
Herr Nausch, welches ist aktuell die Hauptursache für Warenschwund im deutschen Einzelhandel und wie hoch ist der Schaden, der den Händlern dadurch entsteht?
Insgesamt sind rund 1,08 Prozent des Umsatzes, die dem Handel verloren gehen. Auf Ladendiebe ist nach wie vor der größte Anteil des Warenschwunds zurückzuführen. Laut aktuellem Diebstahlbarometer, das Anfang November veröffentlicht wurde, sind es in Deutschland 65 Prozent der Verluste. Ein besonderes Problem stellt dabei die organisierte Einzelhandelskriminalität dar, also Profi-Diebe, deren Ziel es ist, mit den gestohlenen Waren Geld zu machen. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft erweist sich laut Studie dabei als Hochphase des Warenschwunds.

Wie hat sich die Situation gegenüber den letzten Ausgaben des „Globalen Diebstahlsbarometers“ geändert?
In Deutschland blicken wir auf eine recht stabile Entwicklung, europaweit ist Warenschwund leicht zurückgegangen. Die weltweiten Analysen von Teilnehmern, die mehrfach an der Studie teilgenommen haben, haben dagegen einen deutlichen Anstieg des Warenschwunds von 0,94 Prozent des Umsatzes auf 1,23 Prozent hervorgebracht. Insgesamt kann man also sagen, dass Warenschwund weiterhin ein ernstzunehmendes Problem darstellt, das die Margen des stationären Einzelhandels zusätzlich belastet.
Welche Produkte werden besonders häufig gestohlen?

Welche aktuellen Sicherheitslösungen helfen bei der Diebstahlsprävention?

3-Alarm-Sicherungen beginnen beispielsweise auch zu schrillen, wenn jemand versucht, sie zu manipulieren. Flaschensicherungen verhindern zusätzlich das Öffnen einer Flasche im Geschäft. Und spezielle Leinensicherungen für Elektrowerkzeuge sichern auch abnehmbare Teile wie den Akku.
Bei all diesen Maßnahmen ist es wichtig, zum einen einen besonders hohen Schutz – auch durch Abschreckung – zu bieten. Zum anderen soll der ehrliche Kunde in seinem Einkaufsverhalten aber nicht beeinträchtigt werden und ohne die Hilfe des Verkaufspersonals auf das Produkt zugreifen können. Das Einkaufs- und Produkterlebnis im Geschäft, dass man also einen Artikel anfassen und ggf. ausprobieren kann, ist schließlich ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil des stationären Handels gegenüber dem Online-Handel.

Nicht zu vergessen ist natürlich, wie wichtig die Sensibilisierung und regelmäßige Schulung der Mitarbeiter ist. Die beste Technik kann dauerhaft nichts bewirken, wenn sie nicht ordnungsgemäß eingesetzt und damit ihr Potenzial genutzt wird. Wir empfehlen daher mindestens einmal pro Jahr die Mitarbeiter zu schulen.
Warum ist für Händler die Prävention wichtiger, als Diebe nach dem eigentlichen Diebstahl zu identifizieren und zu fassen?
Jeder gefasste Dieb kostet zusätzlich Zeit und Geld. Es ist doch besser, wenn die Mitarbeiter sich auf Verkauf und Service konzentrieren können anstatt sich mit Ladendieben zu befassen.
Vielleicht noch wichtiger ist aber die Sicherstellung der Warenverfügbarkeit und der Bestandsgenauigkeit. Wird ein Artikel gestohlen, entsteht nicht nur ein unmittelbarer Verlust. Wenn aufgrund von Diebstahl im Regal eine Lücke klafft und sich der enttäuschte Kunde dem Wettbewerb zuwendet, entgeht dem Einzelhändler auch das Folgegeschäft. Wer auf Omni-Channel-Strategien setzt, hat zudem Probleme mit der Bestandsgenauigkeit, wenn ein Artikel nur noch im System, aber nicht mehr physisch existiert.Eine Lösung bieten da erprobte RFID-Anwendungen. Dasselbe Etikett, das zur Warenverfolgung eingesetzt wird, kann auch zur Warensicherung verwendet werden. Kommt es dann zum Diebstahl, weiß der Einzelhändler sofort, welcher Artikel genau entwendet wurde und kann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um diese Lücke im Bestand schnell zu schließen.
Interview: Daniel Stöter, iXtenso.com