Pfandsysteme im Wandel: Praxisbeispiele aus dem Handel

Wie LIDL, REWE, Kaufland und Unternehmen im Ausland mit Rückgaben umgehen

Pfandsysteme gehören in Deutschland seit Jahrzehnten zum Alltag. Auch in Österreich hat man sie dieses Jahr eingeführt. Sie sichern wertvolle Rohstoffe, fördern Recycling und sind fest in der Kundenroutine verankert. Doch der Einzelhandel steht vor neuen Herausforderungen: Papierbon-Flut, komplexere Pfandpflichten und steigende Erwartungen an Komfort und Nachhaltigkeit. Aktuelle Praxisbeispiele zeigen, wie Handelsunternehmen das System neu denken.

Mann stellt gesammeltes Leergut in einen Rückgabeautomaten bei Kaufland,...
Hand hält ein Smartphone vor den QR-Code-Scanner eines Lidl-Leergutautomaten,...

Digital statt Papier: Lidl setzt auf den digitalen Pfandbon

Seit diesem Monat ersetzt Lidl deutschlandweit den Papier-Pfandbon durch eine digitale Variante. Kund*innen können an der Pfandannahme wählen, ob sie einen Papierbon oder einen digitalen QR-Code erhalten. Dieser wird an der Kasse gescannt und der Pfandwert entweder ausgezahlt oder mit dem Einkauf verrechnet.

„Wir lassen unseren Kunden die Wahl, für welche Variante sie sich entscheiden“, erklärt Florian Späth, Geschäftsleiter Organisation bei Lidl in Deutschland. „Mit der Einführung setzen wir ein starkes Zeichen für eine kundenfreundliche Digitalisierung und nachhaltige Prozesse im Lebensmitteleinzelhandel“ (Lidl Pressemitteilung, 22.07.2025).

Nahaufnahme eines Leergutautomaten mit Anzeige von 9 angenommenen Flaschen und...

Automaten-Upgrade: Kaufland beschleunigt den Rückgabeprozess

Kaufland hat 2025 an weiteren Standorten modernisierte Leergutautomaten installiert. Sie verarbeiten mehr Verpackungsarten und -größen und arbeiten schneller. Die Kundschaft kann ihr gesamtes Leergut in einem Schwung einwerfen – unabhängig davon, ob es sich um PET-Flaschen, Dosen oder Glas handelt. Ein beleuchteter Touchscreen begleitet den Rückgabeprozess Schritt für Schritt: „Start“ drücken, Leergut einfüllen, mit „Fertig“ abschließen – der Automat sortiert und erfasst alle Gebinde automatisch. Anschließend wird der Pfandbon direkt ausgedruckt.

„Vor allem für Kunden mit größeren Mengen an Leergut ist der Automat ideal, weil er die Leergutabgabe deutlich beschleunigt und vereinfacht“, sagt Florian Hermanski, verantwortlich für die Pfandrücknahmesysteme bei Kaufland Deutschland.

Für die Filialen bedeutet dies: kürzere Wartezeiten, effizientere Abwicklung und präzisere Sortierung für das Recycling. Die Systeme gibt’s unter anderem in Ludwigsburg, Dortmund, Worms und Leipzig. 

Mehrweg im Alltag: REWE „Einfach Mehrweg“

Mit „Einfach Mehrweg“ bietet die REWE Group Kund*innen eine Möglichkeit, Mehrwegbecher und -schalen im Lebensmittelhandel zu nutzen. Dabei werden sowohl Becher von Sykell (Einfach Mehrweg) als auch RECUP-Mehrwegbecher angenommen. Sie können direkt im Markt befüllt und nach Gebrauch am Pfandautomaten von TOMRA zurückgegeben werden – unabhängig vom ursprünglichen Kaufort Mehrwegverpackungen werden auch dann zurückgenommen, wenn sie bei anderen Partnern ausgeliehen wurden.

Gestartet ist das Projekt im Rahmen des „Mehrweg-Pilot Berlin“ der Deutschen Umwelthilfe. Getestet wurde zunächst in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Mit täglich rund zwei Millionen Einweg-Takeaway-Verpackungen sei der Handlungsbedarf groß, hieß es. 

Person gibt einen hellgrünen Mehrwegbecher in die Öffnung eines...

Blick ins Ausland: Pilotprojekt in Aarhus

Im dänischen Aarhus läuft seit 2023 ein digitales Mehrwegprojekt von TOMRA für Becher und Behälter. Nutzer*innen, die sich für einen Mehrwegbecher entscheiden, zahlen beim Kauf eines Getränks eine zusätzliche Pfandgebühr von 5 DKK (0,67 EUR), hinterlegen Pfand und erhalten diesen bei Rückgabe automatisch per App zurück. Die Behältnisse können an automatisierten Sammelstellen in der Stadt zurückgegeben werden. 

Nach einem Jahr zieht TOMRA eine positive Bilanz: Mehr als 750.000 Becher wurden zurückgegeben. Das Beispiel zeigt, wie digitale Pfandmodelle auch in Deutschland umgesetzt werden könnten.

Für den Handel bedeuten digitale Bons, schnellere Automaten und vernetzte Mehrweg-Systeme effizientere Abläufe, geringere Betriebskosten und ein nachhaltigeres Image. Kund*innen profitieren von mehr Komfort, kürzeren Wartezeiten und einfachen Rückgabemöglichkeiten – im Markt oder sogar marktübergreifend oder außerhalb der Filialen. Das Pfandsystem wird so zu einer modernen Schnittstelle zwischen Servicequalität und Kreislaufwirtschaft.

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