Firmennachricht • 28.03.2008
Plagiate aufspüren, Warenbewegungen erfassen und ohne Bargeld einkaufen
Funktechnik optimiert Prozesse im Einzelhandel
„Im Handel wird die Marge im Frischebereich gemacht und da ist es notwendig, dass man IT-Systeme einsetzt, die das Management im Frischebereich optimieren“, sagte Bizerba-Manager Werner Sauter http://www.bizerba-openworld.de, Leiter Produkt & Applikationsmanagement Handel, bei einem Expertengespräch in Hannover. Laut Volker Scheffer, Direktor Business Development SAP http://www.sap.com, wird die Funktechnologie Radio-Frequency-Identification (RFID) dabei wesentliche Impulse setzen. Denn häufig wird das Problem beobachtet, dass Filialsysteme nicht auf die Unterscheidung zwischen Verkaufsfläche und Filiallager ausgelegt sind und Bewegungsdaten zwischen diesen Lagerorten nicht erfasst können. Werden Artikel von der Verkaufsfläche ins Filiallager verschoben, ist für die Filialmitarbeiter nicht mehr nachvollziehbar, wo sich der Artikel befindet. Es sei denn, die Bewegungen werden zeitaufwändig manuell dokumentiert. Das Bestücken der Ware mit RFID-Transpondern (Tags) und das Aufstellen einiger Gates an zentralen Scanpunkten in der Filiale ermöglichen hingegen eine automatisierte und sekundenschnelle Erfassung von Warenbewegungen und –beständen. RFID steht darüber hinaus für die automatische Erfassung und Speicherung von Daten. „Besonders in der Logistik hat sich diese Technologie etabliert. Anders lassen sich diese Warenströme gar nicht mehr sinnvoll handhaben“, so Sauter.
Zudem könnten mit Hilfe von RFID Plagiate sicher erkannt werden. 300 Milliarden US-Dollar, das sind zehn Prozent des weltweiten Handelsvolumens, werden nach Schätzung der Europäischen Union mit gefälschter Ware und Plagiaten umgesetzt. Das Konzept der Firma EPCglobal http://www.epcglobal.de bietet eine innovative Lösung, schwarze Schafe mit Hilfe der Funktechnik künftig leichter zu enttarnen. Zu diesem Zweck wird jedes Produkt mit dem Elektronischen- Produkt-Code (EPC) versehen. Er wird auf einem Transponder gespeichert. Befindet sich ein Produkt auf dem Weg vom Hersteller zum Verbraucher, so wird dieser an verschiedenen Orten ausgelesen. Die Informationen werden in Datenbanken gespeichert. Um einen EPC beim Hersteller zu authentifizieren wird die so genannte EPC-Manager-Nummer, die Artikelreferenz und die Seriennummer benötigt. Die zugehörige Applikation fragt über einen zentralen Dienst die Zugriffsadresse des Herstellers ab. Anschließend erfolgt eine Rückmeldung, ob der Hersteller ein Produkt mit der angefragten EPC tatsächlich hergestellt hat. Ein ähnliches Projekt lieferte bereits 2002 in Großbritannien gute Ergebnisse. CDs wurden dabei mit UHF-Transpondern versehen. Mit Hilfe einer Webapplikation wurde die Transparenz der Lieferkette hergestellt.
Doch Anwendungen der Nearfield-Communication (NFC) könnten in Zukunft weit mehr Möglichkeiten eröffnen: „Stellen Sie sich vor, sie benutzen das Handy als Allround-Gerät für ihren Einkauf. Sie gehen in den Laden rein, der Laden erkennt den Benutzer und hat die Möglichkeit, entsprechende Empfehlungen zu geben, beispielsweise den elektronischen Einkaufszettel zu ergänzen oder auf allergene Zusatzstoffe aufmerksam zu machen. So muss Technik funktionieren, so muss NFC in Zukunft Werkzeuge schaffen, die sowohl den Kunden als auch den Handel aktiv unterstützen“, führte Sauter aus.
Die NFC könnten dem Kunden einigen Nervenkrieg ersparen, beispielsweise beim Bezahlen. Der durch RFID-Technologie verkürzte und unliebsame Prozess des Zahlens bliebe laut Buchautor und Unternehmensberater Achim Fringes http://www.achim-fringes.de dadurch weniger im Gedächtnis verankert: „Es wird es ja möglich, dass alle Daten schon erfasst sind und ich bezahle dann. Das geht schnell, schmerzfrei, das ist wie ein Pflaster abziehen“, so Fringes. Das Handy soll somit nicht nur das Bargeld ablösen, sondern zum individuellen Kommunikations-Medium zwischen Handel und Kunde werden. Mit Mobile-Payment versprechen die Dienstleister dem Handel kürzere Durchlaufzeiten an der Kasse und weniger Bargeldkosten. Voraussetzung für die neue Technologie: Netzbetreiber und Kreditwirtschaft müssen sich auf europaweit geltende Standards einigen. Die Handys sollen die technischen Voraussetzungen Ende 2009 erfüllen. NFC könnte dann zur Standardfunktion avancieren.
Als erster europäischer Händler hat die französische Hypermarktkette Auchan http://www.auchan.fr ein kontaktloses Bezahlverfahren eingeleitet – allerdings noch mit Karte statt mit dem Handy. Bis Mitte 2008 sollen 150.000 Kundenkarten mit entsprechenden Chips ausgerüstet und verteilt sein. Partner von Auchan ist Mastercard.
Doch bleibt die Frage, ob diese Technologien vom Konsumenten tatsächlich angenommen werden. Die Angst des Kunden vor einer alles durchschauenden Technik hält Fringes für unangebracht. Den gläsernen Kunden werde es nicht geben: „Das Gehirn ist das komplizierteste Konstrukt, das wir im Universum kennen. Es lässt sich nicht so einfach manipulieren“. Zudem wachse derzeit eine Generation heran, die mit dem Umgang und Austausch von Daten ohnehin freizügiger umgehe und sich von NFC-Technologien entsprechend weniger abschrecken ließe. „Es sind evolutionäre Prozesse, keine revolutionären Prozesse“, ergänzte Sauter. So seien vor einigen Jahren noch Monitore als Ersatz für Plakate belächelt worden. Heute würden Bildschirme in den einzelnen Geschäften aus dem Boden schießen. Das Stichwort lautet Emotionalisierung im Handel. „Das ist ein unterbewusster Reflex: Sobald sich was bewegt, erhöht sich unsere Aufmerksamkeit und wir fangen an zu beobachten und mitzumachen. Man hat das mittlerweile genau erforscht. Es gibt einen großen Vorteil der bewegten Bilder im Geschäft, im Einzelhandel oder auch in anderen Bereichen gegenüber einem gedruckten Plakat“, so Fringes.
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