Firmennachricht • 06.08.2014
Was tut sich im Lebensmittel- und Getränkemarkt in den Niederlanden?
Nachhaltige Produkte weiter auf Vormarsch
Der Markt für nachhaltige F&B-Produkte zeigte in den Niederlanden ein bedeutendes und anhaltendes Wachstum, während die Gesamtausgaben für F&B-Waren stagnierten. Der größte Bereich auf dem niederländischen Markt für nachhaltige Nahrungsmittel ist den Bioprodukten vorbehalten.
Im Jahr 2012 betrug der Umsatz für biologische F&B-Produkte 934 Millionen Euro, was im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 14,3 Prozent darstellt. Der Gesamtumsatz von nachhaltigen F&B-Erzeugnissen belief sich 2012 dagegen mit einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber 2011 auf 2,2 Milliarden Euro.
Die niederländische Regierung arbeitete mehrere Jahre lang mit Industrieverbänden (die Hersteller, Importeure und Einzelhändler vertreten) über dieMarken-Plattform „Sustainable Food Platform“ zusammen. 2013 wurde diese Plattform dann durch die allein von der Industrie verwaltete „Sustainable Food Alliance“ ersetzt. Dieser Verband hat unter anderem einen Wachstumsplan für den nachhaltigen F&B-Sektor bis 2020 ausgearbeitet. Zwar unterstützt die niederländische Regierung Bewegungen für eine nachhaltigere Nahrungsmittelindustrie, sie sieht aber die Hauptverantwortung dafür bei der Industrie und den Verbrauchern (New Zealand trade & enterprise, März 2014).
Einfluss von Supermärkten als Schlüsselvertriebskanäle
Der niederländische Supermarkt-Sektor ist außerordentlich wettbewerbsfähig, da seine Preise zu den billigsten in Europa gehören. Der Markt wird von einer kleinen Zahl von großen Handelsketten beherrscht (Albert Heijn, Superunie und Jumbo Groep), die auf Lieferanten einen starken Druck ausüben, Produkte zu Niedrigpreisen zu liefern. In der örtlichen Presse wird regelmäßig über niederländische Lieferanten berichtet, die zu Preisreduzierungen gezwungen werden. Außerdem erwartet die niederländische Supermarkt-Industrie ständig hohe Produktmengen. Kleineren Exporteuren wird empfohlen, mit örtlichen Handelsvertreten oder Großhändlern zu arbeiten (New Zealand trade & enterprise, März 2014).
Vertrauen in das Nahrungsmittelangebot
Die nach dem letztjährigen „Pferdefleischskandal“ durchgeführten Umfragen haben ergeben, dass jeder fünfte niederländische Verbraucher sein Konsumverhalten in Bezug auf Fleischwaren als Folge des nachgelassenen Vertrauens geändert hat - 11,6 Prozent der Verbraucher kaufen nun vermehrt biologische oder nachhaltige Produkte, während fast 10 Prozent ihren Konsum von Fleisch beziehungsweise von bestimmten Fleischsorten reduziert haben.
Die niederländische Regierung hat die Taskforce “Food Confidence“ (Vertrauen in Lebensmittel) gebildet, um den Verbrauchern ihres Landes die Sicherheit und die Vertrauenswürdigkeit von Lebensmitteln und insbesondere von Fleisch zu garantieren. Obwohl sich diese Taskforce vor allem auf niederländische Hersteller konzentriert, werden die entwickelten höheren Standards und schärfere n Kontrollen auch bei importierten Produkten angewandt. (New Zealand trade & enterprise, März 2014).
Ausblick auf die aktuellen und aufkommenden Trends, welche die Dynamik der niederländischen Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie beeinflussen:
- Derzeit gibt es viele Produkte, die aufgrund fehlender Markenabgrenzung keine starke Position besitzen. Mehr als jemals zuvor ist die Schaffung starker Marken von absoluter Wichtigkeit. Allerdings ist die Abgrenzung bei Markenbildung kostenintensiv und entspricht nicht den heutigen Rentabilitätsforderungen der Finanzmärkte. Aus diesem Grund wird eine wachsende Zahl an Marken verschwinden.
- Der Kostendruck hält an. Die steigenden Investitionskosten für Rohmaterial und die nach ihnen bestehende Nachfrage aus anderen Ländern zwingt die Hersteller dazu, diese Preissteigerungen abzuwälzen oder zusätzliche Möglichkeiten für betriebliche Effizienzsteigerungen zu finden.
- Billiganbieter treiben ihren Wachstum mit schnellen Schritten voran und beginnen, ihr Produktangebot um Markenartikel zu erweitern. Dies wird die Einkaufslandschaft verändern und den Einzelhandel für einige Hersteller wieder interessanter machen, die nicht länger das Gefühl haben, mit dem Verkauf von Markenprodukten an Discounter dadurch zwangsläufig ihr Im age bei anderen Kunden zu schädigen.
- Hinzu kommt die weitere Bündelung der Einzelhändler, die an Kraft und Einfluss zunehmen. Die europäische Einzelhändler-Landschaft wird von lediglich drei oder vier Akteuren und einigen kleinen Händlern in den einzelnen Ländern beherrscht werden. Diese bauen ihre Akquisition- und Beschaffungskapazitäten ebenso wie ihre Qualifikationen für Marketing und Produktmanagement aus, was wiederrum zu einer Verhärtung der Beziehungen zwischen den Händlern und den Herstellern führt.
- Staatliche Vorschriften für die Industrie schränken die „Handlungsfreiheit“ der Unternehmen ein, besonders im Bereich von alkoholischen Getränken. Auch die Steuersätze geben manchen Anlass zur Sorge, da die Länder sie an den EU-Durchschnitt anpassen. Wie gut sich die Niederlande entwickeln werden, wenn sich der EU-Durchschnitt festigt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden (Deloitte, Februar 2013).
Quelle: psps consultants & investment services / EOS - Export Organisation Südtirol
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