Firmennachricht • 05.10.2012

Packstations-Offensive

Amazon macht DHL Konkurrenz

Die Amazon Locker funktionieren genau wie die Paketstationen der DHL....
Die Amazon Locker funktionieren genau wie die Paketstationen der DHL.
Quelle: Amazon

Amazon ist unzufrieden mit der Qualität der Postzustellung von Paketen in Deutschland. Daher plant der Online-Händler wohl den Aufbau eines eigenen Netzes aus Packstationen - wie er sie bereits in einigen Metropolen rund um den Globus unterhält. Bisher nutzt in Deutschland ausschließlich die Post-Tochter DHL solche Stationen - rund 2.500 sind es inzwischen im gesamten Bundesgebiet. Neben den Qualitätsmängeln der Dienstleistung der DHL soll so auch sichergestellt werden, dass keine Warenlieferungen mehr durch Diebstahl verloren gehen.

Generell stehe einem Aufbau der Stationen in Deutschland nichts im Wege, wie ein Vertrauter des Unternehmens der "Financial Times Deutschland“ sagte. „Generell ist es unser Ziel, unseren Kunden die Zustellung von Paketen so einfach und bequem wie möglich zu gestalten - und Amazon Lockers ist einer der verschiedenen Wege, die wir zur Erreichung dieses Ziels verfolgen“, sagt eine Amazon-Sprecherin Handelsblatt-Online. Zu konkreten Plänen äußert sich der Konzern jedoch nicht.

In Amerika und London gehören die Stationen zum Straßenbild

In Amerika wurden die sogenannten „Amazon Delivery Lockers“ in populären Läden der Supermarktkette 7-Eleven aufgestellt, die 24 Stunden lang geöffnet sind. Außerdem kooperiert Amazon mit der Drogeriekette Rite-Aid und der Metzgereikette Gristedes. Auch in London stehen inzwischen die Geräte an öffentlichen Plätzen und in Einkaufszentren – und es kommen ständig neue dazu.

Hausgemachte Konkurrenz

Für die Deutsche Post würde eine Ausweitung auf Deutschland bedeuten, dass sie ausgerechnet von einem ihrer größten Auftraggeber Konkurrenz bekommt. Seit mehr als einem Jahrzehnt verdiente der Bonner Konzern nicht schlecht an Amazon, der seiner Kundschaft bislang in den meisten Ländern für bestimmte Produkte einen kostenlosen Postversand anbietet. Durch den Boom im Online-Versandhandel ist das Paketgeschäft zu einem Milliardenmarkt angeschwollen, um den mehrere Anbieter kämpfen, die täglich zigtausende Paketboten an die Haustüren schicken. Allein die Post-Tochter DHL transportiert pro Werktag rund drei Millionen Paketsendungen. Über 60.000 Zusteller sind für die Auslieferung von Paketen und Päckchen im Einsatz.

Wird Amazon zum Logistikanbieter?

Doch was für die Amazon-Kunden attraktiv ist, schmälert den Gewinn des Online-Giganten, da er selbst auf jeden Fall den Transport mit der Post oder UPS bezahlen muss. Dazu kommen Extragebühren, damit die Amazon-Pakete auch in Wohngebieten ausgeliefert werden. Eigene Paketstationen direkt zu beliefern, dürfte wohl deutlich die Versandkosten senken. Neben mehreren Lagerplätzen pro Land oder Region könnte sich die Logistik der Auslieferung zentralisieren lassen. Außerdem würden die Locker es Amazon ermöglichen, nicht nur schnell und sicher, sondern auch zu einem garantierten Zeitpunkt zu liefern; etwas, das bislang über die Lieferung mit den Paketdiensten von DHL oder UPS nicht wirklich zu beeinflussen ist.

Ähnliche Bedienung vereinfacht die Nutzung

Sowohl optisch als auch technisch erinnern Amazons Locker an die Packstationen von DHL. Wer den Service nutzen will, bekommt einen persönlichen Code, mit dem er neben dem Wocheneinkauf auch gleich seine Amazon-Pakete aus dem Schließfach abholen kann. Wie beim Konkurrenzangebot der Post-Tochter auch, stehen Schließfächer in verschiedenen Größen zur Verfügung, navigiert wird über das Tastenfeld eines Computer-Terminals.

Kein Erfolgsmodell für Deutschland?

„Speziell für den deutschen Markt gilt, dass schon mehrere Alternativen für den Kunden geschaffen wurden und das Serviceniveau schon erfreulich hoch ist“, sagt Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels. „Neben den Schließfächern stellen auch Servicepunkte in Geschäften eine Alternative zur klassischen Zustellung für die Kunden dar“. Auch in Zukunft sei Amazon auf die Auslieferer angewiesen, denn vor allem auf der letzten Meile mangele es an den nötigen Ressourcen. Ganz ohne DHL oder Hermes wird es wohl ohnehin nicht gehen, denn irgendwie muss die Ware aus Amazons riesigen Logistikzentren ja zu den Packstationen gebracht werden.

Amazon hält sich bedeckt

Auch die Post glaubt hierzulande nicht an einen Vormarsch: „In Deutschland haben wir mit unseren Packstationen in den letzten zehn Jahren das einzige flächendeckende Automaten-Netz aufgebaut, mit dem Kunden rund um die Uhr Pakete versenden und empfangen können. Amazon und seine Kunden zählen zu den intensivsten Nutzern dieses Netzwerks. Uns sind keine Pläne bekannt, dass die Tests in den USA auf Deutschland ausgeweitet werden sollen.“, so ein Sprecher.

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