Roboter als Einkaufsassistent im Saturn Markt in Ingolstadt

Care-O-bot 4 feiert Premiere

Als Roboter Paul begrüßt Care-O-bot 4 seit Oktober die Kunden bei Saturn in...
Als Roboter Paul begrüßt Care-O-bot 4 seit Oktober die Kunden bei Saturn in Ingolstadt und begleitet sie zum gewünschten Produkt.
Quelle: Saturn

Im Januar 2015 hat das Fraunhofer IPA den Serviceroboter "Care-O-bot 4" als Prototyp vorgestellt. Jetzt beweist sich der charmante Helfer erstmals in der Praxis. Als Roboter "Paul" begrüßt er seit Ende Oktober 2016 die Kunden im Saturn-Markt Ingolstadt und zeigt ihnen den Weg zum gewünschten Produkt.

Care-O-bot 4 alias Paul kommt den Saturn-Kunden am Eingang entgegengerollt und heißt sie herzlich willkommen. Fragt man ihn nach einem bestimmten Produkt, begleitet er den Kunden in die Abteilung und bringt ihn zum entsprechenden Regal. Bei einem Small Talk über das Wetter oder über ein anderes Thema entpuppt sich Paul als charmanter Gesprächspartner. Die Kundenberatung selbst überlässt er jedoch lieber seinen menschlichen Kollegen, die er per "Voice over IP" zur Unterstützung zu sich rufen kann. Bevor Paul sich verabschiedet und zum Eingang zurückrollt, stellt er noch einige Feedback Fragen, um herauszufinden, wie die Interaktion mit ihm bei den Kunden ankommt. "Mit dem Einsatz von Paul bieten wir unseren Kunden die Gelegenheit, einen der fortschrittlichsten Roboter der Welt kennenzulernen", erklärt Martin Wild, Chief Digital Officer der Media-Saturn-Holding.

Modularer Aufbau ermöglicht viele Anwendungsbereiche

Den Prototyp des interaktiven Roboters entwickelte das Fraunhofer IPA ursprünglich als Assistenzroboter zur aktiven Unterstützung des Menschen, zum Beispiel in den Bereichen Haushalt, Hotel, Pflegeheim oder Krankenhaus. An der Fertigstellung seiner vierten Generation haben die IPA-Forscher zusammen mit dem Designstudio Phoenix Design und der Firma Schunk drei Jahre getüftelt. Während die Vorgänger des Care-O-bot 4 seit 1989 primär zur Entwicklung technologischer Grundlagen genutzt wurden, bietet die neuste Version als modulare Produktfamilie erstmals die Basis für kommerzielle Lösungen. Nun arbeitet das Fraunhofer IPA mit seiner Ausgründung »Unity Robotics« daran, die Anwendung für verschiedene Einsatzfelder in der Industrie auszugestalten. Saturn ist der erste Kunde, der die Roboterplattform in der Praxis einsetzt. Das Projekt wird vorerst sechs Monate dauern, wobei die Erkenntnisse aus den Praxiserfahrungen mit den Kunden und Mitarbeitern unmittelbar in die Weiterentwicklung der Robotertechnologie einfließen.

Für die Aufgabenstellung von Saturn haben die Stuttgarter Wissenschaftler die Soft- und Hardware von Care-O-bot 4 um weitere Features ergänzt. "Zum Beispiel haben wir seine Navigation, dialogische Kommunikation und Mimik spezifiziert und mit den Firmen Semvox und Phoenix Design umgesetzt", erklärt IPA-Projektleiter Ulrich Reiser. Laserscanner in Schienbeinhöhe geben ihm Orientierung. Mit seiner Frontkamera und der vom Fraunhofer IIS entwickelten Software "Shore" kann er die Laune seines Gegenübers erkennen und eigene Gemütszustände zum Ausdruck bringen. Mikrophone zur Spracherkennung und Kameras zur Gestenerkennung ermöglichen es ihm, zu kommunizieren.

Care-O-bot 4 für Forschung und Industrie zugänglich

Care-O-bot 4 macht nicht nur als Assistent im Handel eine gute Figur. Mit seinem modularen Aufbau und den offenen Softwareschnittstellen lässt sich das System für vielseitige Anwendungsbereiche nutzen. Denkbar wäre zum Beispiel der Einsatz als mobiler Informationskiosk in Einkaufsläden oder Flughäfen, für Hol- und Bringdienste in Heimen oder Büros, für Sicherheitsanwendungen oder als Museumsroboter zur Attraktion. "Wir sind weiterhin daran interessiert, dass möglichst viele Wissenschaftler und Firmen mit dem System arbeiten, um seine Einsatzmöglichkeiten zu erweitern", informiert Reiser. Im Rahmen der Forschungsplattform von Care-O-bot 4 können Experten aus aller Welt die Soft- und Hardwarekomponenten weiterentwickeln. Mit der Ausgründung Unity Robotics wollen die IPA-Experten die Anwendung auf die Bedürfnisse von Unternehmen anpassen und als kommerzielles Produkt verfügbar machen.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

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