Bericht • 27.11.2017

Lokaso.Siegen: Siegerländer Onlinemarktplatz wird ein Jahr alt

Ein Plus für die Region, aber auch ein Gewinn für Einzelhändler?

Ein Jahr ist nun schon seit dem Livegang des Onlinemarktplatzes Lokaso.Siegen vergangen. Daher haben wir uns erneut auf den Weg ins beschauliche Siegerland gemacht und um ein Resümee gebeten.

Mit der Entwicklung der Plattform ist Patrick Schulte, Geschäftsführer der Lokaso GmbH, im Großen und Ganzen zufrieden und zieht eine positive Bilanz: „Mittlerweile können wir 50 oder 60 Prozent des alltäglichen Bedarfs mit Lokaso.Siegen abdecken. Wir generieren immer mehr Neukunden und die Anzahl der Bestellungen, die wir pro Monat abwickeln steigt. Das heißt, wir sind jetzt bei monatlich zwischen 300 bis 350 Bestellungen.“

Dass man sich damit keine goldene Nase verdient, ist Schulte durchaus bewusst. Vielmehr stehe für ihn im Mittelpunkt zu zeigen, dass das Konzept funktioniert und das habe er definitiv erreicht. Lokaso Siegen liefert versandkostenfrei ab dem ersten Euro und das am gleichen Tag, selbst wenn es sich dabei um einen Mischwarenkorb handelt.

Trotzdem muss Schulte das Siegerland bei den Hörnern packen: „Wenn man uns fragt, was unser größtes Problem ist, dann ist es, dass die Endkunden nicht glauben, dass wir ihnen die gewünschten Produkte der Wahl wirklich versandkostenfrei, ab dem ersten Euro und vor allem zum Ladenpreis bis zur Tür liefern. Da, wo wir es glaubhaft vermitteln, generieren wir Stammkunden. Kunden, die sich einmal vom Konzept überzeugt haben, kaufen auch weiterhin auf Lokaso ein.“

Am 3. September 2016 ging Lokaso Siegen online. Zu Beginn waren 19 Einzelhändler aus der Region mit von der Partie, mittlerweile sind es 39. Insgesamt dürften es wohl mehr gewesen sein, da einige Geschäfte bereits nicht mehr am Projekt teilnehmen. Statt anfänglich 20.000 Artikel finden Kunden nun bereits 1,4 Millionen Produkte auf der Webseite. Mit knapp 1,3 Millionen Artikeln stellt die Kategorie „Bücher“ die größte Warengruppe dar. Der durchschnittliche Warenkorb liegt dabei bei 32 Euro.

Usability des Online-Shops ist optimierungsbedürftig

Noch ist der Online-Shop nicht ausgereift: Zwar können die Produkte einer Kategorie einzelnen Händlern zugeordnet werden, jedoch gibt es darüber hinaus keine weitere Filterfunktion. Bei der Suchfunktion handelt es sich außerdem um eine Volltextsuche. Dies erschwert den Suchprozess für den Endkunden enorm, da ebenfalls Produkte angezeigt werden, die nur entfernt dem gewünschten Produkt entsprechen.

Produktbeschreibungen fehlen gänzlich oder sind missverständlich formuliert....
Produktbeschreibungen fehlen gänzlich oder sind missverständlich formuliert.
Quelle: Screenshot www.siegen.lokaso.de

Schulte betont: „Design, Artikelbeschreibung und Produktqualität sind wiederkehrende Themen. Wir arbeiten weiterhin daran die Plattform zu optimieren. Das ist ein stetiger Prozess, den wir zusammen mit den Händlern gehen müssen. Hier herrscht Kommunikationsbedarf, da einige von ihnen E-Commerce-Neulinge sind und erst ein gewisses Verständnis für Prozesse entwickeln müssen.“ Dass dies nicht einfach ist, wird klar, wenn man sich den Shop einmal genauer anschaut. Denn häufig werden Produkte Kategorien falsch zugeordnet. So befindet sich Outdoorkleidung in der Kategorie „Tierwelt“ aber nicht in „Mode“. Genauso verhält es sich mit Aufstrichen, die der Kunde dann unter „Spielzeug & Baby“ wiederfindet. Auch das Produktangebot ist nicht saisonal aktuell. So bietet ein Händler kurz vor der Weihnachtssaison noch die Osterdekoration an.

Dass die Sensibilisierung für das Thema „E-Commerce“ schwierig sein kann, weiß Schulte aus Erfahrung: „Damit der Endkunde findet, was er sucht, benötigt das Portal ein möglichst lückenloses Angebot. Dieses müssen sie als Anbieter, aber auch als Einzelhändler initial und fortwährend aktuell halten und dafür braucht es Schnittstellen, die wir als Betreiber zur Verfügung stellen und weiterentwickeln. Das zahlt der Einzelhändler nicht extra.“ Das Problem ist also nicht die Technologie, sondern der Einzelhändler selbst. Denn trotz technischem Support und einem geringen Arbeitsaufwand tun sich einige Teilnehmer schwer und das spiegelt auch ihr Auftritt wider. Ihnen fehlt das nötige Bewusstsein für die Anforderungen im Online-Handel.

