Zalando testet aktuell wie Robotik intelligent in der Logistik eingesetzt werden kann. Ende Februar 2018 hatte Zalando Anteile am Start-up Magazino erworben, das Roboter für die Intralogistik entwickelt. Seit einigen Wochen sind nun zwei von Magazino entwickelte Roboter mit dem Namen “TORU” bei Zalando in Erfurt im Praxistest: Bis Mai werden die Roboter in die Prozesse eingearbeitet und unterstützen in den Bereichen “Stow”, also Einlagern, und “Pick”, dem Kommissionieren von Ware.
Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Automatisierungstechnologien, bei denen nur ganze Ladungsträger wie Paletten oder Kisten bewegt werden können, verfügen die TORU-Roboter über eine intelligente Kameratechnik und können so einzelne Objekte erkennen, greifen und transportieren. Damit passen sie in das System der chaotischen Lagerhaltung, das in den Logistikzentren von Zalando Anwendung findet.
Carl-Friedrich zu Knyphausen, Head of Logistics Development bei Zalando, ist für die Weiterentwicklung der Intralogistik zuständig und hat die TORU-Roboter bei ihren ersten Schritten begleitet. Er erzählt mehr über die Möglichkeiten und Herausforderungen beim Einsatz der neuen Technologie.
Carl-Friedrich, was sind die Vorteile des TORU-Roboters und wofür setzt Zalando ihn ein?
Carl-Friedrich zu Knyphausen: TORU ist ein autonomer Roboter, der durch die eingebauten Kameras seine Umwelt wahrnimmt, sich orientieren und neben dem Menschen arbeiten kann. Wir testen derzeit, wie wir ihn als autonomen Kommissionierroboter, also im Stow und Pick, einsetzen und in unsere bisherigen Prozesse integrieren und die Mitarbeiter unterstützen können. Die Idee ist, dass er den Logistikmitarbeitern unergonomische Tätigkeiten wie das Herunterbeugen und weit nach oben Strecken beim Kommissionieren von Produkten aus den höchsten oder niedrigsten Regalebenen abnimmt. Allerdings kann TORU derzeit nur Kartons greifen, das heißt in der Regel Schuhe.
Noch sind wir aber im Testbetrieb, das heißt es werden größtenteils Testbestellungen an die Roboter von Magazino gegeben. Die Roboter haben aber auch schon die ersten Kundenbestellungen bearbeitet. Erhält ein Roboter einen Auftrag, entwirft er den besten Laufweg mit seinem eigenen Navigationssystem. Gemeinsam mit Magazino arbeiten wir daran, dass TORU immer besser und schneller wird.
Wie agiert der Roboter mit dem Menschen?
Knyphausen: Der Roboter sieht, wenn ein Mensch seinen Weg kreuzen möchte und wartet entsprechend ab, bevor er weiter seiner Aufgabe nachgeht. Im Pick fährt TORU also zu den Regalen und arbeitet seine Pickliste ab, wie der Mitarbeiter auch. Mit integriertem Kameras sowie Scannern identifiziert und lokalisiert TORU die richtigen Artikel im Regal, nimmt sie mit seinem Sauggreifer aus dem Regal, verstaut sie in seinem Rucksack und fährt anschließend zur Übergabestation, um sie abzulegen.
Wie passt der Test mit den Magazino-Robotern in die Strategie für Zalandos Logistik?
Knyphausen: Seit dem Bau unseres ersten Logistikzentrums in Erfurt 2012 investieren wir in Automatisierung. Schon beim Aufbau unserer Fördertechnik lag der Fokus darauf, dass die Technik die Produkte zu unseren Mitarbeitern bringt und ihnen somit Laufwege erspart und sie entlastet. Ein weiteres Beispiel sind unsere Taschensortierer in Mönchengladbach und Lahr, die unseren Kollegen unergonomische Bewegungen abnehmen. Perspektivisch könnte das bei TORU ähnlich sein, das wird aber noch etwas dauern. Die Investition in Automatisierung und das Testen von Robotiklösungen ist daher der nächste logische Schritt für Zalando und unsere Logistikstrategie.
Was können wir in Zukunft von der Automatisierung im Bereich Logistik erwarten?
Knyphausen: Wir werden weiterhin verschiedene Technologien testen, bis wir, wie beim Taschensortiererin Lahr und Mönchengladbach, genau die richtige Lösung für uns gefunden haben. Zalando möchte den Einsatz von Technologie in der Logistik weiter fördern und die Branche in der Hinsicht voranbringen. Dafür ist der Austausch mit unseren Partnern und Kollegen in der Branche sehr wichtig.
Am Donnerstag, 25.10., haben wir uns in unserem Logistikzentrum in Erfurt beim Magazino-Expertenpanel mit über 40 Vertretern erfolgreicher E-Commerce Unternehmen und Logistikdienstleistern getroffen und über den Einsatz neuer Technologien. In den verschiedenen Workshops war eine Kernfrage, wie Maschinen zukünftig den Menschen unterstützen können. Ich kann mir vorstellen, dassTechnologie auch in Zukunft verstärkt zur Hilfe bei manuellen Prozesse eingesetzt wird, da Faktoren wiesteigende Anforderungen an Ergonomie und Arbeitsschutz den Einsatz vorantreiben werden.