Die Investitionsabsichten der Unternehmen erreichen den höchsten Stand in der Geschichte der DIHK-Konjunkturumfrage. 2011 dürften die Investitionen in neue Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge um rund 12 % wachsen, die Bauinvestitionen immerhin um 6 %. Damit tragen die Investitionen so viel zum Wachstum bei wie noch nie im vereinten Deutschland. Unternehmen der exportstarken Sparten Chemie, Metall / Elektro und Fahrzeugbau wollen ebenso kräftig investieren wie die binnenorientierten Wirtschaftszweige Handel und das lange Zeit zurückhaltende Baugewerbe. Das wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus: 43 % der Unternehmen mit expansiven Investitionsplänen wollen auch zusätzliches Personal einstellen, lediglich 4 % ihre Mitarbeiterzahl reduzieren.
Investitions-Boom im Privatbereich
Die hohen Investitionsabsichten der Unternehmen werden durch niedrige Zinsen befeuert. Die Zentralbankzinsen dürften in Deutschland noch einige Zeit niedriger als die Inflationsrate bleiben. Das macht Unternehmensinvestitionen attraktiv und erlaubt auch so manchem Häuslebauer, sich dem Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Zudem fährt Deutschland seit einigen Jahren eine Innovations- und Reformrendite ein: Die Unternehmen haben bereits vor der Krise durch verstärkte Anstrengungen und Umstrukturierungen ihre Produktivität steigern können, während sich die Lohnkostennachteile spürbar verringert haben. Die Politik hat dies mit notwendigen, die Wettbewerbsfähigkeit steigernden Maßnahmen unterstützt, z. B. im Rahmen der Agenda 2010.
Magere Jahre sind Vergangenheit, …
Zuvor hatte sich von 1992 bis 2004 in Deutschland eine Investitionslücke geöffnet. Schlechte Standortbedingungen hatten Unternehmen zu Auslandsverlagerungen veranlasst. Noch 2004 gaben 41 % der Unternehmen Kostennachteile hierzulande als ausschlaggebendes Motiv für Auslandsinvestitionen an. Heute sind nur noch für 22 % der Unternehmen Kostengründe für den Schritt über die Grenze entscheidend.
… doch der Staat lässt Substanz verkommen
Im internationalen Vergleich hat Deutschland mit einem Investitionsanteil am BIP von 18 % weiterhin Nachholbedarf. Während die Privatwirtschaft ihr Engagement verstärkt, dümpeln die Staatsinvestitionen weiter vor sich hin. Trotz der Konjunkturpakete hat der Staat 2009 und 2010 rund 13 % weniger investiert als 1991, aber über ein Drittel mehr für den Staatsverbrauch aufgewendet. Die Investitionen des Staates reichen derzeit nur dank der Konjunkturpakete so eben, um wenigstens den Verfall der Bausubstanz auszugleichen. Dabei sind viele Verkehrswege so überlastet, dass eigentlich deutlich höhere Investitionsbudgets erforderlich wären.
Investitionen als Schlüssel zum Wachstum nutzen
Das Ausland beneidet Deutschland derzeit um seine Arbeitsmarktentwicklung und seine Wettbewerbsfähigkeit – beides undenkbar ohne ein gutes Investitionsumfeld. Das müssen wir sichern:
• Im Steuerrecht verbergen sich noch etliche Investitionsbremsen. Insbesondere die Besteuerung von Kostenelementen (z. B. bei Lizenzen) muss korrigiert werden. Auch die Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen sollten sich an der tatsächlichen betrieblichen Nutzungsrealität orientieren – durch die Wiedereinführung der „degressiven AfA“. Das würde auch die Liquiditäts- und Eigenkapitalsituation der Unternehmen verbessern.
• Eine Volkswirtschaft ist auf Dauer nur so modern wie ihre Infrastruktur. So sind Unternehmen auf leistungsfähige Verkehrswege angewiesen, um Vorprodukte rechtzeitig zu erhalten und Kunden zügig beliefern zu können. Vor allem die Engpässe auf den stark belasteten Hauptverkehrsachsen muss der Staat daher schleunigst beseitigen.