Der Online-Handel hat zunehmend großen Einfluss auf die Handelsstrukturen in Deutschland. Tiefgreifende Veränderungen in der Handelslandschaft werfen verstärkt Fragen zur Zukunft des stationären Einzelhandels auf.
Das IFH Köln hat nun erstmals in vier unterschiedlichen Szenarien berechnet, wie die Handelswelt im Jahr 2020 aussieht. Dabei wird die Zahl stationärer Geschäfte sinken. Bis 2020 rechnen die IFH-Experten – abhängig vom jeweiligen Szenario &ndas h; mit 24.000 bis 58.000 Geschäften weniger in Deutschland.
Handel im Wandel: Zwischen Online und Offline, Discount und Mehrwert
Die IFH-Experten unterscheiden in der Studie zwischen zwei Online-Szenarien und zwei Offline-Szenarien. Während die Online-Szenarien „E-Basic 1.0“ und „E-Motion 1.0“ von weiterhin anhaltend hohen Wachstumsraten im Online-Handel ausgehen, wird in den Offline Szenarien „Discount 2.0“ und „City Revival 2.0“ der Online-Handel zwar weiterhin an Bedeutung gewinnen, aber nur noch abnehmende Wachstumsraten realisieren. Aggregiert betrachtet, wird der Online-Umsatzanteil am Einzelhandel 2020 zwischen zehn und 22 Prozent liegen.
Darüber hinaus wird zwischen einer Discount- und einer Mehrwert-Perspektive unterschieden. Letztere zeichnet sich durch eine verstärkte Markenorientierung, Nachhaltigkeitsbemühungen und die Erschließung neuer Zielgruppen aus. Ein generelles Marktwachstum im Einzelhandel berechnen die IFH-Experten lediglich für das Mehrwert-Szenario „City Revival 2.0“. Die Verluste des stationären Einzelhandels liegen in den übrigen drei Szenarien zwischen minus 59 und minus vier Milliarden Euro.
Dem Multi-Channel-Handel gehört die Zukunft
Auch wenn der Online-Handel weiterhin stark wachsen wird, wird der stationäre Handel nicht gänzlich von der Bildfläche verschwinden. Trotz abnehmender Umsatzpotenziale, hat der stationäre Handel enorme Stärken gegenüber dem E-Commerce und bleibt nicht zuletzt auch für spontane Shopping-Erlebnisse unerlässlich. Nichtsdestotrotz bedrängen die neuen Online-Vertriebsformen vor allem die klassischen Handelsformate, sodass es auch hier in den kommenden Jahren zu weiteren Formatverschiebungen kommen wird. Gegensteuern kann der Handel vor allem mit Multi-Channel-Konzepten, die sowohl online als auch stationär im Wettbewerb bestehen können und deren Marken kanalübergreifend geführt werden.
Darüber hinaus rechnen die IFH-Experten vor allem Formaten zwischen Shopping, Freizeitgestaltung und Gastronomie gute Chancen aus, zukunftsfähig zu sein. „Der Handel muss sich neu definieren. Der Händler vor Ort wird zum Berater, Animateur, Stylisten oder Gastronomen und bleibt eben auch Verkäufer. Der Handel ist jetzt gefragt, tragfähige Konzepte zu entwickeln und die Weichen für die Zukunft zu stellen“, so Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.