Das Interview zum Konzept von Lokaso.Siegen lesen Sie hier

Was Einzelhändler aus Siegen und Umgebung sagen

Ob Mode, Baddesign, Optik, Lebensmittel oder das Beauty-Center – verschiedenste Einzelhändler haben sich auf Lokaso.Siegen zusammengefunden. Die Motivation ist bei jedem anders. Manuela Fuchs von Farbenrausch erklärt: „Auch wenn ich für meinen Teil nicht die Umsatzzahlen generiere, die ich eigentlich benötige, bleibe ich dabei. Lokaso ist für mich eine gute Werbeplattform. Ich kannte schon einige andere lokale Projekte, bei denen ich mir dachte, das kann nicht funktionieren. Aber das Konzept von Lokaso hat für mich Hand und Fuß. Ich stehe nach wie vor dahinter.“

Joachim Hebel von Gut & Gerne betont: „Wir verzeichnen aktuell keinen Anstieg in der Bekanntheit unseres Geschäftes. Wir bleiben aber dennoch dabei, obwohl sich die Investition nicht deckt. Es dauert eben seine Zeit und muss sich einspielen.“

Auch Karin Setz von der Röstwelt glaubt an das Projekt: „Mich hat insbesondere der regionale Fokus überzeugt. Es ist wichtig, sich breit aufzustellen. Der Arbeitsaufwand für mich ist überschaubar. Zwar könnte der Umsatz besser sein, aber das könnte er immer. Erwartungen müssen auch realistisch gehalten werden.“

Im Gespräch mit weiteren Händlern wird allerdings klar, dass insbesondere Lebensmitteleinzelhändler, die Produkte des täglichen Bedarfs anbieten, die großen Gewinner von Lokaso.Siegen sind. Gerd Grothe von Feuer und Feines, einem Fachgeschäft für Wohnaccessoires und Geschenkideen, hat daher die Zusammenarbeit mittlerweile beendet: „In unserer Sparte können wir keinen Gewinn verzeichnen. Lokaso liefert uns nicht die gewünschte Frequenz. Außerdem haben wir einen eigenen Online-Shop und sind selbst im Bereich Social Media sehr aktiv.“

Kunden, die vom Konzept überzeugt sind, bestellen auch wieder bei Lokaso....
Kunden, die vom Konzept überzeugt sind, bestellen auch wieder bei Lokaso.
Quelle: Lokaso GmbH

„Einen digitalen Prozess, der durchaus Ehrfurcht bei Händlern weckt, zu verstehen und darüber hinaus mitzugestalten, das ist das Beste, was wir erreichen konnten. Ist der Einzelhändler begeistert und hilft mit, das Angebot attraktiv zu machen, sind die Endkunden begeistert. Das ist ein Kreislauf, den wir abbilden.“ (Patrick Schulte, Geschäftsführer Lokaso GmbH)

Lokaso expandiert 2018 und schafft weitere Synergieeffekte

Das Konzept lebt vor allem von und für die Region. Es sind emotionale Werte und das Zusammengehörigkeitsgefühl, die hier besonders greifen. „Uns geht es nicht rein um wirtschaftliche Aspekte. Das ganze System rechnet sich, wir schreiben seit Dezember schwarze Zahlen, aber hier wird niemand Millionär. Wir stellen den Kanal als Service für die Einzelhändler in der Region zur Verfügung“, stellt Schulte klar.

Daher haben auch andere Städte und Gemeinden ihr Interesse an Lokaso begründet. Arnsberg, Isartal (bei München), Bigge, die Gemeinden Altenkirchen und Wittgenstein, sogar Dos Hermanas, ein Ort bei Sevilla – einige von ihnen sind bereits Verträge mit der Lokaso GmbH eingegangen und stehen für 2018 in den Startlöchern.

Darüber hinaus will Schulte zukünftig mehr auf Synergien setzen: „Zu Siegen kommen mit Bigge, Altenkirchen und Wittgenstein Regionen hinzu, die direkt aneinandergrenzen. Wenn in einer Region ein Artikel nicht gefunden wird, der aber in einer Nachbarregion verfügbar ist, dann wird dieser mit einem Versandzyklus Verspätung geliefert. Mit diesem Service wollen wir Angebotslücken schließen.“

Lokaso ist keine Gelddruckmaschine à la Amazon, aber ein ernstzunehmender Versuch den regionalen Einzelhandel zu stärken. Einzelhändler sollten diese Chance also nutzen und endlich ihre Hausaufgaben machen, denn solch ein gutes Konzept könnten sie niemals allein auf die Beine stellen.

Autoren: Melanie Günther und Julia Pott

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