Im Rahmen der Fachmesse Equipmag in Paris hatte iXtenso im September die Möglichkeit zu einem Gespräch mit Frédéric Beuve, Director of Global SMARTtill Technology bei APG Cash Drawer, über seine laufenden Projekte in Europa sowie seine Sicht auf die Zukunft von Zahlungslösungen. Herr Beuve ist gebürtiger Franzose und verfügt sowohl über technische als auch kaufmännische Abschlüsse. Seit 25 Jahren lebt er im Vereinigten Königreich. Vor diesem Hintergrund bringt er ein tief gesamteuropäisch geprägtes Verständnis für Zahlungssysteme und Kassenführung mit.
Medien für den Einzelhandel schauen gern über den Tellerrand hinaus und riskieren dabei, den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Gehört die Barzahlung dazu?
Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ja, tut sie! Bargeld ist noch immer die wichtigste Zahlungsmethode und in den meisten Ländern der Eurozone ist Bargeld nach wie vor am stärksten verbreitet. Nach Aussage der Europäischen Zentralbank wurden im Jahr 2016 79 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld abgewickelt: 80 Prozent in Deutschland, 68 Prozent in Frankreich und 87 Prozent in Spanien.
Aus der aktuellen globalen Studie der Handelsgruppe „Currency Research“ geht hervor, dass der Bargeldumlauf jährlich weiterhin um 5 Prozent zunimmt. Vielleicht mag die Beschleunigung des Wachstums bei der Bargeldmenge in einigen Ländern rückläufig sein. Weltweit gesehen nimmt sie dennoch weiterhin zu. An diesem Punkt verlieren wir manchmal den Blick für die Wirklichkeit auf unserer Suche nach dem nächsten Trend. Onlinetransaktionen und kontaktlose Zahlungen mögen zwar im Aufwind sein, aber Bargeld wird so bald nicht verschwinden.
Allerdings sind Barzahlungen sowohl für Verbraucher als auch für Einzelhändler mit bestimmten Herausforderungen verbunden. Was bieten Sie an, um diese besser zu bewältigen?
Wir bieten Lösungen wie die SMARTtill Cash-Management-Lösung, eine intelligente Geldlade, die Münzen und Banknoten zum Zeitpunkt der Transaktion zählt und somit Sichtbarkeit bezüglich des Bargelds am Point of Sale bietet. Somit können sich Kassierer um ihre Kunden kümmern, ohne das Wechselgeld zählen zu müssen, sodass sich für die Verbraucher die Wartezeiten an der Kasse verringern. Das Bargeld wird effizienter verwaltet. Dabei wird sichergestellt, dass immer genügend Bargeld in der richtigen Stückelung vorhanden ist, um den Kunden ihr Wechselgeld zu geben.
Intelligente Lösungen für die Bargeldabwicklung steigern die Produktivität der Einzelhändler und stärken das Vertrauen der Mitarbeiter darin, dass jeder Kassiervorgang korrekt erfolgt ist und ihre Schicht daher erfolgreich zu Ende gehen wird. Sie können den Kollegen einen schönen Feierabend wünschen, anstatt Vorgesetzten Abweichungen bei den Bargeldbeständen erklären zu müssen. Ein positives Erlebnis für jeden einzelnen Einkäufer ist das Ergebnis.
Wie jeder Kassierer weiß, können auch Kunden Fehler machen. Wenn ein Kunde die Höhe des Wechselgeldes anzweifelt, können Kollegen im Laden dies jetzt nachprüfen, ohne die Kasse auszählen und die betreffenden Point of Sale stilllegen zu müssen. Die Geldbewegung für jede einzelne Transaktion kann sofort angezeigt werden, transparent und aus der Ferne, sodass eine schnelle Abrechnung und Kundenbedienung möglich werden. So entsteht Vertrauen und Loyalität.
APG pflegt zudem Partnerschaften mit Anbietern im Bereich Backoffice und analytische Softwarelösungen – Experten auf dem Gebiet der Datenmeldung, Datenfehlermeldung, Bargeldeinzahlung, Sicherung und Bereitstellung von Zwischenfinanzierung, die es Einzelhändlern ermöglichen, sofort auf ihr Geld zuzugreifen und Datenabgleiche vorzunehmen. Die SMARTtill-Lösung vereint in der Tat die meisten Vorteile geschlossener Bargeldabwicklungssysteme, ohne dass dabei Veränderungen am Kassenbereich, Voraus- und Servicekosten notwendig werden.
