Interview • 18.01.2012

„NFC ist die führende Technologie bei der kontaktlosen Zahlung“

Interview mit Jürgen Schübel, Head of Commerce Development bei MasterCard Europe

Jürgen Schübel: „Die Zahl der Kartenzahlungen steigt kontinuierlich. Das...
Jürgen Schübel: „Die Zahl der Kartenzahlungen steigt kontinuierlich. Das kontaktlose Bezahlen spielt für diesen Trend eine große Rolle.“ © MasterCard

Seit März 2010 ist Jürgen Schübel verantwortlich für die Weiterentwicklung des deutschen Marktes für die Kreditkarte von MasterCard und die Debitkarten mit „Maestro“-Logo, die den Bankkunden Zugriff aufs Girokonto ermöglichen. Immer wichtiger wird für Schübel das kontaktlose Bezahlen mittels Nahfeldkommunikation. NFC gibt es nicht nur für Plastikkarten. Große Hoffnungen verbinden die Kartengesellschaften auch mit den neuen NFC-Handys. Für diese Technik braucht der Handel neue Lesegeräte. Dafür verspricht Schübel schnellere Zahlungsabwicklung und weniger Kunden, die bar zahlen wollen.


Kreditkarten haben im deutschen Handel wegen der Gebühren einen schweren Stand. Wie entwickeln sich die Preise?

Das ist natürlich alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Mit zunehmendem Volumen sinken im Transaktionsgeschäft in der Regel auch die Kosten. Wir sprechen hier auch von economies of scale. Je höher also die Nachfrage, desto mehr Kostenreduzierung ist möglich.

Warum legen Kreditkarten im deutschen Online-Handel kräftig zu?

Kreditkarten sind eine einfache, schnelle und bequeme Zahlungsvariante. Immer mehr Händler präferieren die Kreditkartenzahlung schon alleine deswegen, da Zahlungen per Kreditkarte den Zahlungseingang garantieren. Laut E-Payment-Barometer, einer gemeinsamen Befragung von ibi research, dem Wirtschaftsmagazin „Der Handel“ und MasterCard, bevorzugen größere Händler den Kauf per Kreditkartenzahlungen, da die Anzahl der Zahlungsstörungen und -ausfälle sehr gering ist. Bei Zahlung per Lastschrift hingegen gehören für viele Händler Zahlungsstörungen zum täglichen Geschäft; der Händler trägt hier bis zuletzt das Risiko. Konsumenten wiederum profitieren bei der Kreditkartenzahlung natürlich auch von der weltweiten Akzeptanz. Gerade im E-Commerce finden sehr viele Transaktionen auch länderübergreifend statt. Für Konsumenten zählen außerdem Flexibilität und das verlängerte Zahlungsziel zu den Vorteilen.

Sind Kreditkarten noch sicher?

Sicherheit ist ein dynamischer Prozess. Wir arbeiten daher eng mit Banken zusammen und klären Verbraucher regelmäßig darüber auf, denn im Unterschied zu Bargeld, das bei Diebstahl oder Verlust unwiderruflich verloren ist, können Kunden ihre Karten – sei es Debit- oder Kreditkarte – im Notfall sperren lassen. Generell gelten Kreditkarten als eines der sichersten Zahlungsmittel. Egal ob im In- oder Ausland.

Wir beobachten permanent die Entwicklung der Missbrauchstrends auf globaler und nationaler Ebene. MasterCard hat das Expert Monitoring Betrugs-Scoring-System (EMS) entwickelt, um anhand des Ausgabeverhaltens drohende Risiken aufzudecken und abzuwenden. Für das sichere Einkaufen im Internet bietet MasterCard die Sicherheitslösung „SecureCode“ an. Damit erhalten Karteninhaber individuelle Authentifizierungsdaten – ähnlich der PIN am Geldautomaten – für den Online-Bezahlvorgang, womit sie sich gegenüber ihrer Bank zweifelsfrei durch ein Passwort legitimieren. Im Gegenzug authentifiziert sich auch die Bank durch einen individuellen Begrüßungstext.

Erst TA 7.0, jetzt NFC. Alle paar Jahre soll der Handel in neue Kartenterminals investieren. Was spricht für kontaktlose Kartenzahlung?

Die Kontaktlos-Technologie ist eine konsequente Weiterentwicklung des EMV-Standards*. Für Händler bedeutet sie eine Prozessoptimierung und ist darüber hinaus mit niedrigeren Wartungskosten verbunden. Kartenterminals werden in regelmäßigen Abständen ausgetauscht. Kontaktlos-Kartenterminals können also im regulären Zyklus eingetauscht werden. So entstehen für den Händler auch nicht zwangsläufig zusätzlichen Kosten. Für kontaktloses Bezahlen spricht vor allem die Zeitersparnis an der Kasse, sowohl für Händler als auch für Konsumenten.

