Interview • 09.01.2015
"Ohne die Cloud werden sich durchgängige Omni-Channel-Lösungen nicht umsetzen lassen"
Interview mit Michael Jaszczyk, CTO der GK Software AG
Der Trend geht in die Wolke: Auch im deutschen Einzelhandel werden immer mehr Cloud-Lösungen genutzt. Allerdings hat eine im letzten Jahr durchgeführte Studie ergeben, dass deutsche Händler beim Schritt in die Cloud deutlich zögerlicher sind als ihre europäischen Nachbarn. Die GK Software AG arbeitet mit ihren Lösungen daran, dass sich Cloud Computing auch bei deutschen Händlern durchsetzt. Michael Jaszczyk von GK Software erläutert die Vorteile.
Herr Jaszczyk, mit GK-in-the-Cloud bieten Sie eine für den Einzelhandel neue Lösung, mit der die gesamte Store-Software in der Cloud bereitgestellt werden kann. Welche Vorteile bieten sich Händlern durch die Konzentration der Software in der Cloud?
Die Verlagerung der gesamten Filial-Software in die Cloud ist die logische Fortsetzung eines IT-Paradigmas, auf das wir bei GK Software schon vor 7 Jahren gesetzt haben, als wir als einer der ersten Anbieter weltweit unseren Kunden ermöglichten, Lean Store Konzepte in der Zentrale umzusetzen. Dieser Trend zur Zentralisierung ergreift mittlerweile alle Bereiche in der Filiale und scheint sich gegenwärtig weiter zu beschleunigen.
Dies liegt zum einen daran, dass die notwendigen Basistechnologien wie Breitband, Datenbanktechnologien und viele mehr mittlerweile ausgereift sind. Zum anderen wird Cloud von einem Technologiethema immer mehr zu einem Businessthema, da damit einerseits massive Kostensenkungspotenziale verbunden sind und andererseits aktuelle Themen des Einzelhandels wie Omni-Channel-Retailing ohne schnelle, zentralisierte Dienste und Datenbanken gar nicht mehr zu denken sind.
Wer seine Kunden überall und in höchster Geschwindigkeit begleiten möchte – ob auf dem Mobilgerät, im Webshop oder in der Filiale – benötigt die Performance und die Datenqualität zentraler Hochleistungsrechenzentren, das heißt die der Cloud.
Welches sind die größten Hemmnisse, die Händler davon abhalten, Cloud-Dienste einzuführen/zu nutzen und warum zögern Ihrer Meinung nach gerade deutsche Händler, die neuen Möglichkeiten zu nutzen?
Eine Herausforderung, deren Bedeutung in den entwickelten Ländern jedoch immer mehr schwindet, ist natürlich die Verfügbarkeit von sicheren Breitbandverbindungen. Eine echte Cloud-Kasse z.B. benötigt eine permanente Verbindung mit der Zentrale. Wir bei GK begegnen dem mit dem Leitsatz: „So viel Cloud wie möglich, so viel Sicherheit wie nötig.“ Das bedeutet, dass unsere Lösungen immer die zu erwartenden Ausfallszenarien absichern müssen und wir hybride Lösungen aus Cloud und klassischer On-Premise-Technologie bieten und zusätzlich auch in einer Systemlandschaft miteinander koppeln können.
Darüber hinaus glaube ich eigentlich nicht, dass deutsche Händler zögerlicher als andere sind, innovative und leistungsfähige Cloud-Lösungen einzusetzen. Die Debatten um die Datensicherheit in der Cloud vergessen häufig, dass im Businessbereich die Private Cloud dominiert und damit die Vorteile der Hoheit über die eigenen Daten mit dem Nutzen von Cloud-Architekturen verbunden werden. Unsere Cloud-Lösungen finden daher bei unseren deutschen Gesprächspartnern das gleiche Interesse wie in allen anderen Ländern, in denen wir aktiv sind.
Können Sie einen Überblick über die verschiedenen möglichen Einsatzbereiche von Cloud-Diensten im Einzelhandel geben?
Im Prinzip ist es vorstellbar, die Software für jedes Filial-System in die Zentrale zu verlagern und damit von den Vorteilen der Cloud, wie Geschwindigkeit, Datenqualität oder vereinfachter Wartung und Störungsbeseitigung zu profitieren. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass Cloud-Lösungen die Anforderungen an die Hardware vor Ort deutlich reduzieren können. Wir haben bereits seit längerem alle Dienste, die früher von Servern in der Filiale übernommen wurden, in die Cloud verlagert.
Ein nächster logischer Schritt sind jetzt die Kassen, die damit viel schlanker als bisher ausfallen können, ohne Funktionalität oder Geschwindigkeit einzubüßen. Im Gegenteil, durch zentral laufende Services können sie im Omni-Channel-Umfeld noch einmal deutlich an Funktionalität durch Apps dazugewinnen, die in der Cloud bereitgestellt werden. Grundsätzlich erwarte ich, dass alle rechen- oder datenintensiven Prozesse in die Cloud wandern werden und vor Ort schlanke und wartungsarme Thin-Clients eingesetzt werden – sei es moderne Tablets, Smartphones oder zukünftig vielleicht auch Smartwatches oder Konzepte wie z.B. Google Glass.
GK Software ist auch in diesem Bereich bereits aktiv und hat z.B. die erste Retail-App für die Google Glass entwickelt, die kundenorientierte Services wie Einkaufslisten, Artikel- und Store-Informationen sowie Self-Scanning in der Brille des Kunden umsetzt.
Werden sich diese Lösungen Ihrer Meinung nach auf lange Sicht auch im deutschen Einzelhandel durchsetzen?
An Cloud-Lösungen wird bereits mittelfristig kein Weg vorbeiführen, da die Vorteile in den unterschiedlichsten Bereichen massiv sind. Es geht dabei meiner Meinung nach nicht um das ob, sondern nur um das wann. Bereits jetzt erleben wir in Diskussionen über neue Projekte mit Einzelhändlern weltweit, dass die klassischen On-Premise-Lösungen immer stärker in Frage gestellt werden und erwartet wird, dass eine innovative Software-Architektur nicht die Wege in die Zukunft verbaut. Ohne die Cloud werden sich durchgängige Omni-Channel-Lösungen nicht umsetzen lassen.
Genau diese werden jedoch von den Konsumenten mehr und mehr erwartet. Damit wird sich der Einzelhandel weltweit mit dem Thema Cloud sehr schnell öffnen müssen. Denn nur Cloud-Lösungen werden die konsistente und homogene Bereitstellung von Daten und Businesslogik in Echtzeit und gleicher Qualität über alle Kanäle hinweg ermöglichen können. Wir bei GK Software haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir auch diesen Trend frühzeitig und mit erfolgreichen Projekten mitgestaltet haben und werden das auch in Zukunft tun.
Interview: Daniel Stöter; iXtenso.com
Themenkanäle: Cloud-Computing