Parforceritt mit Fliehkräften

Showrooming ist auch keine Lösung. Aber eine gute Diskussionsgrundlage…

Foto: Parforceritt mit Fliehkräften
Quelle: K.U.L.T.OBJEKT

In der Expertenrunde des CIT am 28. November 2017 bot das Thema Showrooming viel Angriffsfläche für Schlagabtausch und Gedankenspiele zur Zukunft des Einzelhandels.

Showrooming könnte eine Fusion von On-und Offline sein, meinen die einen. Viel zu viele Fragen sind noch offen, die anderen. Das neue Einzelhandelsmodell, das das Warensortiment auf reduzierter Handelsfläche für den Kunden zum Begutachten bereithält und bei Kauf die Ware dem Kunden nach Hause liefert, ist in Fachkreisen im Gespräch, aber umstritten. Und so war es nicht leicht, die mitunter kontroversen Expertenmeinungen, die rund ums Thema Showrooming die aktuelle Situation des Einzelhandels diskutierten, zu koordinieren…

Mensch + IT

Wenn der Optik-Filialist, Mittelständler mit 16 Filialen, auf technologiearme Beratung mit maximaler Menschlichkeit setzt und sich damit überaus erfolgreich im Markt behauptet, dann widerlegt er die gängige These, die behauptet, dass verliert, wer sein Konzept nicht digitalisiert. Auch fehlen hier weitgehend die Anknüpfungspunkte zum IT-Spezialisten, der die Vorzüge der Online-Player auf den stationären Handel übertragen sehen will: Im Gegensatz zum physischen Einkauf geben die Kunden beim Online-Einkauf ihre Daten bereitwillig preis, diese Bereitschaft müsste mithilfe ausgeklügelter IT auf den stationären Handel übertragen werden. Dass sich Einzelhändler viele Gepflogenheiten vom Online-Handel abgucken und damit ihre stationären Formate bereichern können, das glaubt auch die Trendanalystin.

Um die Ecke gedacht

Und sollte, um Leerstand und verkleinerte Verkaufsflächen zukünftig auszugleichen, wirklich der Rechtsanwalt und das Steuerbüro aus der ersten Etage ins Erdgeschoss geholt werden können? Aus Sicht des Modehandels erscheint die Idee immerhin erwägenswert – wenn die Immobilienwirtschaft mitspielt und endlich die Mieten den veränderten Rahmenbedingungen anpasst. Nur: Wie könnten solche Dienstleister im Erdgeschoss dann für Relevanz und Attraktivität für Passanten und Laufkundschaft sorgen?

Oder wandeln sich die innerstädtischen Strukturen gar weiter dorthin, wo sie vor langer Zeit schon einmal waren, bevor die Handwerker und Manufakturen aus den Handelszentren verdrängt wurden? – Solche Fragen wurden natürlich nicht abschließend geklärt, aber sie wurden in der Expertenrunde, die sich einem tabulosen Um-die-Ecke-Denken verschrieben hat, in den Raum gestellt und weitergesponnen.

Ein dynamisches Handelsmosaik ohne Denkverbote forderte dementsprechend der Retail-Vordenker, der die Zukunft in einem sich überlagernden Mix aus Einzelhandel, Showrooming, temporären Formaten und Portalen mit physischem Auftritt sieht.

Und der umtriebige Modehändler stellte unter Beweis, dass der aktive, innovativ aufgestellte Modehandel die vielen Ideen zu ‚neuem Handeln‘ und der Verschmelzung von on- und offline längst aufgesaugt hat und tatkräftig mit ihnen experimentiert… Und sich damit selber zum Vordenker macht.

Achtung und Fingerspitzengefühl

Das Fazit von Jens Fischer, CEO von K.U.L.T.OBJEKT und Veranstalter des Cross Innovation Talks (C.I.T.): „Mir hat die Diskussion wieder einmal bestätigt, wie komplex und differenziert der Einzelhandel aufgestellt ist und dass wir Dienstleister uns diesem Facettenreichtum nur mit größter Vorsicht und Fingerspitzengefühl nähern können. Jeder Einzelhändler hat sein eigenes System. Jeder Einzelhändler ist anders. Mehr denn je zeigt sich in einer angespannten Situation wie zurzeit, dass es einfach keine pauschalen Rezepte für erfolgreiche Konzepte gibt. Showrooming dürfte als ein Bruchstück eines riesigen Gesamtspektrums mit vielen Optionen und Möglichkeiten in die Evolution des Einzelhandels eingehen.“

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Quelle: K.U.L.T.OBJEKT

CIT Showrooming - Was wird, wenn Touchpoints den stationären Einzelhandel ersetzen?

Der Experten-Talk vom 28. November 2017 um 18 Uhr ist in voller Länge zu sehen unter: https://www.youtube.com/channel/UCdA4rl0TZXniPombM6J5nkA

Es diskutierten:

  • Kati Bauer, Geschäftsführerin dieBRILLENBAUERGmbH
  • Dirk Frintrop, CEO Bütema AG
  • Silke Linsenmaier, Handelsstrategin & Geschäftsführerin, Zeitgeist Handeln      
  • Marc Ramelow, Inhaber Modehaus Ramelow, Gustav Ramelow KG
  • Uwe Schatz, Geschäftsführer Der Immo Tip GmbH
  • Ayhan Yuruk, Managing Director, Showrooming GmbH
  • Jens Fischer, CEO K.U.L.T.OBJEKT Marken- und Erlebnisarchitektur

Nächste CIT zum Thema "Visual Merchandising"

Der nächste CIT kommt Anfang Februar zum Thema „Visual Merchandising“. Der konkrete Termin und weitere Details zu Thema und Teilnehmern werden zeitnah bekanntgegeben auf der Website www.cit.retail4-0.world/

Quelle: K.U.L.T.OBJEKT

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