EuroCIS: Modehandel setzt auf RFID

RFID rechnet sich auch für Mittelständler

©  Messe Düsseldorf
© Messe Düsseldorf

Vom 28. Februar bis 01. März 2012 findet die EuroCIS, The Leading Trade Fair for Retail Technology, in Düsseldorf statt. Ein wichtiger Bereich im speziell auf den Handel zugeschnittenen Angebotsspektrum der EuroCIS ist das Thema RFID. Das Kürzel steht für eine Technologie, mit der Daten berührungslos und ohne Sichtkontakt von einem Etikett mit Datenträger, dem sog. Transponder oder Tag, zu einem RFID-Lesegerät übertragen werden. RFID kommt bereits seit Jahren etwa in der Logistik zur Container- oder Sendungsverfolgung zum Einsatz. Jetzt hält RFID auch auf den Flächen des Handels Einzug. Vor allem im Modehandel gilt RFID als Schlüsseltechnologie, mit der Rationalisierungspotentiale realisiert und Prozesse effizienter gestaltet werden können. Grund sind die vergleichsweise hohen Stückzahlen und Durchschnittspreise sowie als Folge ein relativ schneller Return on Investment.

Zu den Vorreitern gehört u. a. der Bielefelder Hemden- und Blusenspezialist Seidensticker mit seinen eigenen Einzelhandelsaktivitäten. Technologiepartner ist der IT-Anbieter Futura Retail Solution AG, Stelle/Hamburg. „RFID ermöglicht bei Seidensticker die Verfolgung eines jeden Einzelartikels über alle Lagerorte. Ganze Warenpakete können auf einmal gescannt werden, zum Beispiel bei Wareneingang oder Umlagerung“, erklärt Futura-Experte Rüdiger Hulla. Bei Futura verweist man zudem auf die Möglichkeit, RFID mit dem im Modehandel weit verbreiteten elektronischen Datenaustausch EDI und sogar mit der Warensicherung zu verknüpfen: „Die per EDI übermittelten Liefer- bzw. Wareneingangsdaten enthalten dabei gleichzeitig für jeden Einzelartikel den elektronischen Produktcode EPC. Diese Daten können auf den RFID-Scanner heruntergeladen werden.“ Beim berührungslosen Scannen der Ware wird der Wareneingang mit den EDI-Daten abgeglichen. Das geprüfte Ergebnis wird gespeichert und steht in einer Datenbank auch für die Warensicherung zur Verfügung. Herkömmliche Verfahren zur Warensicherung werden überflüssig.

Wichtig ist die Erkenntnis, dass RFID jetzt auch in den zahlreichen mittelständischen Unternehmen der Branche zum Einsatz kommen kann und sich dort rechnet. Johannes Schick, Geschäftsführer Höltl Retail Solutions, Bad Hersfeld, verweist auf die im hochwertigen Genre agierende Mindener Boutique „Sigi“. Dort kommt das RFID-fähige Warenwirtschaftssystem von Höltl zum Einsatz. RFID erbringt hier die Vorzüge, über die Fachleute lange Zeit gesprochen haben: „Höhere Bestandsgenauigkeit, geringere Versorgungslücken, schnellere Kassiervorgänge und Bestandserfassungen und das Aufdecken von Fehlbeständen, die durch Fehlbuchungen entstehen“, nennt Schick die zentralen Aspekte.

Zu den Spezialisten für IT-Lösungen im Handel, die alle RFID-gestützten Prozesse in ihren Warenwirtschaftssystemen abbilden, gehört auch Torex Retail Solutions, Berlin. So wird die Kassen- und Filialmanagementlösung von Torex in Deutschland flächendeckend in den „Houses of Gerry Weber“ eingesetzt. Für Gerry Weber werden bei der Produktion die RFID-Tags mit der eindeutigen Einzelseriennummer (EPC) in alle Einzelartikel eingenäht. Dieser Code wird im Warenwirtschaftssystem gespeichert. Beim Wareneingang in der Filiale übergibt das Warenwirtschaftssystem eine Liste der eintreffenden Teile an das Torex-Kassensystem. Die POS-Lösung erhält nach Scannen der eingehenden Produkte per mobiler Datenerfassung (MDE) die Einzelseriennummern aller neuen Teile überspielt und speichert sie in einer Datenbank im Backoffice. Der Filial-PC weiß damit jederzeit, welche Teile sich derzeit im Laden befinden. Christian von Grone, Gesamtleiter IT bei Gerry Weber: „In allen 425 Häusern funktioniert RFID seit März 2011 nahezu fehlerlos. Auch an den Kassen, beim Scannen der RFID-Etiketten, gab es bislang keine Probleme.“

