Die Technologie digitaler Preisetiketten (ESL) hat sich in den letzten Jahren besonders im Bereich optischer Darstellung stark verbessert. Auch Möbel- und Einrichtungs-Discounter POCO nutzt seit kurzem ESL im Markt in Goch – sehr zur Freude der Mitarbeiter.
„Wenn ich in unseren Markt in Goch gehe, begrüßen mich unsere Mitarbeiter auf der Fläche zurzeit besonders freudig“, sagt Sebastian Schrader, Leiter der Abteilung Organisation bei Poco. Der Grund: Die Installation von ESL bei bisher rund 7000 Produkten seit September 2016 macht ihnen unter anderem Preiswechsel viel einfacher.
Poco hatte sich zu Beginn des letzten Jahres entschlossen, digitale Etiketten in einem Pilotprojekt einzusetzen, um die Vielzahl an Preiswechseln im Jahr – deutlich über 10 Millionen – zu vereinfachen. „Wir sind hiermit deutlich schneller bei der Preisauszeichnung als händisch mit Papierbeschilderung und können Preise mehrfach am Tag verändern. Hinzu kommt eine hohe Sicherheit, dass die richtigen Preise zur richtigen Zeit an der Ware sind, weil der Vorgang komplett automatisiert passiert“, beschreibt Schrader.
„Es geht nicht darum, mit ESL Personalkosten einzusparen.“ (Kai-Uwe Jensen)
Nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden profitieren von diesem gestrafften Prozess: „Die Preise sind stets aktuell und die Mitarbeiter haben mehr Zeit für das Wesentliche, die Beratung unserer Kunden“, so der Organisationsleiter und sagt: „Uns ist es wichtig zu vermitteln, dass durch das Projekt nicht etwa Personalkosten eingespart werden sollen.“
Kai-Uwe Jensen, Sales Manager Germany bei Delfi Technologies, dem Anbieter der Pilot-ESL-Lösung bei Poco, erklärt hierzu: „Ein häufiger Trugschluss ist, dass ESL Personal einspart, aber auch diese Technologie macht Arbeit.“ Allerdings sieht er die größten Vorteile zum einen in der zeitlichen Flexibilität, weil sich Preisänderungen terminieren lassen, und zum anderen in der Transparenz der digitalen Technologie. „Das System dahinter generiert Fehlerprotokolle von falsch ausgezeichneten Preisen. Bei Papieretiketten merkt man dagegen erst, dass etwas falsch ist, wenn der Kunde bereits an der Kasse steht. Die Vermeidung von Schlangen an der Kasse kann man nicht in Euro rechnen“, unterstreicht Jensen.
Ein ESL sieht Rot – Vorteile durch ePaper-Technologie
Die neueste Entwicklung im Bereich ESL macht es möglich, mehr als nur den reinen Preis anzuzeigen. Denn nun stehen für die visuelle Darstellung neben Schwarz und Weiß auch Rot zur Verfügung, ebenso wie einfache Grafiken. Möglich macht dies die Technologie des ePapers. Diese macht einige der Mankos, die die früher genutzten LCD-Displays noch hatten, hinfällig. So sehen hier Bildinhalte wegen des geringen Abstandes der bildgebenden Elemente zur Oberfläche von jedem Blickwinkel gleich aus. Durch die statische Anzeige gibt es kein Flimmern.
Mit Symbolen wie Rauten oder Sternen können Aktionen wie beispielsweise Cross-Selling-Angebote betont werden. Ein roter Rahmen um eine Preisanzeige kann Mitarbeitern schon auf der Fläche Hinweise zur Verfügbarkeit im Lager oder besonders hohem Abverkauf anzeigen. Kai-Uwe Jensen erklärt, wie das funktioniert: „Um Logos anzuzeigen oder Bio-Produkte zu kennzeichnen, muss es im Warenwirtschaftssystem des Händlers möglich sein, Merkmale zu Produkten mitzuführen. Dem Merkmal kann dann ein Bild zugeordnet werden, das zuvor als Vorlage in Templates hinterlegt wird. Gewährleistet sein muss außerdem, dass das System des ESL-Anbieters auf diese Daten zugreifen kann.“
Herausforderung: Befestigung an den Warenregalen
Auf der einen Seite muss also die Software kompatibel mit dem Warenwirtschaftssystem und die passenden Merkmale hinterlegt sein, zum anderen muss auch die optimale Art der Befestigung der Etiketten selbst an den Regalen erörtert werden. Darin bestand im Falle von Poco die größte Herausforderung.
Sebastian Schrader beschreibt: „Nachdem wir die ersten 3000 Top-Artikel – in den Fachsortimenten und nicht im Möbelbereich – ausgewählt hatten, die wir auszeichnen wollten, haben wir uns zusammen mit unserem Regallieferanten, unserem Ladenbauer und dem ESL-Anbieter die Art der Präsentation der Waren im Markt angesehen. Daraus erschloss sich, wie wir die Etiketten an der Ware platzieren wollten, sodass sie für den Kunden gut lesbar sind. Für uns werden nun spezielle Halterungen produziert.“
Im zweiten Schritt wurden die richtigen Etikettengrößen pro Ware, Artikel und Verkaufsmedium ausgewählt. „Poco setzt im Moment standardmäßig fünf Etikettengrößen ein: von der sehr kleinen Größe Chroma 16 für Hakenware, die sehr eng beieinander hängt, bis zu Chroma 74 bei Boxenartikeln, die auf Masse präsentiert werden“, erklärt er weiterhin.
Schließlich folgte das Layout der Etiketten durch Mitarbeiter der Abteilung Organisation. Diese sind auch Ansprechpartner, wenn es im Markt Probleme gibt. „Vor Ort im Markt haben wir weitere Personen etwas detaillierter geschult. Sie wissen beispielsweise, wie man im System Etiketten neu anmeldet und defekte behandelt“, ergänzt Schrader.
Auf der Fläche kennen alle Mitarbeiter der Bereiche, wo ESL angewendet wird, das System und können mit den Handhelds die Etiketten einem Artikel zuordnen; von Berührungsängsten keine Spur. Die Kosten für die ESL-Installation in Goch liegt laut Schrader im sechsstelligen Bereich. Und das Vertrauen in die Technologie bei Poco geht noch weiter: „Wir werden im kommenden Jahr zwei weitere Märkte mit digitaler Preisauszeichnung ausstatten – einen neuen Markt und einen Bestandsmarkt“, kündigt er an.
Auch kleine Händler können von ESL profitieren
„Nicht nur für größere Märkte bieten sich ESL-Technologien an“, betont Kai-Uwe Jensen von Delfi. Auch kleine Einzelhändler können davon profitieren. „Es muss ja nicht gleich das gesamte Sortiment mit den digitalen Etiketten ausgestattet werden.“ Im Frischemarkt am Blücherplatz in Kiel beispielsweise werden bei Obst&Gemüse, Süßwaren und Maggieprodukten elektronische Etiketten eingesetzt. Zusätzlich werden die Angebote der Woche im Obst- und Gemüsebereich über die ESL-Software ausgewählt und auf einem großen Screen präsentiert. „Wichtig ist für Einzelhändler aber generell zu wissen, was sie mit ESL erreichen wollen. Nur, wenn das klar ist, sollte die Technologie auch eingesetzt werden“, schließt der Softwareexperte.