die Botschaft von zwei Dritteln der Unternehmen: Diese Abgaben müssen sinken.
  • Bei Metallen und Industriemineralen ist unser Land in erheblichem Umfang auf Importe angewiesen. Daher müssen sich Bundesregierung und EU für einen freien Zugang zu Rohstoffen einsetzen. Wenn Lieferländer ihre Marktmacht unfair ausnutzen, muss die WTO eingeschaltet werden.
  • Ein Beispiel erfolgreicher Rohstoffpolitik ist die Schaffung der Deutschen Rohstoffagentur als Anlaufstelle für den Mittelstand. Eine Rohstoffsteuer bände hingegen Finanzmittel für Innovationen und wird von 82 Prozent der Unternehmen abgelehnt.
     

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