Längst haben auch die Anbieter von stationären und mobilen RFID-Lesegeräten ihre „Hausaufgaben“ gemacht. Bedienerfreundlichkeit ist das oberste Gebot. „Auch Mitarbeiter ohne EDV-Kenntnisse müssen damit problemlos umgehen können. Schließlich will kein Einzelhändler Geld für aufwendige Schulungen ausgeben“, analysiert Peter Schmidt, Geschäftsführer von Advanced Panmobil Systems, Köln, u. a. Anbieter von Barcode-Scanners und RFID-Readers. Das Unternehmen setzt auf „automatische Datenvernetzung“. Gemeint ist beispielsweise die Möglichkeit, die Daten der mobilen RFID-Reader per USB-Stick über jeden PC weiter zu leiten und dadurch Investitionen in Software-Lösungen vermeiden zu können.

„Lesegeräte der neuen Generation werden preiswerter, ästhetischer, leistungsfähiger und können mit internetfähigen Mobiltelefonen kommunizieren“, ergänzt Timo Krauss, Geschäftsführer Gebit Solutions, Berlin, ein Anbieter von RFID-Lösungen für den Handel, dessen Lösungen auch beim Bekleidungsfilialisten s. Oliver getestet wurden. Gebit stellte dabei die RFID-Software mit zentraler Datenbank und Auswertungsfunktionen bereit, die alle Endgeräte und Lesepunkte verbindet.

In diesem Pilotprojekt hat man bei s.Oliver die Bestände der beteiligten Filialen einmal wöchentlich mit mobilen Handhelds erfasst. So konnten Bestandsdifferenzen aufgedeckt und sofort korrigiert werden sowie die fehlende Ware nachgeordert werden. Gerade bei Unternehmen, die stark auf automatische Nachversorgung setzen, ist dies ein entscheidender Vorteil. Die Leserate von bis zu 3.500 Teilen pro Stunde und Person bewies in der Testphase bei s.Oliver die Effizienz von RFID.

Auf wichtige Funktionalitäten moderner RFID-Lesegeräte verweist Norbert Rickert, Sales Director Central Europe bei Motorola Solutions hin. „Heute stehen RFID-Lösungen im Fokus, die vielfältig einsetzbar, mehrere RFID-Tags gleichzeitig, schnell und korrekt lesen können und dabei kosteneffizient sind.“ Auf der EuroCIS 2012 werde Motorala sein bisher kleinstes und leichtestes RFID-Handeld-Lesegerät zeigen, das mit einer sehr hohen RFID-Leseleistung für den Handel konzipiert wurde. Es führt die Verkaufsmitarbeiter über die integrierte „RFID-Lokalisierungs-Engine“ sofort zu einem gesuchten Artikel.

Wichtig: Nicht immer sind für den Einsatz von RFID neue Reader nötig. Darauf weist man bei Höft & Wessel, Hannover, hin, ein Unternehmen, das u. a. unter der Marke Skeye Lösungen zur mobilen Datenerfassung im Handel anbietet. Gerhard Frömming, Produktmanager bei Höft & Wessel: „Hochleistungsleser und kleinere Geräte von Höft & Wessel, die bereits im Einzelhandel verwendet sind, lassen sich bei Bedarf auch für den Einsatz von RFID nachrüsten.“

Auf der EuroCIS 2012 können sich die Besucher einen umfassenden Überblick über alle Einsatzmöglichkeiten innovativer RFID Technologie für verschiedenste Bereiche des Handels verschaffen. Die EuroCIS 2012 in Halle 9 des Düsseldorfer Messegeländes ist für Fachbesucher von Dienstag, 28.02.2012, bis Donnerstag, 01.03.2012, täglich von 10.00 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 22,- Euro (15 Euro im Online-Vorverkauf), das Zwei-Tages-Ticket 38,- Euro (27 Euro im OVV). Studenten und Auszubildende zahlen 10,- Euro. Alle Eintrittskarten beinhalten die kostenlose Hin- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln des Personennahverkehrs (VRR). Weitere Informationen rund um die EuroCIS erhalten Sie im Internet unter www.eurocis.com .

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge zum Thema
Beliebte Beiträge