PayPass heißt das Angebot von Mastercard fürs kontaktlose Bezahlen – nicht nur mit Kreditkarte. Wer sind die neuen Partner und wie wird abgerechnet?

Die kontaktlose Bezahl-Technologie PayPass ist zunächst einmal vom Produkt unabhängig und kann damit auf einer Maestro-Debitkarte oder einer Prepaid-Karte genauso integriert werden wie auf einer Kreditkarte. Zudem ist das kontaktlose Bezahlen vom Formfaktor „Plastikkarte“ unabhängig. So gibt es heute bereits Schlüsselanhänger oder Armbanduhren, mit denen man kontaktlos bezahlen kann, sofern hier ein NFC-Chip enthalten ist, über den die kontaktlose Bezahlung ausgelöst werden kann. Hierzu bedarf es keiner weiteren Partner. Die Abrechnung bleibt wie gehabt und funktioniert über die Kassenterminals.

Was sind die Vorteile von PayPass gegenüber der kontaktlosen Geldkarte?

Für PayPass spricht der internationale Standard. Ob in Frankreich im Carrefour-Supermarkt, bei McDonald’s in der Schweiz, bei Douglas in Deutschland oder im Taxi in New York – PayPass funktioniert weltweit und immer nach demselben Prinzip.

Douglas und dm nutzen PayPass bereits. Wie sind die Erfahrungen?

Seit Ende Oktober ist kontaktloses Bezahlen mit PayPass in allen 446 Douglas-Parfümerien sowie 700 Filialen von Hussel, Christ, Thalia und Appelrath-Cüpper möglich. Für eine Einzelbewertung ist es jetzt noch zu früh. Von anderen Händlern jedoch wissen wir, dass der bargeldlose Zahlungsverkehr in den vergangenen Jahren ständig zugenommen hat und dass davon nicht nur die Konsumenten, sondern auch das Kassenpersonal profitieren. Die Nachfrage seitens des Handels und der Verbraucher steigt.

Eignet sich PayPass auch für kleine Beträge etwa in Bäckereien oder an Kiosken?

PayPass eignet sich generell für alle Beträge. PayPass ist eine Zugangstechnologie und ist für alle Branchen und Beträge geeignet, denn PayPass ist für alle Karten verfügbar: egal ob Debit-, Kredit- oder Prepaidkarten. Seit Ende November 2010 kann in der Schweiz in allen „k kiosk“, „avec“ und „P&B“-Filialen kontaktlos bezahlt werden. Da bei Beträgen bis 25 Euro keine PIN oder Unterschrift erforderlich ist, sind natürlich auch Zahlungen am Kiosk oder in der Bäckerei bestens geeignet.

NFC-Handys sind noch kaum verbreitet. Das Bezahlen per Handy funktioniert jedoch auch mit Barcode auf dem Display. Er wird an der Kasse einfach gescannt. Da muss der Händler nicht in neue Technik investieren. Was sagen Sie dazu?

NFC ist die führende Technologie bei der kontaktlosen Zahlung, da sie zwischen der Karte und dem Lesegerät jederzeit verfügbar ist, d.h. nicht aktiviert werden muss. Im Gegensatz hierzu müssen Sie zum Beispiel einen Barcode am Mobilfunkgerät erst generieren. Das heißt: Es gibt zusätzlichen Zeitaufwand und der Barcodeleser ist in der Regel auch nicht mit der Kasse beziehungsweise dem Kartenterminal verbunden, was einen zusätzlichen Aufwand darstellt. In Bezug auf Schnelligkeit im Prozess stellt NFC damit die bessere Alternative dar.

Und zum Schluss ein Ausblick: Wie wird sich der Anteil des bargeldlosen Bezahlens im Handel in den nächsten fünf oder zehn Jahren entwickeln und welche Rolle spielt dann die Kreditkarte?

Die Zahl der Kartenzahlungen steigt kontinuierlich. Das kontaktlose Bezahlen spielt für diesen Trend eine große Rolle, denn jede Debit-, Kredit- oder Prepaidkarte kann mit der Kontaktlos-Technologie ausgestattet werden und wird somit zur Kontaktlos-Karte. Sie basieren auf den internationalen Standards von Debit- und Kreditkarten. Die Kartenzahlung ist damit Innovationstreiber.

Studien belegen, dass Verbraucher, die einmal kontaktlos bezahlt haben, dies schätzen und immer häufiger zur Karte statt zum Bargeld greifen. Händler und Verbraucher zeigen gleichermaßen wachsendes Interesse am kontaktlosen Bezahlen. Durch den zunehmenden Wettbewerb in diesem Bereich wird der Anteil an Bargeldzahlungen stärker zurückgehen als bislang.

Interview: René Schellbach, Erstveröffentlichung: EuroCIS.com

18.01.2012

* EMV ist eine gemeinsame Spezifikation für Zahlungskarten von Europay (jetzt MasterCard Europe), MasterCard und Visa.

 

 

 


 

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