NFC-Chips unter der Haut: Mit Implantaten zahlen?

Eklig oder praktisch – oder beides? In seinem Kommentar stellt Sascha Breite von SIX Payment Services die Perspektiven im „Reality Check“ dar

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Quelle: Six Payment Services

Er kommentiert:

Die Abschaffung des Bargeldes durch neue elektronische Bezahlmöglichkeiten ist in aller Munde. Immer mehr Banken geben kontaktlose Karten aus und die Zahl der Händler, die NFC (Near Field Communication)-Karten akzeptieren, wächst stetig. Warum also nicht eine Kredit- oder EC-Karte in ihrer Form so verkleinern, dass sie als Chip in der Hand oder im Oberarm implantiert werden kann?

Klingt nach Science-Fiction? Ist es aber nicht, denn laut Pro7 soll es weltweit bereits 50.000 solcher „Cyborgs“ geben. Welche Vor- und Nachteile birgt ein NFC-Chip-Implantat und was bedeutet ein solcher Trend für den Zahlungsverkehr in Deutschland?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Von einem echten Trend kann bei Chip-Implantaten noch keine Rede sein. Wir erleben derzeit vereinzelte Selbstversuche bei begeisterten Techies und Innovatoren, die aus unterschiedlichen Gründen neue Erfahrungen suchen und uns zeigen, welche Chancen die Zukunft bietet, aber auch, welche Herausforderungen es noch zu meistern gilt.

Check 1: Sind die Deutschen mit der NFC-Technologie vertraut?

Gemäß einer aktuellen Umfrage des IT-Sicherheitsunternehmens Kaspersky Lab vertraut knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung der NFC-Technologie und wäre bereit, diese in bestimmten Situationen einzusetzen. Parallel zu dieser Entwicklung steigt die Zahl der kontaktlosen Zahlungen stetig. Wenn es jedoch zu Implantaten kommt, scheiden sich die Geister. Das führt zu einer weiteren Frage:

Check 2: Lassen sich verschiedene Anwendungsfälle vereinfachen, indem auf NFC-Karten verzichtet und stattdessen ein Chip in die Hand implantiert wird?

Für implantierte NFC-Chips gibt es mannigfaltige Einsatzbereiche. Man denke beispielsweise an das Öffnen der Auto- oder Haustür, bequemes Bezahlen an der Supermarktkasse, Zutritt zu gesicherten Bereichen oder das Ein- und Auschecken im öffentlichen Nahverkehr. Ebenso könnte das Mobiltelefon automatisch bestimmte Aktionen ausführen, wenn es in die Hand genommen wird, zum Beispiel sich entsperren oder in Abhängigkeit vom Kontext mit einem Lautsprecher verbinden. Hört sich überzeugend an und kann tatsächlich den Komfort steigern – vorausgesetzt, die passende Infrastruktur ist vorhanden.

Check 3: Wie sicher sind NFC-Chip-Implantate?

Auf NFC-Chips lassen sich verschiedene Datensätze speichern, wie etwa medizinische Daten, Kontonummern, Zugangs- oder Kontaktdaten. Hacker könnten Angriffsszenarien entwickeln und unbemerkt diese sensiblen Daten abzugreifen versuchen. Die mit einem Chip versehene Hand müsste nur in die Nähe eines NFC-Lesers geführt werden. Schutz bietet  wie bei jedem anderen NFC Device auch  die PIN-Eingabe. Im Unterschied zu Karten, Uhren oder Handys lässt sich ein implantierter Chip bei Nichtgebrauch wohl schwierig in einen Safe legen.

Check 4: Wie flexibel lassen sich Chip-Implantate einsetzen?

Der aktuelle Stand der technologischen Entwicklung beschränkt den möglichen Einsatz. Ein Chip lässt sich nach dem Implantieren mit neuen Daten beschreiben, die gleichzeitige Nutzung für verschiedene Anwendungen und sichere Kartenzahlungen ist damit jedoch nicht möglich. Der Chip müsste vor dem Implantieren als Visa- oder MasterCard programmiert und personalisiert werden, was später nicht mehr geändert werden kann. Zudem würde der Chip nach zwei bis drei Jahren seine Gültigkeit als Karte verlieren und müsste ausgetauscht werden. Der Nutzer müsste eine Prozedur von Entfernen und Implantieren über sich ergehen lassen.

Check 5: Wie zukunftssicher sind NFC-Chip-Implantate?

Trendforscher sind überzeugt, dass sich die NFC-Technik in vielfältigen Anwendungsfällen durchsetzen wird. Das „Internet der Dinge“ gibt diesem Trend weiter Aufwind, da es eine bequeme und sichere Identifikation des Nutzers zulässt. Realistisch betrachtet wird sich die NFC-Chip-Technologie weiterentwickeln und zwangsläufig Hardware-Upgrades erforderlich machen – sprich, das Auswechseln von Implantaten.

Fazit

In den nächsten Jahren werden wir keinen Run auf NFC-Chip-Implantate erleben. Abgesehen von der eher unangenehmen Prozedur des Implantierens, sind mit dem aktuellen Stand der Technik sowie der in den Kinderschuhen steckenden Infrastruktur für den „normalen Nutzer“ zu wenig Vorteile damit verbunden. Die NFC-Technologie als solches wird ihren Siegeszug weiter fortführen und über Zahlkarte und Smartphone hinaus kreative Formfaktoren annehmen.

 

Autor: Sascha Breite, Head Future Payments bei SIX Payment Services

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