Interview • 03.09.2012
Sicherheit hängt von richtiger Projektierung und Montage ab
Interview mit Ralf Becker, Geschäftsführer Draht+Schutz
Anfang 1999 übernahm Ralf Becker die heutige Draht+Schutz Unternehmensgruppe in Celle. Heute sieht er die Firma als einen der führenden Errichter für Sicherheitstechnik. Draht+Schutz ist mit 17 Niederlassungen und rund 120 Mitarbeitern bundesweit vertreten. Ralf Becker, Ingenieur im Bereich Elektrotechnik, beantwortet unsere Fragen zur Vorbeugung gegen Brand, Einbruch und Überfall.
Wann müssen Sie die Firma umbenennen in Funk und Schutz?
Der Name unseres Unternehmens geht auf eines der ursprünglichen Geschäftsfelder, den Zaunbau, zurück. In diesem Bereich sind wir zwar nicht mehr tätig, unseren am Markt gut etablierten Firmennamen werden wir aber trotzdem beibehalten – auch wenn „Funk“ heute von der technischen Seite aus betrachtet eine passende Ergänzung ist.
Wer sind Ihre Kunden im Handel?
Zu unserer Hauptkundengruppe gehören die bundesweit vertretenen Einzelhandelsfilialisten. Dabei decken wir die ganze Bandbreite ab – vom Drogeriemarkt über den Lebensmitteleinzelhandel und Baumärkte bis zum Modefilialisten. Ein weiteres Geschäftsfeld von Draht+Schutz ist die Tankstellensicherheit, in diesem Bereich haben wir bisher rund 4.000 Objekte ausgestattet. Dazu kommt dann als dritte Kundengruppe noch die Systemgastronomie.
Tut der Handel genug gegen Überfälle und Einbrüche? Was sagen die Kriminalstatistik und die Zahlen Ihrer Leitzentrale?
Die Deliktzahlen im Handel sind seit Jahren weitgehend gleich. Der Handel hat primär mit Diebstählen zu tun, dazu kommen Einbrüche. Überfälle kommen bei größeren Geschäften seltener vor. Kleinere Filialisten mit Filialen in denen nur ein bis zwei Mitarbeiter arbeiten, sind jedoch einer großen Überfallgefahr ausgesetzt.
Insgesamt ist das Interesse des Handels an professioneller Absicherung sehr hoch, insbesondere auf Videoüberwachungsanlagen setzen knapp 90 Prozent der Händler. In unseren Sicherheitskonzepten bieten wir eine Kombination aus Videoüberwachung, Schließanlagen sowie Einbruch- und Brandmeldeanlagen an. Auch gegen Einbrüche ist der Handel gut abgesichert. Zusätzlich sehen wir bei unseren Kunden auch eine steigende Tendenz zum Einsatz von Überfallmeldern mit Aufschaltung auf unsere Notrufzentrale. Wir empfehlen unseren Kunden generell eine Absicherung gegen Überfälle, da die Auswirkungen eines Überfalls auf die Mitarbeiter gravierend sind.
Was sind die größten Risiken für Tankstellenbetreiber?
Die größten Risiken sind nach wie vor die Klassiker Tankdiebstahl, Mitarbeiterbetrug und Raubüberfälle. Einen nur geringen Prozentsatz machen Diebstähle im Shop aus.
Sicherheit erfordert mehr als ein paar Kameras und Rauchmelder. Worauf kommt es bei der Anwendungsberatung besonders an?
Im Vordergrund stehen immer die individuellen Ansprüche des Kunden und der erforderliche Grad der Absicherung. Händler sollten einen Einrichter suchen, der wirklich einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt und nicht nur Geräte verkaufen will. Das heißt. Gut sind Komplettlösungen inklusive der Aufschaltung der Sicherheitstechnik auf eine Notrufzentrale bei dem Sicherheitsdienstleister. Mit Recht legen immer mehr Kunden neben den professionellen Konzepten besonderen Wert auf eine Full-Service-Betreuung aus einer Hand – von der Projektierung über die Installation bis hin zu Wartung und Service. Niemand verfügt heute mehr über genug Zeit, um mit verschiedenen Anbietern für die einzelnen Bereiche der Absicherung zu arbeiten.
Der VdS zertifiziert Errichter für Einbruchmeldeanlagen und Notrufleitstellen. Worauf kommt es dabei an?
Die Anforderungen an VdS-anerkannte Errichter sind hoch. So müssen wir als zertifizierter Errichter unter anderem speziell auf die verwendete Sicherheitstechnik geschulte Mitarbeiter einsetzen und dies auch regelmäßig nachweisen. Bei der Projektierung und Montage müssen wir die vom VdS aufgestellten Richtlinien für die Errichtung von Einbruchmeldeanlagen beachten. Diese variieren je nach Geschäftsbetrieb. In diesen Richtlinien ist beispielsweise festgehalten, wie die Installation der Technik einer Einbruchmeldeanlage zu erfolgen hat, um Manipulationssicherheit zu gewährleisten.
Auch für unsere VdS-anerkannte Notruf- und Serviceleitstelle bestehen solche Richtlinien, an die wir uns halten müssen. Dazu gehört auch der Schutz der Notrufleitstelle vor Überfällen oder die Absicherung gegen technische Ausfälle. Für den Kunden ist eine VdS-Anerkennung eine ausgezeichnete Orientierungshilfe bei der Suche nach einem qualifizierten Partner für die Errichtung seiner Sicherheitsanlage.
Die Technik wird immer besser. Nehmen damit die Fehlalarme ab?
Nicht zwingend. In erster Linie entscheidet hier die richtige Projektierung und Montage der Sicherheitstechnik. Die modernste Technik ist also immer nur so gut, wie der Fachbetrieb, der sie errichtet.
Begonnen hat Ihr Unternehmen mit Fenstergittern und Stahltüren. Heute soll Sicherheit nicht wie eine Festung wirken. Wie sieht moderner Gebäudeschutz heute aus?
Moderner Gebäudeschutz muss heute sowohl effektive Sicherheit bieten als sich auch optisch ansprechend in die Architektur einfügen. Die moderne Sicherheitstechnik bietet hier viele Möglichkeiten – sowohl im Außen- als auch Innenbereich. Neben der optimalen Sicherheitstechnik sollte man bei Projektierungen auch darauf achten, dass spätere Erweiterungen möglich sind. Dies ist besonders wichtig, wenn Gebäude und Läden später einmal umgebaut werden sollen. Ein besonderes Augenmerk legen wir heute gerade bei der Absicherung von Gebäuden darauf, dass die installierte Sicherheitstechnik den strengen Anforderungen des Datenschutzes erfüllt. Das betrifft nicht nur die Videoüberwachung, sondern auch die Zutrittskontrolle.
Und zum Schluss Brandschutz: Was hat sich bei der Prävention in den letzten Jahren getan?
Für uns die wichtigste Entwicklung ist die Mehrkriterienauslösung. Derartige Anlagen detektieren nicht nur Rauch, sondern auch Wärme. Dies führt zum einen zu einer Vermeidung von Falschalarmen, zum anderen bieten diese Anlagen eine hohe Sicherheit.
Achten Ladenbauer aus Ihrer Sicht ausreichend auf brandhemmende Materialien?
Auch wenn wir dies im Rahmen unserer Arbeit nicht explizit prüfen können und dies auch nicht in unseren Aufgabenbereich fällt, gehen wir davon aus, dass dies der Fall ist.
Interview: René Schellbach, iXtenso.com