Firmennachricht • 05.03.2010
Jede Sekunde zählt – Erstrettung am Hamburg Airport
Flächendeckendes Rettungssystem mit 66 SOS-Stelen installiert
Rund 1.000 Mal im Jahr werden die Ersthelfer von Flughafenfeuerwehr und DRK mediservice zu medizinischen Notfällen gerufen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sie reichen vom verstauchten Knöchel über Kreislaufbeschwerden bis hin zum Herzkammerflimmern. In letzterem Fall ist besondere Eile geboten. Denn hier zählt jede Sekunde, um den plötzlichen Herztod zu verhindern.
Das Engagement von Passanten kann hierbei Leben retten. Aus diesem Grund hat Hamburg Airport flächendeckend 66 hochmoderne Notrufstelen aufgestellt. Dabei handelt es sich um ein kombiniertes Notruf- und Rettungssystem. Das Ziel: Betroffene oder Helfer können im Notfall ad hoc sowohl professionelle Hilfe anfordern, als auch unmittelbar vor Ort Ersthilfe leisten. Prof. Dr. Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport, und Thomas Barke, Leiter der Flughafenfeuerwehr, haben die von der Firma „MULTICOMSYSTEM“ eigens für den Hamburger Flughafen entwickelten Notrufstelen heute vorgestellt.
Michael Eggenschwiler: „Das Wohl unserer Passagiere und Besucher hat bei uns oberste Priorität. Deshalb haben wir als erster Flughafen in Deutschland eigene SOS-Stelen entwickeln und zur Serienreife ausbauen lassen, die direkt bei unserer Werkfeuerwehr aufgeschaltet sind. Mit dieser Investition wird die medizinische Sofortversorgung von Notfallpatienten am Hamburg Airport weiter verbessert.“ Prof. Dr. Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf: „Luftfahrt und Universitätsmedizin haben vieles gemeinsam: hochspezialisierte Mitarbeiter, eine hohe Innovationskraft, Technik auf höchstem Niveau und insbesondere auch eine große Verantwortung für Menschen und ihre Gesundheit. Der Flughafen Hamburg hat mit der Entwicklung der neuen Notrufstelen bis hin zur Serienreife einen zukunftsweisenden Weg für eine Optimierung der Notfallversorgung an stark frequentierten Orten beschritten. Die Kombination aus Notrufsäule und der Möglichkeit für Sofortmaßnahmen durch Laien ist in dieser Form einzigartig und wird beitragen, Menschenleben zu retten."
SOS-Stele mit Defibrillator
Die zwei Meter hohen, feuerrot lackierten SOS-Stelen befinden sich im Abstand von 50 bis 70 Metern in den Terminals, der Airport Plaza, der Pier und auf den Parkplätzen. Zur Aktivierung muss einer der beiden in unterschiedlicher Höhe angebrachten Taster gedrückt werden. Der Notruf läuft umgehend in der Leitstelle der Flughafenfeuerwehr auf, wo der Mitarbeiter per Gegensprechanlage nach der Art des Notfalls fragt. Bei Bedarf gibt er die in der Stele befindliche Schublade mit Verbandskasten und einem automatisierten externen Defibrillator frei, der bei Herzkammerflimmern zum Einsatz kommt. Dieser Defibrillator kann ohne medizinische Vorkenntnisse sicher bedient werden, per automatischer Sprachanweisung wird der Anwender durch die einzelnen Bedienungsschritte geführt. Zur selben Zeit fahren zwei als Rettungsassistent/-sanitäter ausgebildete Mitarbeiter der Werkfeuerwehr mit Blaulicht zum Einsatzort, um die hilfsbedürftige Person professionell zu versorgen. Innerhalb von 2 bis 5 Minuten erreichen sie jeden Winkel des insgesamt 570 Hektar großen Flughafengeländes. Parallel zur Flughafenfeuerwehr macht sich auch ein Team aus Rettungsassistent/ und Sanitäter des DRK mediservice auf den Weg zum Notfallort. Denn unter Umständen können sie den Einsatzort aufgrund ihrer zentralen Lage in Terminal 2 noch schneller erreichen. Jede SOS-Stele kostet inklusive Ausrüstung, Montage, Verkabelung und Aufschaltung auf den Leitstand 10.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die regelmäßige technische Wartung.
Bei Herzkammerflimmern rettet die Frühdefibrillation Leben
In Deutschland sterben jährlich ca. 130.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Ursache hierfür ist häufig ein Flimmern der Herzkammer. Dabei arbeiten die Herzkammern nicht mehr koordiniert, sondern unkontrolliert selbstständig. Das Herz hat dadurch keine Pumpleistung mehr, was einem Herzstillstand gleichkommt. Mit jeder Minute, die bei einem Kammerflimmern verstreicht, reduziert sich die Überlebenschance um ca. 10 Prozent. Umso wichtiger ist es, dass bis zum Eintreffen der professionellen Hilfe auch umstehende Passanten den Defibrillator aus den Notrufstelen betätigen: Das halbautomatische Gerät misst selbstständig, ob tatsächlich ein Flimmern vorliegt. Nur in diesem Fall wird ein Stromstoß ausgelöst, der das Herz „entflimmert“, also wieder in seinen normalen Rhythmus zurückgeführt. Es ist also nicht möglich, ein gesundes Herz zu schädigen. Wenn die Frühdefibrillation in einem zeitlichen Fenster von 2 bis vier Minuten nach Eintreten des Kammerflimmerns durchgeführt wird, überleben deutlich mehr als 50 Prozent der Betroffenen.
Bisher wurden 250 Flughafenmitarbeiter durch Ausbilder der Feuerwehr auf die Anwendung eines Defibrillators geschult. Etwa 10- bis 15-mal im Jahr nehmen die Erstretter der Werkfeuerwehr sowie des DRK mediservice eine Defibrillation bei Patienten mit Kammerflimmern vor.
Flughafenfeuerwehr und DRK mediservice arbeiten Hand in Hand
Die Flughafenfeuerwehr mit ihren insgesamt 16 Rettungsassistenten und 14 Rettungssanitätern gewährleistet an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr eine professionelle und schnelle Erstversorgung. Die Rettungsassistenten durchlaufen eine dreijährige Ausbildungszeit, die Rettungssanitäter eine dreimonatige Schulung. Pro Rettungseinsatz werden immer mindestens ein Rettungsassistent und ein Rettungssanitäter zum Einsatzort geschickt. Unterstützt werden die Ersthelfer der Feuerwehr von den 45 Kolleginnen und Kollegen des DRK mediservice. Auch sie sind ausgebildete Rettungssanitäter und Rettungsassistenten sowie examinierte Pflegekräfte. Zusätzlich zu den Erste Hilfe-Leistungen übernimmt der DRK mediservice auch die Behinderten- und Krankenbeförderung am Hamburg Airport.
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