Interview • 10.12.2012
Video-Technik: „Die HD-Zukunft ist digital“
Interview mit Detlef Schreiber, Vertriebsleiter DACH bei EverFocus Electronics, Emmerich
EverFocus mit Firmensitz in Taipei, Taiwan produziert Digitalrekorder, Videokameras und Zubehör. Im iXtenso-Interview berichtet Diplom-Ingenieur Detlef Schreiber über den Stand der Technik. Er sagt: Digitaltechnik kann immer mehr und wird immer erschwinglicher. Darum ging es auch auf der Security-Messe Ende September in Essen.
Sie sind mit einem eigenen Stand in Essen. Was sind Ihre Messe-Highlights?
Wir haben einen mittelgroßen Stand und werden dort unsere Neuheiten im Bereich Full HD präsentieren. Das betrifft das Thema Netzwerktechnik und HDcctv über Koaxialkabel. Wir werden den Interessenten die Unterschiede beider Techniken verdeutlichen. Zudem wird ein Aufzeichnungsgerät mit „Tribrid“ Funktionalität zu sehen sein, das sowohl das analoge Signal, das Full HD Netzwerksignal und das Full HDcctv über Koax Signal verarbeitet. Sozusagen die Verschmelzung der Videowelt.
Was sind denn die wesentlichen Unterschiede zwischen Netzwerktechnik und Anbindung über Kabel?
Der gravierende Unterschied ist, dass Netzwerkkameras neben der eigentlichen Kamera-Komponente auch einen kleinen Computer enthalten. Dieser kümmert sich um die Komprimierung der Bilddaten und sorgt für das Versenden der Daten über das Netzwerk. Früher hat man Kamerabilder über Koaxialkabel bis zu 150 Meter weit auf einen Digitalrekorder gespielt, der sämtliche Signale verarbeitete, komprimierte und archivierte. IP-Kameras liefern effiziente Netzwerktechnologien, mit denen die starren Strukturen analoger Videoüberwachungssysteme aufgebrochen werden. Dabei muss der Planer umdenken, denn neben dem Fachwissen für die Video-Projektierung benötigt er auch Fachwissen im Bereich IP-Technik. So kommen wir zum letzten Lösungsansatz, dem so genannten „HD-CCTV über Koax“. Wie der Name schon sagt, nutzt man hier den HD-Standard und kann diesen über ein Koaxialkabel übertragen. Der Planer benötigt hier nur sein Video-Wissen, kann aber gleiche Ergebnisse erzielen wie bei der Netzwerktechnik.
Stichwort HD: Ab wann spricht man von High Definition?
Generell fängt HD ab einer Bildauflösung von 1280 x 720 Bildpunkten an, dem 720p-Standard. Von „Full HD“ spricht man bei einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten, dem 1080p-Standard. Da mittlerweile die meisten Displays auf dem Markt Full HD unterstützen, wird sich dieses Format mehr und mehr als Standard auch für Kameras durchsetzen. Dieser Trend wird auch durch die Preisentwicklung der HD-Kamera-Chipsätze unterstützt. Full-HD-Kameras werden preislich immer attraktiver und nähern sich mehr und mehr dem Preisniveau von Analogkameras.
Ist HD mit analogen wie auch mit digitalen Kameras möglich?
Nein. Die auf dem PAL- oder NTSC-Standard basierenden analogen Kameras stoßen hier an physikalische Grenzen. Auch für Analog-Kameras gibt es neue Entwicklungen wie 960H-Technologie, welche die Auflösung von Analogkameras auf Widescreen-Format und ca. 570.000 Bildpunkte verbessert. Zum Vergleich: Full HD liefert 2.070.000 Bildpunkte. Bahnbrechende Weiterentwicklungen der Analogtechnik in Richtung HD-Auflösung können nicht erwartet werden. Die HD-Zukunft ist digital.
Auf der Messe stehen die IP-Kameras im Vordergrund. Was spricht für die Steuerung über das Netzwerk?
Mit IP-Kameras hat man neue Möglichkeiten, verschiedene Überwachungsaufgaben zu realisieren, sei es durch die hohe Auflösung, durch die einfache Datenverwaltung, durch hochwertige Videoanalyse oder durch den einfachen Fernzugriff.
Deutsche Konsumenten sehen Kameras mit Argwohn. Was kann man dagegen tun?
Kameras können Menschen das Gefühl von Sicherheit geben – im gleichen Maße jedoch geben sie auch das Gefühl einer Bedrohung, einer Überwachung. Je nach Anwendungsfall hat eine Video-Anlage eben verschiedene Aufgaben. Wichtig ist, dass keine Gesetze, Absprachen mit dem Betriebsrat oder sonstige Vorschriften oder Vereinbarungen gebrochen werden. Ich denke es ist wichtig, die positiven Ziele einer Überwachungsanlage zu verdeutlichen, denn im Grunde genommen sollten nicht die Kameras mit Argwohn betrachtet werden, sondern die „schwarzen Schafe“, die durch die Videobilder einer Anlage dabei erwischt werden, wenn sie sich nicht an die Regeln halten.
Kameras sind nur so gut wie die Software. Was macht eine gute Erkennungs- und Steuerungssoftware aus?
Eine gute Software sollte einfach und übersichtlich zu bedienen sein. Sie sollte aber auch recht flexibel auf Kundenwünsche eingehen können. Standard ist auf jeden Fall ein übersichtliches Menü und die einfache und schnelle Bildsuche/Bildauswertung.
Wie findet man einen kompetenten Berater für Auswahl und Installation von Kameratechnik?
EverFocus arbeitet schon seit Jahren mit einem Netz von Händlern zusammen. Gemeinsam veranstalten wir Roadshows, bei denen wir gezielt die Stärken unserer Produkte demonstrieren. Gerne schulen wir auch Interessenten, so dass diese mit entsprechendem Fachwissen beim Endkunden Überwachungsaufgaben realisieren können.
Interview: René Schellbach, iXtenso.com