Wie groß ist das Problem des Bargeldverlusts?
Was ihre tatsächlichen Bargeldverluste anbelangt, lassen sich Einzelhändler verständlicher Weise nicht gern in die Karten schauen. Aber ohne jeden Zweifel ist die Zahl immer größer als der vorgegebene Richtwert bei einem Test. Sie ist von der Größe des Unternehmens und dem prozentualen Anteil von Bargeldtransaktionen abhängig.
Nach Aussage der Association of Convenience Stores (ACS), die 2017 im Vereinigten Königreich eine Umfrage durchführte, belaufen sich die Gesamtverluste in dieser Branche allein auf 23 Mio. GBP und die Kosten pro Mitarbeiterdiebstahl auf 1214 GBP. Deshalb sehen Sie ein Funkeln in den Augen unserer Kunden, wenn wir erwähnen, dass mit der SMARTtill-Lösung Bargeldverluste um bis zu 90 Prozent gesenkt werden können. Wir sprechen hier über richtiges Geld und richtigen Ärger für die meisten Geschäfte.
Die Vorteile gehen aber weit über die Verringerung von Bargeldverlusten hinaus. Es können sich auch erhebliche betriebliche Einsparungen ergeben. Durch intelligente Lösungen für die Bargeldabwicklung können Einzelhändler ihre Bargeldabwicklungsprozesse straffen, die Kosten für die Zählung von Bargeld durch mehr Kompetenz senken und Bargeldverluste im Ergebnis sofort erkennen und in Angriff nehmen. Wir haben festgestellt, dass unsere intelligenten Geldladenlösungen in Verbindung mit „kleinen“ intelligenten Safes am Point of Sale für eine weitere Senkung von Bargeldverlusten sorgen und dies zum Bruchteil der Investitionen, die für „größere“ automatisierte geschlossene Systeme erforderlich sind.
Die SMARTtill-Lösung entfaltet eine abschreckende Wirkung. Sie schafft ein stärker von Vertrauen geprägtes Arbeitsumfeld für die Nutzer. Sie stärkt das Vertrauen in die Abwicklung von Bargeldtransaktionen und gibt den Verbrauchern gleichzeitig die Gewissheit, dass beim Umgang mit ihrem Bargeld am Point of Sale alles mit rechten Dingen zugeht.
Zurück zu diesem „Tellerrand“ ... Wo sehen Sie als Branchenexperte Zahlungslösungen für den Einzelhandel im Verlauf des nächsten Jahrzehnts?
Ich vermute, dass sich die Mobilität in unserer Branche als disruptiver Faktor erweisen wird und Terminals für mobile Zahlungen auf dem Vormarsch sein werden. Deshalb haben wir unsere IP SMARTtill-Lösung in diesem Jahr auf der NRF vorgestellt. Sie unterstützt verschiedene mobile Points of Sale. Kassierer können deshalb Barzahlungen an einem einzigen Zahlungsort annehmen und zugleich Produktivitätsgewinne verzeichnen, weil das Wechselgeld nicht gezählt werden muss. Insbesondere im Modehandel, wo die Trennung zwischen Verkaufsberater und Kassierer zunehmend verschwindet, schafft dieses System die Möglichkeit für einen Kundenberater, den Kunden aktiv bis zum Bezahlvorgang zu begleiten und dabei nicht an einen einzigen, ortsfesten Point of Sale irgendwo anders im Geschäft gebunden zu sein.
Ich rechne damit, dass die Barzahlung weltweit auch in Zukunft eine stark verbreitete Zahlungsmethode bleibt – eine Methode, der die Verbraucher vertrauen und die sie weiterhin nutzen. In den meisten Fällen hätte ich lieber Bargeld in meiner Tasche als eine Kreditkarte. Elektronische Zahlungen sind anfällig für Betrug, was wirklich ein Grund zur Sorge ist. Bargeld wiederum ist echt – Sie können es anfassen und seinen Wert fühlen, das beste Material, um eine Idee von seinem Wert zu bekommen.